Im Wahn?

Kinder mit Axt erschlagen! Jetzt steht die Mutter vor Gericht

Rosenheim in Bayern: Die 39-Jährige soll ihre Kleinen an Weihnachten brutal getötet haben. Im Prozess kommen erschütternde Details ans Licht.

Author - Berliner KURIER
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Die Beschuldigte neben ihrem Anwalt im Gerichtssaal des Landgerichts Traunstein
Die Beschuldigte neben ihrem Anwalt im Gerichtssaal des Landgerichts TraunsteinPeter Kneffel/dpa

Ihre beiden kleinen Kinder lagen am ersten Weihnachtstag 2024 erschlagen und blutüberströmt im Bett. Hat ihre Mutter sie im Wahn getötet? In Fußfesseln ist die 39-Jährige jetzt zum ersten Prozesstag ins Landgericht in Traunstein (Bayern) gebracht worden. Die Kapuze ihres schwarzen Anoraks hat sie tief über das Gesicht gezogen. Sie zittert. Vor Gericht werden erschütternde Details über sie und die Tat öffentlich.

Es ist ein Prozess, der teilweise schwer zu ertragen ist. Immer wieder fließen Tränen, bei Zeugen und auch beim Vater der getöteten Kinder, ein siebenjähriges Mädchen und ein sechsjähriger Junge. Der Vater tritt als Nebenkläger auf. Auch die Beschuldigte wirkt sehr angespannt, zwischendurch weint sie. Die Staatsanwaltschaft wirft der 39-Jährigen Mord im Zustand der Schuldunfähigkeit wegen einer paranoiden, wahnhaften Störung vor.

Zeugen schildern die Frau, eine Erzieherin, als psychisch instabil und mit vielen Ängsten und Problemen, auch Alkohol war zeitweise im Spiel. Ihren Kindern war sie demnach aber eine fürsorgliche und liebevolle Mutter. Mit dem Vater kam sie 2014 zusammen – eine Beziehung mit schönen Seiten, aber auch mit sehr vielen Konflikten, wie der 44-Jährige erklärte. Sie sei eine „Person der Extreme“ gewesen. Im Dezember 2023 habe er sich von ihr getrennt.

Die Mutter soll 74 Mal auf ihre Kinder eingeschlagen haben

Mehrere Monate später spitzte sich die Lage den Aussagen zufolge zu. Sie habe erzählt, dass der Sechsjährige in seinem Kindergarten missbraucht worden sei, sagten mehrere Zeugen. Der Vater sagte, er habe diese Sorgen ernst genommen. Doch wie andere hatte auch er den Eindruck, dass die Anschuldigungen immer abstruser wurden. An Heiligabend sprach er seinen Angaben zufolge zum letzten Mal mit seiner Tochter und seinem Sohn, die den Tag mit der Mutter verbrachten. Er habe mit ihnen telefoniert, auch die 39-Jährige habe bei dem Gespräch ruhig und angenehm gewirkt.

Stunden später, mitten in der Nacht, rief sie dann einen Arbeitskollegen an und bat ihn, zu ihr in das Einfamilienhaus in Rosenheim kommen. Er habe sich Sorgen gemacht und sei zu ihr gefahren, sagte der Mann im Prozess. Über die offene Terrassentür sei er ins Haus gelangt. Im Schlafzimmer habe sie in sich zusammengesunken auf der Bettkante gesessen, dahinter hätten die Kinder gelegen, „erschlagen, alles blutverspritzt“.

Der Erzieher alarmierte die Polizei, Rettungskräfte versorgten die 39-Jährige, sodass sie wieder zu sich kam. Ein Polizist berichtete von einer blutverschmierten Axt, die in einer Ecke gestanden habe. Die Mutter soll 74 Mal mit der Axt auf ihre Kinder eingeschlagen haben.

Die 39-jährige Beschuldigte musste vor Gericht in Traunstein Fußfesseln tragen.
Die 39-jährige Beschuldigte musste vor Gericht in Traunstein Fußfesseln tragen.Peter Kneffel/dpa

Bei dem Prozess handelt es sich um ein Sicherungsverfahren. Dabei geht es um die Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses. Auch wenn es keine Anklage wie in einem normalen Strafverfahren gibt, sondern eine Antragsschrift, wird solch ein Fall vor Gericht verhandelt. (mit dpa)