Auf Berlin-Schwanenwerder

Mit versteckter Harry-Potter-Bibliothek: Diese Luxusvilla wird für 9,8 Millionen Euro verkauft

1901 erbaut, ist der Schwanenhof das älteste Gebäude auf Berlins berühmter Insel. Kaufhausbesitzer, Bankiers und Fabrikanten wohnten auf dem kleinen Eiland, auch Joseph Goebbels und Dwight D. Eisenhower.

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Von einem weißen, sanft geschwungenen Zaun umgeben: der Schwanenhof, von der Inselstraße aus gesehen
Von einem weißen, sanft geschwungenen Zaun umgeben: der Schwanenhof, von der Inselstraße aus gesehenJürgen Ritter/imago

Kein Auto parkt auf der Straße, alles ist ruhig. Ein weißer, sanft geschwungener Zaun, dahinter eine grüne Hecke, ein großes Eingangstor mit dem Schriftzug „Schwanenhof.“, hohe Bäume, die aber den Blick auf das Grundstück freigeben. Adresse: Inselstraße 37, Schwanenwerder. Hier steht sie, eine von Berlins schönsten Villen. Und eine der teuersten. Das Haus mit großer Geschichte wird jetzt verkauft: für 9,8 Millionen Euro.

Eine Villa mit versteckter Harry-Potter-Bibliothek

„Schon der Name Schwanenhof weckt Gedanken an ruhige, verträumte Momente in einer stillen Oase auf einer paradiesischen Insel“, heißt es im Verkaufsprospekt der Immobilienfirma Engel & Völkers. Was bekommt man für 9,8 Millionen Euro? 14 Zimmer mit einer Wohnfläche von 480 Quadratmetern, ein 2687 Quadratmeter großes Grundstück, eine versteckte Harry-Potter-Bibliothek, einen beheizten Salzwasserpool (15 x 3 Meter), eine Orangerie mit Wandgemälden, ein viktorianisches Gewächshaus und einen Carport mit zwei Stellplätzen – natürlich mit Tesla-Ladestation.

Gleich neben der Villa gibt es einen Salzwasserpool.
Gleich neben der Villa gibt es einen Salzwasserpool.Alexander Haas, In Vermarktung: Engel & Völkers

„Eine Patina, wie in Venedig, gepaart mit Witz und Humor prägen das Ambiente des Hauses. Das Dschungel-Gemälde in der Orangerie mit dem von der Decke hängenden Affen und der Giraffe, die aus dem Garten hereinschaut, sind Beispiele dafür“, schreiben die Verkäufer von Engel & Völkers. Der 1901 erbaute Schwanenhof ist das älteste Gebäude auf der Insel (830 Meter lang, 430 Meter breit, 250.000 Quadratmeter groß), die zum Ortsteil Nikolassee (Steglitz-Zehlendorf) gehört und durch eine kurze Brücke mit dem gegenüberliegendem „Festland“ (Wannseebadweg) verbunden ist.

Die Geschichte von Schwanenwerder, so wie man die Insel heute kennt, begann im Jahre 1882. Damals kaufte der Berliner Lampenfabrikant Wilhelm Wessel, der sein Vermögen durch die Erfindung des Petroleum-Rundbrenners machte, die Insel, die damals noch Sandwerder hieß, für rund 9000 Mark und ließ sie in Parzellen aufteilen.

Sich selbst sicherte Wessel ein Grundstück im Inselinnern, am höchsten Punkt der Insel, der einen Rundblick über das kleine Eiland und den Wannsee bot. Vergaß dabei aber nicht seinen Zugang zum Wasser. „Ein exklusiver Wasserzugang zum Wannsee war für dieses Grundstück immer vorhanden. Er besteht (über einen Pachtvertrag) auch heute noch“, heißt es bei Engel & Völkers. Spaziergänger, die den Rundweg Inselstraße nutzen, um sich die Insel und den Schwanenhof anschauen, kommen hier allerdings nicht zum Wasser. Alle Zugänge zum Wannsee gehören den Grundstücksbesitzern.

Groß, gemütlich: In dieser Küche lässt es sich gut kochen.
Groß, gemütlich: In dieser Küche lässt es sich gut kochen.Alexander Haas, In Vermarktung: Engel & Völkers

Ein luxuriöses Wohngebiet von kaiserlichen Gnaden: Kaiser Wilhelm II. winkte im Jahre 1901 den klangvolleren Namen Schwanenwerder durch, den sich Wessel, mit guten Beziehungen zum Hof, gewünscht hatte. Die Söhne von Wilhelm Wessel, beide Architekten, bauten dann 1901 den bis heute bestehenden Schwanenhof, die letzte noch aus der Gründerzeit der Insel bestehende Villa, die auch das Landesdenkmalamt Berlin in seiner Denkmaldatenbank führt. „Das zweigeschossige Landhaus ist ein Putzbau mit schiefergedecktem Mansardwalmdach in den Formen der französischen Renaissance“, heißt es hier.

Auf Schwanenwerder wohnten in der Nazizeit Propagandaminister Joseph Goebbels und Hitlers Leibarzt

Schon immer zog Schwanenwerder die reichen und mächtigen Leute Berlins an. Der Warenhausbesitzer Rudolf Karstadt wohnte hier, Bankiers, Fabrikanten, Zeitungsverleger. In der Nazizeit kam es zu Enteignungen jüdischer Besitzer. Grundstücke, die sich dann die Spitzen der Nazis unter den Nagel rissen. Propagandaminister Joseph Goebbels wohnte in der Inselstraße 8–10, Hitlers Leibarzt kam durch Arisierung in den Besitz des Grundstücks Inselstraße 24–26, für Hermann Göring wurde ein Luftschutzbunker in der Inselstraße 40 gebaut. Bis 1945 hing an der kleinen Brücke, die auf die Insel führt, ein Schild mit dem Text „Privatbesitz, Befahren der Straße verboten“.

Spielzimmer mit Billardtisch: Auch das gibt es in der Villa Schwanenhof.
Spielzimmer mit Billardtisch: Auch das gibt es in der Villa Schwanenhof.Alexander Haas, In Vermarktung: Engel & Völkers

Nach 1945 wohnten hier die Oberkommandierenden der U.S. Army in Deutschland, etwa Dwight D. Eisenhower, der spätere Präsident der Vereinigten Staaten. Auf der Insel befinden sich heute auch ein Jugendfreizeitheim, eine Kindererholungsstätte und ein Gruppenzeltplatz.