Fünfmal pro Tag

Messer im Schulranzen: Gewalttaten an Berliner Schulen nehmen zu

Die Zahlen, die die Polizei jetzt veröffentlicht, sind ein absoluter Albtraum für Schüler, Lehrer und Eltern. Körperverletzung ist da noch das harmloseste Delikt. 

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Polizei steht nach mehreren Notrufen vor einer Schule in Berlin-Kreuzberg. Die Gewalttaten an Berliner Schulen nehmen dramatisch zu.
Polizei steht nach mehreren Notrufen vor einer Schule in Berlin-Kreuzberg. Die Gewalttaten an Berliner Schulen nehmen dramatisch zu.Christophe Gateau/dpa

Die Angst geht um – und das nicht ohne Grund! An jedem Schultag gibt es im Durchschnitt mindestens fünf Polizeieinsätze an Berliner Schulen. Was für eine Wahnsinns-Zahl. Die neuesten Polizeistatistiken sind absolut erschreckend.

Gerade mal gut eine Woche ist es her, dass ein 22-Jähriger eine Gesamtschule in Petershagen, östlich von Berlin, mit einem Messer und einer Schreckschusswaffe betrat und eine Mitarbeiterin der Schule bedrohte. Kurz darauf wurde er von der Polizei überwältigt und festgenommen, nachdem ein Amokalarm ausgelöst worden war.

Ein Beispiel, das nur die Spitze des Eisberges widerspiegelt. Die Zahl der erfassten Gewalttaten an Berliner Schulen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zwar liegen die endgültigen Zahlen für 2023 noch nicht vor, dennoch zeigt die Tendenz eindeutig nach oben.

Gewalttaten an Berliner Schulen nehmen dramatisch zu

Fünf Polizeieinsätze pro Tag also! Die Zahlen stiegen zuletzt von 750 im Jahr (2021) über 1003 (2022) auf 1076 (2023). Alarm, so wie zuletzt Anfang März in Petershagen, wurde an den Schulen im vergangenen Jahr 24-mal ausgelöst. 2022 und 2021 waren es jeweils nur einzelne Fälle. Die Frage, wie oft der Alarm begründet oder unbegründet war, konnte die Polizei aus der Statistik nicht beantworten.

Was aber hervorgeht: Die Polizei registrierte 2021 insgesamt 1133 sogenannte Rohheitsdelikte. 2022 waren es 2344 entsprechende Taten und für 2023 sei eine „erneute deutliche Steigerung der Fallzahlen“ zu verzeichnen. Die allermeisten Taten bekommt die Öffentlichkeit gar nicht mit, sie werden nie von den Schulen oder der Polizei mitgeteilt.

Polizeiautos stehen Anfang März 2024 vor einer Schule. In der Schule wurde ein 22 Jahre alter Mann festgenommen, der ein Messer und eine Schusswaffe bei sich gehabt hat. Der Mann wurde festgenommen.
Polizeiautos stehen Anfang März 2024 vor einer Schule. In der Schule wurde ein 22 Jahre alter Mann festgenommen, der ein Messer und eine Schusswaffe bei sich gehabt hat. Der Mann wurde festgenommen.Christophe Gateau/dpa

Meistens handelte es sich bei den Delikten um vorsätzliche einfache Körperverletzungen (2022: 1379). Dazu kamen jeweils dreistellige Zahlen von gefährlichen Körperverletzungen (370), bei denen eine Art von Waffe eingesetzt wird, sowie ähnlich viele Bedrohungen (361). Anzeigen wegen Raub (62) und Nötigungen (79) lagen im zweistelligen Bereich.

Als Opfer von Gewaltdelikten zählte die Polizei 2021, als wegen der Corona-Pandemie viele Schultage ausfielen, 903 Schüler und Schülerinnen. Im Folgejahr waren es 2136 Schüler. Auch hier wird für 2023 eine weitere Erhöhung erwartet.

Immer mehr Messer bei Gewalttaten an Berliner Schulen

Opfer von Angriffen oder Bedrohungen waren auch Lehrer und Lehrerinnen: 2021 lag die Zahl bei 123, 2022 dann schon bei 237 Lehrern. Und auch hier teilt die Polizei mit: „Im Jahr 2023 ist auch hierbei eine Steigerung der erfassten geschädigten Lehrkräfte in Schulen zu verzeichnen.“

Eine Gesamtzahl aller sichergestellten Waffen lag ebenfalls nicht vor. Allerdings wurden 2021 38 Fälle und 2022 54 Fälle im Bereich „Messerangriff“ registriert. Drohungen oder Schüsse mit Schusswaffen gab es dreimal (2021) beziehungsweise neunmal (2022).

Um noch mehr Gewalt zu verhindern, arbeitet die Polizei in der ganzen Stadt mit den Schulen zusammen. Dafür gibt es besonders ausgebildete Präventionsbeauftragte, die Veranstaltungen anbieten und auch Strafanzeigen aufnehmen und weiterleiten können.