Die Berliner werden immer älter und damit auch pflegebedürftiger – doch die Zahl der vollstationären Pflegeeinrichtungen in Berlin sinkt. Deutschlandweit müssen immer mehr Pflegeheime schließen, steigende Kosten treiben Häuser in die Insolvenz. Probleme, die es auch in Berlin gibt, wie die Antwort der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege auf eine kleine Anfrage des AfD-Abgeordneten Carsten Ubbelohde zeigt.
Bis Mitte Dezember 2023 verzeichnete der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) deutschlandweit 783 Insolvenzen und Schließungen in der Altenpflege. „2023 mussten täglich zwei Pflegeeinrichtungen Insolvenz beantragen oder schließen“, erklärt AGVP-Präsident Thomas Greiner. „Jede Insolvenz bedeutet eine tiefe Verunsicherung für Pflegebedürftige, sowohl in ambulanter Betreuung als auch in Pflegeheimen.“ Gründe: steigende Personalkosten und steigende Standards, das Fehlen von günstigem Bauland, Sanierungsstau und Fachkräftemangel.
Steigende Kosten: Im vergangenen Jahr mussten 13 Pflegeheime schließen
Die Zahlen sind erschreckend. Während in den vergangenen vier Jahren in Berlin nur sieben Pflegeeinrichtungen neu eröffnet wurden, mussten 24 Häuser schließen. Besonders im vergangenen Jahr schnellten die Zahlen der Schließungen nach oben – von vier im Jahr 2022 auf 13 im Jahr 2023.
Im vergangenen Jahr machten mehrere Schließungen im Pflegebereich Schlagzeilen, wurde über langjährige Bewohner von Pflegeeinrichtungen berichtet, die plötzlich ihr Zuhause verloren. 70 Senioren erfuhren kurz vor Weihnachten, dass sie das Elsbeth-Seidel-Haus in Grunewald verlassen müssen. Grund: Die Instandhaltungskosten überstiegen die Einnahmen. Das gleiche Schicksal ereilte im Februar vor einem Jahr 100 Bewohner eines Seniorenheims am Weddinger Schillerpark. Steigender Pachtzins und Kosten machten das Haus für die Betreiber unrentabel. Jetzt wohnen hier ukrainische Flüchtlinge. Und im August vermeldeten wir, dass das Diakoniewerk Simeon sein Heim in der Neuköllner Sonnenallee aufgibt.
Von Jahr zu Jahr gibt es in Berlin weniger vollstationäre Langzeitpflegeeinrichtungen. Inzwischen sind es nur noch 266. Und damit sank auch die Zahl der Plätze – von 31.727 im Jahr 2020 auf 30.804 im Jahr 2023. „Die Gründe für die Schließung von vollstationären Langzeitpflegeeinrichtungen werden der Heimaufsicht in der Regel nicht genannt. Daher sind keine konkreten Angaben zu Insolvenzen oder Umwandlungen in Einrichtungen für geflüchtete Menschen möglich“, heißt es in der Antwort von Ellen Haußdorfer aus der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege.
160.000 Pflegebedürftige leben in Berlin
Dabei müsste die Zahl der Pflegeplätze steigen. An die 160.000 Pflegebedürftige leben in der Stadt, Tendenz steigend. Die meisten von ihnen werden von Angehörigen oder ambulanten Diensten versorgt. Bei rund 80 Prozent aller Betroffenen ist das der Fall.
Und die Berliner werden immer älter, wie wir am Mittwoch berichteten. In Berlin ist die Zahl der Menschen über 80 innerhalb der vergangenen elf Jahre von 142.900 auf 237.900 im Jahr 2022 gewachsen. Das Landesamt für Statistik berichtet, dass im Jahr 2021 22,7 Prozent der Berliner und 30,4 Prozent der Berlinerinnen im Alter von 80 bis unter 85 Jahren pflegebedürftig gewesen seien. ■