Er ist ein echtes Kleinod im Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg: der Kiezteich im Ernst-Thälmann-Park. Seit 2007 kämpfen Anwohner für den Teich, der Hunderte Fische beherbergte. Jetzt das Drama: Als der Wasserfall, der den Teich belüften und mit Sauerstoff versorgen soll, nach dem Winter wieder angestellt werden sollte, gab es ein großes Missgeschick.
Das Ablassventil zur Kanalisation wurde versehentlich geöffnet. „Binnen zwei Stunden war der Teich leer gelaufen“, sagt Volker Herold, der sich mit anderen Anwohnern ehrenamtlich um den Teich kümmert.
Der Schock sitzt tief, auch wenn die Mitarbeiter der Wasserbetriebe sich schon für den Fehler entschuldigten. „Das ist uns schon peinlich“, sagt Sprecher Stephan Natz dem KURIER.
Auf eine Anfrage des Pankower Grünen-Abgeordneten Axel Lüssow nach dem KURIER-Bericht schreiben die Wasserbetriebe auf X (ehemals Twitter) weiter: „Da ist uns in der Tat ein blöder Fehler unterlaufen. Der Entleerungsschieber für den Teich war nicht als solcher gekennzeichnet und wurde vom Kollegen fälschlicherweise für einen Ansaugschieber gehalten, der der Wasserfallpumpe ermöglicht, Teichwasser anzusaugen.“

„Wir haben die Schieber nun entsprechend gekennzeichnet, das passiert uns kein zweites Mal. Selbstverständlich stehen wir für den Schaden gerade. Zur tatsächlichen Anzahl der Fische und ihrem Ersatz sind wir mit dem Bezirksamt im Gespräch“, heißt es von den Berliner Wasserbetrieben weiter. Technisch gesehen wird der Teich in den Augen der Wasserbetriebe wie ein Springbrunnen gewertet. Als Dienstleister kümmern sich die Wasserbetriebe im Auftrag des Bezirks um den Unterhalt des Gewässers. Mit dem Straßen- und Grünflächenamt sei man im Gespräch, so Natz.
Fische wurden in die Kanalisation gespült
Ob nun wirklich zwei Welse, vier Aale, 100 Rotfedern, 150 Plötzen, genauso viele Schleie und über 100 Karpfen in dem Teich ihr Zuhause hatten, wie Volker Herold aufzählt, lässt sich nicht überprüfen. Im Winter soll es bereits einige tote Fische gegeben haben, die abgefischt wurde, wie Anwohner berichten. Fakt ist: Ausgerechnet dort, wo die Fische ihre Winterruhe halten, befand sich das Ablassrohr in Richtung Kanalisation. Durch das Rohr mit 50 Zentimeter Durchmesser sind nun alle Fische davon gespült worden. Allein dieser Schaden beläuft sich auf 2600 Euro, schätzt Volker Herold.

Die Anwohner nehmen persönlich Anteil an dem Drama, nicht wenige hier haben sich jährlich mit Spenden am Erhalt des Teichs beteiligt. Jedes Jahr geht Volker Herold mit der Klingelbüchse an die Türen im Thälmann-Park und sammelt. Und auch jetzt muss er wieder auf seinen Kiez zählen.
Herold verspricht, dass er alles dafür tun werde, dass das Naturparadies inmitten der Stadt wieder so lebendig wird wie zuvor. Seit kurzem läuft über einen langen Schlauch wieder Wasser in den Teich. Doch bis sich hier wieder Fische tummeln, dauert es. Das Wasser muss erst Nährstoffe bilden. Im Spätsommer sollen neue Fische eingesetzt werden, bis dahin Pflanzen im Teich ersetzt und erneuert werden.
Der Mitarbeiter, den versehentlich den falschen Hebel umlegte, muss keine Konsequenzen fürchten. Die Wasserbetriebe sind gegen solche Vorfälle versichert, sagt Stephan Natz.
Das Kleinod inmitten der Häuser im Prenzlauer Berg hat viele Besucher, sie alle hoffen darauf, dass die Libellen, die hier ihre Runden drehten und die Eisvögel den Missgriff überstehen. Im Entenhaus brüten gerade die Enten. Fuchs und Igel haben sich an den Ufern des Kiezteichs breit gemacht. Ein kleines Stück Natur, das es zu bewahren gilt. ■