Seit Jahrzehnten geht die Zahl der Verkehrstoten zurück. In Berlin ist sie zuletzt aber wieder deutlich gestiegen. 55 Menschen starben 2024 auf den Straßen in Berlin – davon waren 24 Fußgänger. Das sind insgesamt 22 Tote mehr als im Vorjahr. Ein Blick nach Helsinki könnte helfen, die Berliner Straßen wieder für alle sicherer zu machen!
Offiziell hält Berlin an der Vision Zero fest, also das Ziel, dass es in der Hauptstadt gar keine tödlichen Verkehrsunfälle mehr gibt. Doch davon ist Berlin weit entfernt. Wie also kann man die Hauptstädter besser schützen? Verkehrsunfälle sind kein Schicksal, ist die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer (UDV) überzeugt und plädiert für einen Blick in die Hauptstadt Finnlands. „Helsinki ist ein sehr positives Beispiel“, sagt Kirstin Zeidler. Die Zahl der Verkehrstoten ist dort drastisch gesunken. Seit Juli 2024 gab es sogar gar keinen Verkehrstoten mehr!
Das ist wichtig für mehr Verkehrssicherheit
„Helsinki hat an vielen Stellschrauben gedreht. Man tat sehr viel für die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern“, erklärt Zeidler. Auf mehr als der Hälfte der Straßen gilt Tempo 30, es wurde in Radwege und Zebrastreifen investiert, Verkehrskontrollen wurden verstärkt.
Zwar sind Helsinki (690.000 Einwohner) und das mehr als fünfmal so große Berlin schwer zu vergleichen – etwa mit Blick Verkehrsdichte oder auch die Länge der Wege. „Trotzdem ließe sich von dort einiges übernehmen“, meint Zeidler. Das sind ihre Vorschläge:

So sind Radfahrer sicherer
Für Radfahrer sind vor allem Kreuzungen und Grundstückseinfahrten Unfall-Hotspots. Also muss man dort für freie Sicht sorgen. Zeidler: „Es hilft zum Beispiel, große Sichtdreiecke zu schaffen und auch illegales Parken an diesen Stellen zu verhindern.“ Wichtig seien außerdem getrennte Ampelphasen: „Wenn Autos und Lkw Rot haben, bekommen Fußgänger und Radfahrer Grün und umgekehrt. Das halten wir für die beste Lösung, weil es Berührungspunkte vermeidet und sich vergleichsweise schnell umsetzen lässt.“
So sind Fußgänger sicherer
Für Fußgänger ist es am gefährlichsten, die Fahrbahn an einer beliebigen Stelle zu überqueren. Deshalb seien viel mehr Überwege nötig, meint Zeidler. „Ich bin ein großer Fan der Mittelinsel. Sie ist sehr sicher, wie unsere Forschung zeigt.“ Gerade Ältere und Kinder sind weit sicherer, wenn sie in zwei Phasen über die Straße gehen können. „Ist der Platz dafür nicht da, sind Zebrastreifen oder Fußgängerampeln gute Alternativen.“ Berlin habe hier großen Nachholbedarf wie andere Großstädte in Deutschland auch.
Mehr Kontrollen notwendig
„Helsinki hat auch die Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen sehr stark ausgebaut“, sagte Zeidler. „Wir wissen: Höchstgeschwindigkeiten sind das eine, dass sie ohne ausreichende Kontrollen regelmäßig nicht eingehalten werden, das andere.“ Das gelte genauso für andere Verkehrsverstöße. „Es gibt die Möglichkeit, feste Blitzer an typischen Unfallschwerpunkten aufzustellen, zum Beispiel vor Schulen und Seniorenheimen“, sagte Zeidler. „Und man braucht zusätzlich auch mobile Blitzer, von denen nicht bekannt ist, wo sie stehen.“ (dpa)