Angeklagt in 13 Fällen

Müll, Kinderwagen, Motorräder: Feuerteufel nicht zu bremsen

Ein Azubi zündelt binnen zehn Monaten wild drauflos. Seit März sitzt er in U-Haft und hofft vor Gericht auf Milde sowie eine Bewährungsstrafe.

Author - Berliner KURIER
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Der Angeklagte Tom-Maximilian Y. (20/r.) verdeckt vor Gericht sein Gesicht.
Der Angeklagte Tom-Maximilian Y. (20/r.) verdeckt vor Gericht sein Gesicht.Pressefoto Wagner

Ein Feuerteufel schlich nachts durch Straßen und Häuser. Mülltonnen gingen in Flammen auf, mehrere Motorräder brannten, in einem Hochhaus wurden Kinderwagen angezündet. Für die Brandserie in Marzahn und Fennpfuhl soll Tom Y. (20) verantwortlich sein. 13 Fälle innerhalb von neun Monaten werden in der Anklage aufgelistet. Seit 10. März sitzt Azubi Y. in U-Haft und nun vor Gericht. Zündelte er aus Wut und Frust?

Es geht um zum Teil schwere Brandstiftung und Sachbeschädigung. Die erste Tat am 19. Juni 2024. Gegen 22 Uhr wurde im Bereich Poelchaustraße ein Dixi-Klo angezündet. Pech für den Feuerteufel: Polizisten waren in der Nähe, verfolgten den Verdächtigen. Der verschwand in einem Hochhaus – und blieb auf der Flucht in einem Fahrstuhl stecken. Y. wurde festgenommen, kam aber schnell wieder frei. Unbeeindruckt schlug er laut Anklage einen Monat später erneut zu. Ein Müllcontainer in einem Hausdurchgang war betroffen. Ein Augenzeuge konnte noch ein Foto machen. Die Spur führte zu Y.

Die Brände wurden zunehmend gefährlicher

Anfang Januar eine Serie. Immer wieder brannte es in der Poelchaustraße. Mülleimer, ein Plastikcontainer auf dem Gelände einer Kita, am 5. Januar geriet ein Müllcontainer in Vollbrand. Zunehmende Gefährlichkeit: am 21. Februar wurde gegen 21.30 Uhr im 11. Stock eines Wohnhauses ein Kinderwagen angezündet. Ein Zeuge bemerkte die Flammen, konnte den Kinderwagen löschen. Kurz darauf brannten zwei Kinderwagen in einem Abstellraum im 10. Stockwerk. Auch die Tür stand in Flammen.

Im März wurde in Fennpfuhl die Fassade einer Kita beschädigt – Y. soll einen Abfallcontainer angesteckt haben. „Die gesamte Holzfensterfront geriet in Brand“, heißt es in der Anklage. Wenig später brannten nicht weit entfernt Motorräder. Polizisten sollen Y. kurz darauf entdeckt haben – an einem Motorrad.

Der Angeklagte gestand zwei Taten

Zwei Taten gestand Y. nun. Die Verteidigerin: „Die beiden ersten Fälle der Anklage.“ Der Richter zum Feuerteufel: „Was war los, warum kam es zu den Taten?“ Tom Y.: „Hatte an dem Abend Streit mit meiner Freundin.“ Der Richter: „Wollten Sie sich abreagieren?“ Der Angeklagte: „Weiß ich nicht, keine Erinnerung.“

Der Richter: „Haben Sie ein besonderes Interesse an Bränden?“ Tom Y.: „Eigentlich nicht. Habe aber mal gegenüber einer Feuerwache gewohnt und viel beobachtet – die Fahrzeuge, die Technik und so.“

Ob er sich zu weiteren Vorwürfen äußern wird, ist noch offen. Y. hofft auf Bewährung, will sich nach Angaben seiner Anwältin in Therapie begeben. Urteil: Voraussichtlich 27. August. (KE)