Zu ihm kommen alle, die in Berlin das ganz große Los gezogen haben. Frauen und Männer, die mit System oder per Zufall auf einem Zettel ein paar Zahlen angekreuzt haben – und plötzlich um ein paar Hunderttausender oder um viele Millionen Euro reicher sind. Glückspilze wie der Herr aus Charlottenburg, der jüngst den 120-Millionen-Eurojackpot knackte. Sie alle kommen zu Lutz Trabalski (67). Seit 20 Jahren ist er der Großgewinnberater bei Lotto Berlin, der weiß, wie man das Glück festhält – und wie man auch Lotto-Betrüger erkennt.
Berliner, die mit ihren Glückszahlen satte Gewinne ab 500.000 Euro abgeräumt haben, lernen ihn kennen. Im sogenannten Lotto Haus (Mitte der 50er Jahre erbaut) nahe des Adenauerplatzes (Charlottenburg-Wilmersdorf) finden sie den 1,99 Meter großen Mann. 30 Stufen aus rotem Carrara-Marmor führen vom Haupteingang zu seinem Büro im ersten Stock. „Über 100 Lotto-Millionäre waren es, die ich hier bisher kennenlernen durfte“, sagt Trabalski.
So edel wie der Treppenmarmor ist sein Büro nicht. „Labor des Glücks“ nennt Lutz Trabalski es, in dem er die Lotto-Millionäre an einem stinknormalen Büroholztisch empfängt, auf dem später Kaffee und Gebäck für die Gäste gereicht werden. „Eine Champus-Klamotte machen wir hier nicht“, sagt Trabalski. „Es geht hier um das Wesentliche. Ich berate die Lotto-Gewinner, damit die Glücklichen auch weiterhin glücklich bleiben.“

Das heißt: Vorsicht ist geboten. Die Gewinner sollten nicht gleich den Millionengewinn in die ganze Welt hinaus pusten, den sie auf ihr Konto überwiesen bekommen. Sonst hat man plötzlich viele „Freunde“, die nur an das Geld des Glückspilzes wollen, so Trabalski. Er rät daher den frisch gebackenen Lotto-Millionären, nicht sofort den Job zu kündigen, sich gleich einen Ferrari oder eine Luxusvilla zu kaufen.
Der Millionen-Gewinner-Mann von Lotto: Er berät die Glücklichen, damit sie glücklich bleiben
Auch gegenüber der Verwandtschaft ist Schweigen Gold wert. „Man sollte sich nach und nach in das Leben eines Lotto-Millionärs zurückziehen“, sagt Trabalski. „Wie das gehen könnte, darüber berate ich die Gewinner. Aber nicht darüber, wie sie das Geld anlegen sollen.“
Zur Vorsicht mahnen musste man nicht den Charlottenburger mit seinem 120 Millionen-Eurojackpot-Gewinn. „Auch er saß mit seiner Frau bei mir am Tisch“, sagt Trabalski. Fast zwei Wochen brauchte der Gewinner, um sein Glück zu fassen und dann ins Lotto Haus zu kommen, um seinen Millionen-Gewinn anzumelden. „Er wollte es noch nicht einmal recht glauben, als er vor mir saß“, sagt Trabalski. „Am Computer haben wir dann Auftragsnummer und Quittung verglichen. So eine Gewinnsumme von über 120 Millionen Euro muss man ja auch erst einmal richtig verdauen. Der Mann, so schien es, war mit seinem bisherigen Leben zufrieden. Und nun kam dieser Riesengewinn, der ihn in einen ganz anderen Lebensorbit schoss.“
Berliner Lotto-Mann: Auch ein Betrüger besuchte ihn
Vorsichtig muss auch der Großgewinnberater von Lotto sein, dass er nicht einem Betrüger auf den Leim geht. „Es kommt schon vor, dass Leute bei uns anrufen, um einen Millionen-Gewinn anzumelden, obwohl sie gar nicht gewonnen haben.“
So ein Typ stand sogar vor Jahren vor Trabalskis Büro. „Der Mann zeigte mir die Originalquittung eines Millionen-Gewinnes und wollte nun das Geld“, sagt der Lotto-Mann. „Doch ich erklärte ihm freundlich, dass er gut überlegen soll, was er da macht. Ich könnte auch die Polizei holen.“ Da gab der Mann auf. Der Bluff hatte zum Glück funktioniert.

„Was der Mann nicht wusste, der echte Gewinner war schon eher bei mir. Er hatte mir von seinem Missgeschick erzählt, dass er bei der Arbeit beim Kopieren der Quittung das Original im Drucker vergessen hatte. Und er wusste Dinge, die nur der echte Gewinner wissen konnte“, sagt Trabalski. „Der angeblich andere Millionen-Gewinner war der Kollege, der den Originalschein im Drucker gefunden hatte.“
Hand aufs Herz, Herr Lotto-Millionen-Mann: Sind Sie nicht manchmal neidisch auf die Gewinner und deren Millionen-Gewinne? „Sicher, es gibt Momente, da möchte ich schon auf der anderen Seite des Tisches sitzen“, gibt Trabalski zu. „Aber ich freue mich lieber mit den Gewinnern. Und so manche haben das Glück auch wirklich verdient.“
Wie die Berlinerin, die vor über zehn Jahren über zwei Millionen Euro gewonnen hatte. „,Endlich habe ich in meinem Leben Glück gehabt‘, sagte sie. Und dann erzählte die Frau mir, wie sie vor Jahren ihr Kind bei einem tödlichen Unfall verloren hatte.“
Nicht alle Lotto-Millionäre sind glücklich
Trabalski erzählt von einer anderen Gewinner-Begegnung, die zeigt, dass Geld nicht immer glücklich macht. „Da saß ein Mann vor mir, der gerade mehrere Millionen Euro gewonnen hatte und sagte: ,Behalten Sie die Quittung und nehmen Sie das Geld. Die Millionen können meine totkranke Frau auch nicht mehr retten.‘ Er hat am Ende das Geld genommen und damit seiner Frau noch ein erträgliches Restleben ermöglicht.“

So sind die Geschichten, die der Millionen-Gewinner-Mann bei Lotto erlebt. Diese Begegnungen mit den Menschen bedeuten ihm sehr viel: „Ich habe den glücklichsten Job von Berlin“, sagt er. Und auch er fordert das Lotto-Glück heraus. Sein höchster Gewinn? „Ich tippe in einer privaten Spielgemeinschaft, wir sind vier Leute. Da hatten wir einmal 1000 Euro gewonnen, machte für mich 250 Euro. Darüber war ich natürlich glücklich.“