Großdemo, Berlin dicht

Politiker müssen sich wehren, weil sie mit Sahra Wagenknecht auftreten

SPD-Mann Ralf Stegner und Linke-Politikerin Gesine Lötzsch mussten erklären, warum auf einer Kundgebung reden, bei der auch die umstrittene BSW-Chefin zu hören sein wird. 

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Sahra Wagenknecht auf einer Friedensdemo im vergangenem Jahr.
Sahra Wagenknecht auf einer Friedensdemo im vergangenem Jahr.IPON/imago

Am Tag der Deutschen Einheit wird in Berlin mächtig demonstriert. Allein die Großdemo, die um die Mittagszeit Zehntausende zum Großen Stern führt, sorgt für Unruhe. Nicht nur, weil der Verkehr in der Hauptstadt beeinträchtigt wird. Unruhe gab es schon im Vorfeld der Demo. Zwei Politiker müssen sich wehren, weil sie bei der Abschlusskundgebung unter anderem mit der umstrittenen BSW-Chefin Sahra Wagenknecht als Redner auftreten werden.

Die Großdemo (Motto: „Nein zu Krieg und Hochrüstung! Ja zu Frieden und internationaler Solidarität“) richtet sich gegen die Stationierung von US-Raketen, gegen die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten und gegen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine oder Israel. Zu der Veranstaltung hat die die Initiative „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder“ aufgerufen.

Die Demo startet um 12.30 Uhr, mit drei Auftaktkundgebungen am Breitscheidplatz, in Alt Moabit und am Gleisdreieck. Dann geht es über drei Routen zum Großen Stern, wo um 14.30 Uhr die  Abschlusskundgebung beginnt. Neben Sahra Wagenknecht werden auch die Linken-Politikerin Gesine Lötzsch und der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner sprechen. Diese mussten sich wegen ihrer Teilnahme bei der Friedensdemo offenbar zuvor verteidigen.

SPD-Mann Ralf Stegner: „Kein Pazifist, aber ein entschiedener Kriegsgegner“

Stegner erklärte, er sei „kein Pazifist, aber ein entschiedener Kriegsgegner“, darum nehme er an dieser Demo teil. Klar sei, die Ukraine müsse sich gegen den russischen Angriffskrieg verteidigen. Aber diese werde nicht allein mit militärischen Mitteln gelingen, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Verhandlungen zu bewegen. Es würde „zum Krieg immer eine Alternative geben“.

Bundestagsabgeordneter Ralf Stegner (SPD)
Bundestagsabgeordneter Ralf Stegner (SPD)Georg Wendt/dpa

Auch ein Tag vor der Demo verteidigte der Sozialdemokrat seine Teilnahme an der Demo. Stegner sehe kein Problem darin, mit Kritikern der Bundesregierung wie der BSW-Vorsitzenden Wagenknecht auf einer Bühne zu stehen, sagte er am Mittwoch im RBB-Inforadio. Sich wegen Wagenknecht aus der Friedensbewegung verdrängen zu lassen, sei falsch. „Wenn man das den Populisten überlässt, kommt das dabei heraus, was ich in Sachsen, in Brandenburg, in Thüringen gesehen habe.“

Auch Linke-Politikerin Gesine Lötzsch musste sich wegen ihrer Demo-Teilnahme rechtfertigen. Sie erklärte, dass das Ziel der Demo sei, ein breites Spektrum an Menschen zu gewinnen. Lötzsch wolle dabei zeigen, dass es möglich ist, gemeinsam für eine Welt ohne Krieg zu demonstrieren, „auch wenn man im Detail unterschiedliche Auffassungen hat“.

Gesine Lötzsch (Linke)
Gesine Lötzsch (Linke)Chromorange/imago

Drei Routen zur Großdemo – HIER kommt es zu Straßensperrungen:

- Nord-Route: Rathenower Straße - Turmstraße - Stromstraße - Lessingstraße - Altonaer Straße - Großer Stern

- Süd-Route: Schöneberger Ufer - Köthener Brücke - Reichpietschufer - Stauffenbergstraße - Tiergartenstraße - Hofjägerallee - Großer Stern

- West-Route: Breitscheidplatz - Budapester Straße - Hardenbergstraße - Ernst-Reuter-Platz - Straße des 17. Juni - Großer Stern

Bereits seit 6.30 Uhr ist die Straße des 17. Juni zwischen Großen Stern und Yitzhak-Rabin-Straße abgeriegelt. Seit 0 Uhr ist der gesamte Bereich rund um die Siegessäule für den Kfz-Verkehr dicht. Die Sperrungen werden dort bis voraussichtlich 22 Uhr dauern. ■