In Berlin haben laut Polizei rund 100 Menschen gegen eine Veranstaltung mit dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner in Wilmersdorf demonstriert. Sellner hatte bis zuletzt geheim gehalten, an welchen Ort er in Berlin auftreten wollte. Die Veranstaltung fand schließlich in einem Lokal in der Nähe des U-Bahnhofs Güntzelstraße statt.
Die Demonstranten seien teilweise dem linken Spektrum zuzuordnen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Laut Teilnehmern der Antifa-Protestaktion vor einem Restaurant soll es sich bei der Veranstaltung mit Martin Sellner um eine Lesung gehandelt haben.
Handgreiflichkeiten mit Antifa
Die Demonstranten berichteten zudem, dass vor dem Eintreffen der Polizei mit Pfefferspray in das Restaurant gesprüht worden sei. Die Polizei bestätigte das auf Anfrage zunächst nicht. Man habe die beiden Lager voneinander fernhalten können, erklärte die Sprecherin.

Dass ein bekannter Rechtsextremer bei ihm eine Lesung abhalten wollte, wusste der Betreiber des Lokals offenbar gar nicht. Der Inhaber des Bistros sagte dem Tagesspiegel, dass sich eine größere Gruppe lediglich zum „Essen und Trinken“ angekündigt habe. Um wen es sich bei der Gruppe handelt, sei ihm nicht klar gewesen. Etwa 45 Menschen sollen sich in dem Bistro, dessen Scheiben abgeklebt waren, befunden haben.
Einreiseverbot gegen Martin Sellner ausgesetzt
Ein Reporter der Berliner Zeitung berichtete, dass Demonstranten im Anschluss an die Veranstaltung versuchten, die Besucher der Veranstaltung des Rechtsextremen an ihrer Heimreise zu hindern. Demnach probierten sie, Taxen aufzuhalten. Eine Frau soll bei ihrer Abfahrt außerdem einen rechten Gruß gezeigt haben.
Sellner war früher der Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich. Er besuchte zuletzt deutsche Städte, um aus seinem Buch „Remigration“ zu lesen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff „Remigration“ verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. Für Aufregung sorgte im vergangenen Jahr ein Treffen mit CDU und AfD-Politikern und Sellner in einer Villa in Potsdam, bei dem es um dessen Idee der Remigration gegangen war. Im Anschluss daran hatte die Ausländerbehörde der Stadt ein bundesweites Einreiseverbot gegen Sellner erlassen, gegen welches er juristisch vorgeht. ■