Von der „Nestbeschmutzerin“ zur Preisträgerin – Sprembergs Bürgermeisterin Christine Herntier hat eine turbulente Zeit hinter sich. Im Sommer wagte sie den Schritt an die Öffentlichkeit, prangerte in einem Brandbrief die zunehmenden rechtsextremen Umtriebe in ihrer Lausitz-Stadt an. Vier Monate später wird sie dafür geehrt: Gemeinsam mit zwei Bürgerinitiativen erhält sie einen bundesweiten Preis für Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus.
Die Auszeichnung, dotiert mit 2000 Euro, wird vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas verliehen – bei einem festlichen Charity-Dinner im Berliner Hotel Adlon. Mit dabei: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD). Neben Herntier werden auch die Initiativen Unteilbar Spremberg und AG Spurensuche geehrt, vertreten durch die evangelischen Pfarrerinnen Elisabeth Schulze und Jette Förster.
Spremberg: Rathaus-Chefin machte bundesweit Schlagzeilen
Für Herntier ist der Preis mehr als eine persönliche Anerkennung. „Es ist eine große Bestätigung, dass es richtig ist, nicht zu schweigen, sich nicht zu verstecken und nicht nur darauf zu hoffen, dass es schon keiner bemerkt“, sagt die parteilose Rathaus-Chefin. Ihr Brief an die rund 22.000 Einwohner hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht. Darin forderte sie, Straftaten wie verfassungsfeindliche Symbole oder Volksverhetzung nicht länger hinzunehmen und gemeinsam Haltung zu zeigen.
Die Reaktionen waren gespalten: Manche beschimpften sie als „Nestbeschmutzerin“, andere feierten ihren Mut. Doch Herntier bleibt standhaft. Sie habe mehr Unterstützer gewonnen als verloren, betont sie. Zuspruch kommt aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland. Sie habe viel mehr Freunde und Unterstützer gewonnen, als sie verloren habe. „Da muss ich ganz richtig gelegen haben“, meint Herntier, die sich nicht einschüchtern lässt.
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Besonders Kinder und Jugendliche müssten geschützt werden. Rechtsextreme versuchten gezielt, sie mit Freizeitangeboten, Sport oder Lagerfeuern zu ködern. „Sie dürfen nicht instrumentalisiert oder missbraucht werden“, mahnt Herntier.


