Ehrlich, es wundert mich heute noch, dass nach dem Mauerfall die Sexshops im Osten boomten. Nun gibt es sogar noch ein Buch über dieses Phänomen. In der Tat kann ich mich noch gut daran erinnern. Auch, wie nach dem 9. November 1989 viele DDR-Bürger bei ihrem ersten West-Berlin-Besuch den Beate-Uhse-Laden am Bahnhof Zoo stürmten. Wohl eher aus Neugier, denn Pornos, Sexspielzeug und Reizwäsche gab es im SED-Staat offiziell nicht.
Dabei war der Osten beim Sex sehr erfinderisch. Wie ich erst jüngst in einer Studie lesen konnte, bastelte man sich sogar Vibratoren aus Rasierapparaten. Auch sexy Unterwäsche sollen sich DDR-Frauen in Heimarbeit geschneidert haben. Und wie man so hört und auch berichtet hat, wurden selbst Pornos in Hinterzimmern auf Schmalfilm gedreht.
Als Vorbild dienten Softpornos, die man dank RTL-plus und Sat.1 Ende der 80er-Jahre teilweise auch in der DDR zu sehen bekam. Da staunte man nicht schlecht, wie in den westdeutschen „Schulmädchen-Reports“ aus den 70ern selbst „Traumschiff“-Star Sascha Hehn und Liedermacher Konstantin Wecker ihr Können auf diesem Gebiet zeigten.

In puncto nackter Haut lebten wir in der DDR nun wirklich nicht hinterm Mond
In puncto nackter Haut lebten wir in der DDR, dem Land der FKK-Hochkultur, nun wirklich nicht hinterm Mond. Wenn die Friedrichstadt-Palast-Stars Kristina Merkel und Rainer Gens ihre erotischen Tänze zeigten, war die Republik begeistert.
In Zeitschriften gab es Aktfotos – wie im Magazin oder im Eulenspiegel, die am Kiosk stets vergriffen waren. Diese Bilder von DDR-Fotografen waren Kulturgut. Selbst Filme mit viel nackter Haut liefen zur späten Stunde im Ost-TV. Ich erinnere mich da an die französische Serie „Erotisches zur Nacht“.
Eigentlich hätten wir Sexshops gar nicht gebraucht. Man kann ja so manches über die DDR sagen. Aber prüde war sie nicht! ■