Im Domicil Seniorenheim in Berlin-Baumschulenweg hat die 35-jährige Nadine Sadler schon einen weiten Weg hinter sich gebracht. Von der Servicekraft über die Wäscherei im Haus bis zur Pflegerin hat sich die junge Frau mittlerweile sogar zur Wohnbereichsleiterin qualifiziert. Dass sie dabei stets ein offenes Ohr für die Belange der Bewohnerinnen und Bewohner hat, ist selbstverständlich. Bei der Online-Abstimmung „Deutschlands beliebteste Pflegeprofis“ holte Nadine über 1200 Stimmen. Ob das für den ersten Platz in Berlin gereicht hat, wird am Mittwoch verkündet.
„Ganz ehrlich, ich habe mit 200 Stimmen oder so gerechnet“, sagt Nadine Sadler. Dass es am Ende ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem Kollgen aus einem Krankenhaus geben würde, hatte sie nicht erwartet. Nun müssen die Stimmen noch ausgewertet und überprüft werden, am Mittwoch wird verkündet, wer Landessieger ist. Nadine hatte über 1200, der Konkurrent wenige mehr.
Schlaglicht auf den Pflege-Beruf
So oder so wirft der Wettbewerb ein Schlaglicht auf einen immer wichtiger werdenden Berufszweig. Einen, der noch immer ein bisschen Rückenwind fürs Image gebrauchen kann. Bei einem Besuch am Dienstagvormittag aber wird schnell klar, was die sinnvollen und positven Seiten des Pflegeberufs sind.
Im Garten des Seniorenheims sitzen Ingrid Abraham und Brigitte Strunz auf der Bank im Grünen und witzeln:„Bitte Brigitte, danke Anke.“ Auf ihre Etagen-Chefin Nadine angesprochen sind sie voll des Lobes: „Zu Nadine kann man mit jeder Kleinigkeit kommen und nerven“, sagt Brigitte Strunz. Die beiden Damen, 87 und 83 Jahre alt, schätzen besonders die Freundlichkeit, mit der sich Nadine ihrer annimmt. „Sie behält immer den Überblick“, sagt Brigitte Strunz, die jetzt aber los muss. „Ich muss arbeiten“, sagt sie. Bücher aussortieren. Ein Lexikon brauche sie ja nun nicht mehr, wo alles im Internet steht.
Pflege-Profi Nadine hat in der Arbeit mit Menschen ihre Berufung gefunden. Dabei weiß sie natürlich auch von den Vorbehalten in Bezug auf die Arbeit mit Alten und Kranken. „Aber der Alltag hier ist so viel mehr als nur Hintern abwischen“, lacht sie. Gerade neue und herausfordernde Krankheitsbilder reizen die Pflegerin.

Was sie jeden Tag am meisten motiviert, zur Arbeit zu kommen sei aber ihr Team sagt Nadine Sadler. Die Menschen aus den unterschiedlichen Ländern zusammen zu bringen, damit sie ihr Bestes für die Bewohner geben, das macht sie zufrieden. Pfleger und Helfer aus Togo, Syrien, Iran, Marokko Indien und Vietnam arbeiten in Baumschulenweg. Die größte Hürde ist dabei oft die Sprache, die aber mit viel Herz genommen wird. Dass Nadine Sadler einmal in der Pflege landen würde, hatte sie nicht geplant. Jetzt aber arbeitet die halbe Familie zusammen auf einer Etage: Mutter und zwei Schwestern sind ebenfalls mit im Dienst für die Senioren.
Pflege-Profis dringend gesucht
Vor dem Eingang zum Haus steht ein Aufsteller. Wie vielerorts wird auch hier noch Verstärkung gesucht. Dass es an allen Enden an Pflegefachkräften fehlt, kann allerdings kaum am Gehalt liegen. Das Einstiegsgehalt für Anfänger liegt bei 4200 Euro brutto. 2007 waren es noch 1750 Euro, erinnert sich Pflegedienstleiter Alexander Klein, der Nadine bei dem Pflege-Ranking angemeldet hat. „Mich hat ihr Werdegang beeindruckt“, sagt er. „Er zeigt, dass in der Pflege auch Karriere möglich ist. Es stehen einem viele Wege offen.“ Wichtigste Voraussetzung? Menschen, die müsse man schon mögen.
Die Bewohnerinnen und Bewohner singen gerade beim Musikkreis Sommerlieder und Nadine will pünktlich zum Mittagessen wieder bei ihrem Schützlingen sein. „Wir sind hier das Zuhause der Bewohner“, sagt sie. Und das soll so gut wie möglich funktionieren. Auch wenn es am Mittwoch nicht mit dem ersten Platz klappen sollte.
Update: Nadine Sadler belegte bei der Wahl den zweiten Platz in Berlin. Gewonnen hat Doran Mucha aus der Evangelischen Elisabeth Klinik in Berlin. Den dritten Platz belegte das Team Integrationsmanagement AVK/WBK vom Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum.
2017 wurden „Deutschlands beliebteste Pflegeprofis" erstmals ausgezeichnet. Der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband) hatte den Wettbewerb ins Leben gerufen, um darauf aufmerksam machen, wie wichtig eine gute Pflege ist.