Rote Trillerpfeifen, gelbe Warnwesten und viele Menschen versammelten sich am Donnerstagvormittag auf der Holzmarktstraße, denn die Mitarbeiter des Berliner ÖPNV und Fridays for Future streiken gemeinsam unter dem Motto „Wir fahren zusammen“. So schließen sich die Klimaaktivisten und die Beschäftigten im Nahverkehr zusammen, um sich gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen und eine Verdopplung der ÖPNV-Kapazitäten bis 2030 einzusetzen. Frei nach dem Motto: Gut für Berlin, gut fürs Klima.
„Egal, ob wir in der Stadt oder auf dem Land leben, wir alle brauchen einen Nahverkehr, auf den wir uns verlassen können. Ohne eine sozial-gerechte Verkehrswende kann es keinen wirkungsvollen Klimaschutz geben“, erklärt Fridays for Future in einem Aufruf. Die Organisatoren betonen, dass es zu wenig Busfahrer gibt, weil die Arbeitsbedingungen schlecht sind, und dass immer mehr Verbindungen gestrichen werden.
„Wir tun uns zusammen, um mehr Geld für Bus und Bahn und gute Arbeitsbedingungen zu erstreiken. Wir alle wollen in einer lebenswerten Zukunft mit zuverlässigem Nahverkehr leben.“ Die BVG hat den Streikaufruf als vollkommen „unnötig und überzogen“ kritisiert. Trotzdem müssen Fahrgäste die Einschränkungen hinnehmen.
@berliner.kurier Nichts geht mehr bis Freitagnachmittag bei U-Bahnen, Trams und Bussen der BVG in Berlin: Am frühen Donnerstagmorgen hat der Warnstreik der Beschäftigten begonnen. Auch in Teilen Brandenburgs wird der Nahverkehr weiter bestreikt. Mehrere hundert Streikende versammelten sich vor dem Hauptsitz der BVG, darunter Gewerkschaftsmitglieder und Aktivisten der Gruppe „Fridays for future“. „Die Angebote der BVG reichen nicht aus, wir fordern bessere Arbeitsbedingungen, auch um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, erklärt Andrea Kühnemann von Verdi Berlin Brandenburg. Felicitas Heinisch vom Bündnis „Wir fahren zusammen“ sieht insbesondere die Bundesregierung in der Verantwortung, sich für die Beschäftigten im ÖPNV und auch die Fahrgäste stark zu machen. Die BVG kritisierte den Streik am Donnerstag erneut als "völlig unnötig". "Zugunsten der bundesweiten Dramaturgie verspielt die Gewerkschaft die Chance auf schnelle und gute Ergebnisse für die Mitarbeitenden - und das auf dem Rücken der Berliner Fahrgäste", teilte das Unternehmen mit. Wie du trotz Streik in Berlin an dein Ziel kommst, erfährst du beim Berliner Kurier! #Berlin #Streik #ÖPNV #Verdi #BVG #Verkehr #Bahn #Nachhaltigkeit #Fridaysforfuture #Berlinerkurier ♬ Originalton - Berliner Kurier
Streik der BVG und Fridays for Future: „Wir stehen geschlossen und kämpfen“
Andrea Kühnemann, Landesleiterin von Verdi Berlin und Brandenburg: „Die Angebote der Arbeitgeber, insbesondere der BVG, sind noch nicht ausreichend für unsere Kollegen und Kolleginnen, sie müssten bessere Arbeitsbedingungen schaffen und den Fachkräftemangel der BVG endlich beseitigen.“
Sie klärt weiter das neue Konzept, mit Fridays for Future zu streiken: „Bei dem Klima sind wir uns alle einig: Wenn wir weniger CO₂ ausstoßen wollen, brauchen wir einen guten öffentlichen Nahverkehr.“ Interessen stimmen überein, meint Kühnemann. Die heutige Stimmung sei gut: „Wir stehen geschlossen, kämpfen für die gemeinsamen Interessen und sind notfalls natürlich bereit, auch weiter zu streiken.“ Die Hoffnung der Streikenden ist, dass es zu weiteren Tarifverhandlungen mit der BVG kommt – „und da werden wir sehen, ob es hoffentlich ein gutes Ergebnis gibt.“

Felicitas Heinisch, Sprecherin für „Wir fahren zusammen Berlin“ erzählt, dass die Beschäftigten Millionen an Menschen jeden Tag transportieren, „Sie sogen dafür, dass wir mobil sein können. Trotzdem weigern sich unser Verkehrsminister und die Ampelregierung, vernünftige Arbeitsbedingungen zu schaffen – wir sagen: ‚Das kann nicht sein!‘“ Heinisch betont, dass der Personalmangel auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen wird. „Jetzt ist der Moment, wo wir sagen, die Politik muss sich entscheiden, für wen sie Politik macht – für die Beschäftigten oder für die, die spalten wollen?“

Die Verdi-Warnstreiks finden bundesweit statt, in Berlin schon seit Donnerstagfrüh. Während dieser Zeit werden sämtliche U-Bahnen und Straßenbahnen in den Depots verbleiben. Auch Buslinien werden stillgelegt sein, es betrifft einen Großteil des Linienbusverkehrs. Am Freitag um 10 Uhr gibt es im Invalidenpark eine gemeinsame Demo mit Fridays for Future. Bei den Verhandlungen mit der BVG fordert Verdi längere Wendezeiten auf allen Linien, Urlaubsgeld von 500 Euro im Jahr oder 33 Tage Urlaub für alle Beschäftigten ohne Staffelung. ■