Atemschutzgeräte, Schläuche, Wassertank, Schaum, Schutzkleidung – gebannt hören die Schülerinnen der 9. Klasse an der Alfred-Nobel-Schule in Neukölln zu, wenn Feuerwehrleute ihnen ihre Arbeit erklären. Die Vorführung ist Teil eines neuen Schulfachs: An der deutschlandweit ersten Schule können Berliner Schüler „Retten und Schützen“ als freiwilliges sogenanntes Wahlpflichtfach belegen.
Entstanden ist das Projekt aus den „Kiezgesprächen“, mit denen die Feuerwehr seit 2023 gezielt Jugendliche in sozialen Brennpunkten anspricht – auch, um Eskalationen wie die Angriffe auf Rettungskräfte in der Silvesternacht zu verhindern. Die Schule im Neuköllner Stadtteil Britz im Südosten Berlins war sofort dabei. Sie gilt als vorbildlich in der Berufsorientierung, bietet sogar ein Wahlpflichtfach Luftfahrt an. Mit diesem Schuljahr ist an der Alfred-Nobel-Schule Retten und Schützen für die 9. und dann auch für 10. Klasse ins Angebot aufgenommen worden.
Schüler erleben hautnah, was Helfen bedeutet
Die Schülerinnen und Schüler erleben hautnah, was es bedeutet, zu helfen. „Ich finde es toll, wenn man Leuten helfen kann, anstatt in Panik zu geraten, wenn etwas Schlimmes passiert“, sagt die zwölfjährige Lisa My Trinh. „Es gibt viele Situationen zum Helfen und jedes Leben ist wichtig.“

Auch der 14-jährige Colin ist fasziniert. Er lässt sich die hydraulische Schere zeigen, mit der die Feuerwehr Unfallwagen aufschneiden kann. Für ihn ist die Arbeit bei der Feuerwehr eine mögliche berufliche Zukunft. Das neue Fach, sagt er, sei „eine gute Möglichkeit, die Arbeit schon mal kennenzulernen“.
Auch im Feuerwehr-Fach gibt es Noten
Der Unterricht verbindet Theorie und Praxis. Lehrkräfte und Feuerwehrleute gestalten ihn gemeinsam, es gibt wie in allen Fächern reguläre Noten. Unterstützung kommt von höchster Stelle: Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) lobt das Projekt. „So ein Unterricht fördert gegenseitiges Verständnis und Respekt“, sagt sie. Das sei nicht unwichtig mit Blick auf die Randale in manchen Stadtteilen in der Silvesternacht. Günther-Wünsch: „Wir machen hier Unterricht auf der Höhe der Zeit.“


