Grüne Höfe

Nach Eskalation in Pankow: Bürgerinitiative sagt nein zu Gewalt

Unbekannte haben am Sitz der Gesobau in Pankow Autos beschädigt. Die Anwohner distanzieren sich.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Ein Naturschutz-Schild hängt an einem Baum im Pankower Ossietzky-Kiez. Hier sollen über 50 Bäume gefällt werden, um zwei Fertigteilhäuser bauen zu können.
Ein Naturschutz-Schild hängt an einem Baum im Pankower Ossietzky-Kiez. Hier sollen über 50 Bäume gefällt werden, um zwei Fertigteilhäuser bauen zu können.Gerd Engelsmann

Es wird nicht ruhiger um den geplanten Bau zweier Wohnhäuser im Pankower Schlosspark-Kiez. Wie die Polizei am Wochenende mitteilte, wurden in der Nacht zu Freitag mehrere Fahrzeuge an der Firmenzentrale der Gesobau am Stiftsweg beschädigt. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft will in zwei grünen Innenhöfen nachverdichten und 90 Wohnungen in zwei Häusern bauen. Dagegen regt sich Protest. Drei Klagen laufen gegen das Projekt.

Nachdem die Gesobau mithilfe von Kampfhunden, Wachschutz und Polizei die ersten Bauzäune aufstellen ließ und Strafanzeige gegen die eigenen Mieter stellte, gab es nun den Fall von Vandalismus auf dem Firmengelände.

Staatsschutz ermittelt wegen Anschlag auf Gesobau in Pankow

Dabei wurden Scheiben von Autos eingeschlagen und Autoreifen zerstochen. Mitarbeiter meldeten den Vorfall am Freitag um 6.20 Uhr, woraufhin der Staatsschutz Ermittlungen übernahm.

Die Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow distanziert sich von dem Ausbruch der Gewalt: „Mit Erschrecken haben wir eine Meldung über Vandalismus an Fahrzeugen der Gesobau AG auf dem Gelände am Stiftsweg zur Kenntnis genommen. Da sich diese Tat in unserer Nachbarschaft und in der aktuellen Lage ereignet, stellen wir klar: Die Bürgerinitiative ‚Grüner Kiez Pankow‘ distanziert sich ausdrücklich von gewalttätigem Gedankengut und Verhalten sowie von Aufrufen dazu.“

Auch wenn aktuell viel Aufregung herrsche und die Gemüter vieler erhitzt seien, rechtfertigt dies in keinster Weise Angriffe oder Gewalt jeglicher Art, so die Bürgerinitiative. „Wir haben immer die sachliche Diskussion gesucht und werden diesen Weg auch weiter beschreiten. Bürger:innen, die solche Taten begehen, handeln nicht in unserem Sinne und nicht im Sinne der Nachbarschaft“, heißt es weiter.

Der Sitz der Pankower Gesobau liegt nur wenige Hundert Meter neben dem Grundstück an der Ossietzkystraße, wo eine Flüchtlingsunterkunft mit 420 Plätzen entstehen soll.

Bausenator ignoriert demokratischen Prozess

Nach massiver Kritik sind auf dem Gelände die Hunde der Wachschützer wieder abgezogen worden.

Verzweifelte Bewohner blockierten die Zufahrt zu ihrem Hof, um eine Baustelleneinrichtung zu verhindern.
Verzweifelte Bewohner blockierten die Zufahrt zu ihrem Hof, um eine Baustelleneinrichtung zu verhindern.Gerd Engelsmann

Derweil bekommen die Anwohner Unterstützung von Stadtforscherinnen der TU Berlin. Sie haben einen Brief an den Bausenator Christian Gaebler verfasst. „Mit Entsetzen nehmen wir zur Kenntnis, dass ein Senator einen langjährigen demokratischen Prozess nicht nur ignoriert, sondern es offenbar sogar gutheißt, wenn dieser zum Nachteil aller Beteiligten – der jetzigen Anwohner, der dort künftig untergebrachten Geflüchteten und unser aller Ressourcen, der Stadtnatur – übergangen wird.“

Grundsätzlich unterstütze man die Haltung, Geflüchtete menschenwürdig unterzubringen. Doch: „Die von Ihnen der Veränderung unfähig bezeichneten Anwohner haben über drei Jahre einen Kompromiss ausgehandelt, entsprechend den Leitlinien der Beteiligungskultur. Dieser Kompromiss stellt genauso viel Wohnraum zur Verfügung.“ Es würden allerdings wesentlich weniger Bäume fallen in diesem demokratisch erwirkten und entsprechend den gültigen planerischen Rahmenbedingungen ausgehandelten Kompromiss, argumentieren die Verfasserinnen. „Geflüchtete fänden dort ein Zuhause und Berlin würde dem Leitbild der Schwammstadt folgen. Die vorhandenen Bäume, Klimaanlagen dieser Stadt, würden weitestgehend geschützt.“