Guck mal, so farbenfroh kann ein Februartag in Berlin sein. In einem U-Bahn-Waggon auf der Linie U3 haben Unbekannte sich am Wochenende bunt ausgetobt. Die Fenster des alten Waggons haben sie mit auffälligen Motiven beklebt.
Fahrgäste staunen nicht schlecht, als sie in den ungewöhnlichen Wagen einsteigen. Ein Kreuz wie in einer Kirche prangt auf einer der Türscheiben. Wenn Licht vom Bahnsteig hindurchfällt, sieht es aus wie ein Kirchenfenster.
Auf anderen Scheiben haben Unbekannte die Schriftzüge „Work“, „Pray“, „Eat“ und „Die“ – also arbeiten, beten, essen und sterben – angebracht. Eine Kunstaktion, um im Alltagstrott über den Sinn des Lebens nachzudenken?
Beklebungen wurden von der BVG entfernt
Von der BVG heißt es auf KURIER-Nachfrage: „Die Beklebungen waren nicht genehmigt und wurden entsprechend entfernt. Wie immer in solchen Fällen prüfen wir die Erstattung einer Strafanzeige.“

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Auch wenn die Aktion aufwendig aussieht und etwas Farbe in den Tag bringt, gilt die ungefragte Gestaltung des Waggons in den Augen der BVG als Vandalismus.

Vandalismus kostet die BVG Zeit und Geld
Der Vandalismus in den Zügen der U-Bahn und bei der S-Bahn verursacht enorm hohe Kosten. Auch wenn es keine einheitlichen Statistiken gibt: Bei der Deutschen Bahn sind es jährlich zwei Millionen Euro allein bei „gewaltbereiten“ Fußballfans, die eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die BVG gibt jährlich für alle Vandalismus-Schäden zwischen vier und fünf Millionen Euro aus. Zusätzlich ärgerlich: Wenn die Wagen gereinigt oder von Graffiti befreit werden müssen, stehen sie dem laufenden Betrieb nicht zur Verfügung.

Mehr als zwei Drittel der Fälle von Vandalismus bei der Deutschen Bahn sind Graffitis – und der größte Teil davon passiert in Berlin und Brandenburg. Ein Sechstel der Graffitis in Deutschland gelangt in diesen beiden Bundesländern auf die Züge. Das teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) im Sommer 2023 mit.
Um die Verschmutzungen zu vermeiden oder sie besser ahnden zu können, wird daher verstärkt Videotechnik eingesetzt. Auch die BVG macht das und setzt zudem verstärkt auf personelle Kontrollen. Im Jahr 2022 habe das Unternehmen 1,2 Millionen Euro ausgegeben, um Graffiti-Schäden zu beseitigen, erläuterte ein Sprecher. 2020 seien es 1,4 Millionen Euro gewesen. Die Zahlen der Graffiti-Fälle gehen zurück.
Viel weniger Graffiti-Fälle auch bei der BVG
„Die Zahl und das Volumen der Graffiti-Fälle sind in den letzten Jahren rückläufig“, sagte der BVG-Sprecher. Im Zeitraum 2020 bis 2022 seien rund 40 Prozent weniger Flächen an U-Bahn-Wagen betroffen. Gleichwohl komme es durch derartige Schäden immer wieder zu Ausfällen im Nahverkehr. „Wenn Scheiben oder sicherheitsrelevante Elemente wie etwa Türtaster oder Warnleuchten beschmiert sind, müssen wir die Fahrzeuge umgehend aus dem Verkehr ziehen“, sagte der Sprecher. ■