Häusliche Gewalt ist für Frauen in Deutschland Alltag: Eine von vier Frauen erlebt in ihrem Leben häusliche Gewalt. Fast jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Am 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Der Tag wird auch als „Orange Day“ bezeichnet. Die Kampagne der UN, die auch als „Orange the World“ bekannt ist, nutzt Orange als Alarmfarbe, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Orange symbolisiert gleichzeitig Hoffnung auf eine gewaltfreie Zukunft und soll als Warnsignal dienen.
Leider ist Gewalt gegen Frauen auch in Berlin bittere Realität. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden in Berlin im vergangenen Jahr 13.640 Frauen und Mädchen Opfer von häuslicher Gewalt – ein Anstieg um 3,8 Prozent gegenüber 2023. In Wahrheit sind es noch mehr Fälle, denn die Dunkelziffer ist hoch. Für Betroffene gibt es verschiedene Hilfsangebote – und Wege, sich zu schützen.
Warum Weihnachten für Frauen besonders gefährlich ist
Die BIG‑Hotline (Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen) ist unter der Telefonnummer 030 6110300 rund um die Uhr und auch in verschiedenen Sprachen erreichbar. Die Initiative berät, vermittelt Schutzunterkünfte und kommt auch zu den Betroffenen. Allerdings ist diese Initiative (wie viele andere auch) von den aktuellen Sparmaßnahmen des Senats betroffen.
Durch die Kürzungen fehlt es an Personal, sodass Betroffene vier bis sechs Wochen auf einen Termin für eine Erstberatung warten, erklärt Nua Ursprung von BIG e.V. Im letzten Jahr waren 4500 Frauen auf der Suche nach einem Schutzplatz, 3305 konnte BIG e.V. keinen Platz anbieten. Vor allem nach Weihnachten und nach den Sommerferien bitten viele Betroffene um Hilfe, weil der Leidensdruck so hoch ist. „In diesen Zeiten ist man traditionell gezwungen, viel Zeit mit der Familie zu verbringen“, erklärt Ursprung.

Hilfsangebote für Frauen, die in Berlin Opfer von Gewalt werden
Täglich können Betroffene alternativ unter der Telefonnummer 030 6154243 das Frauenkrisentelefon Berlin anrufen. Hier finden Sie Hilfe, wenn Sie in einer schwierigen Situation sind, die Sie für sich klären möchten, wenn Sie Wege aus einer akuten Krise suchen oder wenn Sie Informationen über andere Hilfsangebote und Anlaufstellen benötigen. Hier gibt es freitags auch eine telefonische Sozialberatung speziell für Frauen mit Migrationshintergrund. Es gibt zudem die Möglichkeit einer Onlineberatung per Mail oder Chat unter https://frauenkrisentelefon.assisto.online/.
Die Einrichtung LARA richtet sich an Frauen, trans, inter und nicht binäre Personen, die Gewalt erfahren. Über die telefonische Hotline 030 2168888 können Betroffene von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr spontan und in Krisensituationen mit den Mitarbeiterinnen sprechen. Auch hier gibt es ein Online-Angebot und es wird bei der Therapieplatzsuche unterstützt.
Das Anti-Stalking-Projekt mit Sitz in Berlin-Friedrichshain bietet kostenlose Beratungen für Frauen, die von Stalking und/oder Cyberstalking betroffen sind, an.

Einrichtungen in Berlin, die Schutz vor Gewalt bieten
Über die BIG-Hotline (siehe oben) wird Betroffenen ein Platz in einem Frauenhaus in Berlin vermittelt. Zudem gibt es Orte wie den Frauenraum in der Torstraße 112 in Berlin-Mitte. Dort wird im Falle von häuslicher Gewalt, Stalking, Zwangsverheiratung u.a. beraten. Außerdem gibt es im Ostbahnhof in Berlin eine Anlaufstelle der Bundespolizei, in der Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, Beratung und Unterstützung erhalten können.
Hilfsangebote gegen Übergriffe bei Veranstaltungen in Berlin
Wer auf Veranstaltungen wie Fußballspielen oder Festivals akut Hilfe braucht, kann sich an das „Team Lotte“ wenden. Helferinnen und Helfer von dem Schutzkonzept erkennen Betroffene an ihren auffällig pinken Westen. Sie sind zum Beispiel bei Heimspielen von Hertha BSC rund ums Olympiastadion unterwegs. Vor Ort gibt es auch eine psychosoziale Notfallbetreuung und es bestehen Kontakte zum Sanitätsdienst.
Das stumme Zeichen, um Hilfe zu rufen
- Ausgestreckte Handfläche nach vorne
- Daumen einklappen
- Die übrigen vier Finger über den Daumen falten
Menschen, die darauf sensibilisiert sind, verstehen dieses Zeichen als Hilferuf. Wenn Sie es selbst nutzen – seien Sie sicher, dass jemand hinsehen könnte, der helfen kann.
Wichtige Hinweise für Betroffene von Gewalt
Wenn Sie akut in Gefahr sind – zögern Sie nicht, die Polizei zu rufen (Tel. 110) oder sich über die BIG-Hotline vermitteln zu lassen – auch nachts. Viele Beratungsstellen bieten anonyme Hilfe – Sie müssen nicht mit Ihrem vollen Namen anrufen oder sich identifizieren. Wenn möglich, notieren Sie sich Vorfälle (mit Datum), machen Sie Fotos oder sichern Sie Chatverläufe. Das kann später helfen, die Gewalt nachzuweisen. Und ein Hinweis für Männer: Bekommen Sie mit, dass ein Freund oder Verwandter gewalttätig wird, ignorieren Sie das Verhalten nicht, sondern sprechen Sie es an.



