Seit 17 Jahren werden in Berliner Spitzenhotels Mahlzeiten gegen den Hunger und für ein bisschen Wärme zu Weihnachten gekocht. Für Obdachlose beginnt die harte Zeit auf der Straße nach Weihnachten.
Hunger macht mürbe. Wenn das Loch im Magen das Denken benebelt, wenn das Ziehen alles andere überdeckt, zählt nur die nächste Mahlzeit. Hungrig auf der Straße sein, ohne Obdach, das ist noch schlimmer. Der Hunger sucht sich dann Verbündete wie die Kälte, wie die Einsamkeit, um den Menschen noch härter zuzusetzen.
Während wir mit einem Dach überm Kopf in unseren Wohnungen uns Gedanken über das Festessen zu Weihnachten machen, geht es für andere draußen weiter ums Ganze und um ein bisschen Würde.
Sternekoch kocht für Obdachlose in Berlin
Weihnachten ist die Zeit, in der viele geben. Es gibt Veranstaltungen, Essen werden gekocht, die Herzen sind weit. In diesem Jahr kocht etwa Sterne-Koch Eberhard Lange für die Gäste der Berliner Stadtmission. Lange gehört zu den 100 besten Köchen Deutschlands und kocht normalerweise im Hugos, dem Gourmetrestaurant des Berliner Hotels InterContinental. Dieses Jahr zu Weihnachten kocht Eberhard Lange mit InterContinental Küchenchef Henning Drenkhahn erstmals auch für obdachlose Menschen.
2400 Mahlzeiten zu Weihnachten
Hier im Interconti entstand vor 17 Jahren die Idee, zwischen den Jahren warme, reichhaltige und nährende Mahlzeiten für Obdachlose zu kochen. Inzwischen werden an acht Tagen mehr als 2400 Mahlzeiten serviert.
Ausgegeben wird das Essen zwischen Weihnachten und Neujahr in den Notunterkünften der Berliner Stadtmission. Damit helfen die Berliner Hotels, Bedürftige zu versorgen. Jedes Hotel kocht dazu im Wechsel ein warmes, deftiges Abendessen für jeweils 300 Gäste der Berliner Stadtmission.
Dieses Jahr stehen Fleischbällchen in Soße mit Gemüse und Nudeln vom Hotel Sheraton, Berliner Erbseneintopf mit Geflügelwiener aus dem Haus Pullmann Berlin Schweizer Hof, Penne Bolgnese vom Hotel Bristol auf dem Speiseplan. Das Dorint am Kudamm kocht Grünen Bohneneintopf, das Marriott Rindsgulasch mit Rotkohl und Spätzle. Das Crowne Plaza am Potsdamer Platz serviert Chili con Carne, das Crowne Plaza City Centre steuert Wildgulasch bei, bis schließlich das Interconti am Neujahrstag Hähnchengeschnetzeltes mit Erbsen und Möhren kocht.
Nächstenliebe geht durch den Magen
„Weil die Armut in Berlin wächst und es immer mehr bedürftige Menschen in der Stadt gibt, wollen wir unser langjähriges Engagement fortführen und in diesem Jahr wieder notleidende Menschen in der Hauptstadt unterstützen“, sagt Christiane Reisberger, Office Manager des InterContinental Berlin und seit 17 Jahren die verantwortliche Organisatorin.
„Für unsere Gäste ist das Essen exzellenter Berliner Spitzenköche ein besonderes kulinarisches Erlebnis. Wir danken den Berliner Hotels dafür, dass sie bereits zum 17. Mal in Folge unsere obdachlosen Gäste zwischen den Jahren bekochen. So kann unser Küchenteam sich auf ein paar freie Abende freuen“, erklärt Stadtmissionsdirektor Christian Ceconi.

Bei der Stadtmission weiß man, dass bei obdachlosen Menschen gehaltvolle Mahlzeiten besonders gut ankommen. Sie machen satt und geben den Menschen Energie, um den Winter auf der Straße zu überstehen. Denn der beginnt in seiner ganzen Härte für Obdachlose erst nach Weihnachten. Wenn die Lichter wieder verstaut sind, die Tannen am Straßenrand liegen, die Feiern gefeiert.
Heiligabend veranstaltet die Berliner Stadtmission einen Gottesdienst im Berliner Hauptbahnhof. Um 22 Uhr wird es nach dem Motto „Gott kommt zum Zug“ für Reisenden, Familien, Menschen ohne Obdach und allen, die möchten, die Möglichkeit geben, die Weihnachtsgeschichte zu hören, gemeinsam Lieder zu singen. Stadtmissionsdirektor Christian Ceconi hält eine Predigt und der Gospel-Sänger Simon Paterno und Musical-Sängerin Mirjam Schläper singen.
Weihnachten für Obdachlose und Arme
Für arme, wohnungslose und obdachlose Menschen veranstaltet Diakon Uli Neugebauer an Heiligabend eine Feier unter dem Motto „Christmas to go“. Zwischen 15 und 18 Uhr können Menschen dazu spontan in die Lehrter Straße 68 nahe dem Hauptbahnhof kommen. Die Ankommenden bekommen auf dem Parkplatz Tee, Kaffee und Gebäck.
In der Kapelle gibt es anschließend Weihnachten für die Seele mit weihnachtlicher Musik und Erzählungen. Damit der Magen bei der Bescherung nicht knurrt, werden danach im Festsaal Braten mit Rotkohl und Klößen serviert. Abschließend gibt es im Hof für alle Geschenke. Ein Durchgang dauert etwa anderthalb Stunden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. ■