Neun Monate nach dem Tod ihrer Mutter betrat Vivien T. (37) den Gerichtssaal – die Augen verheult. Mitangeklagt ihr Ehemann Christoph T. (43). Der Vorwurf: Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung mit Todesfolge.
Das Schicksal von Carmen T. (62): Mit Anfang 40 erkrankte sie an Multipler Sklerose, bezog ein paar Jahre später ein Zimmer in der Pankower Wohnung ihrer Tochter. Vivien T.: „Ich bin ein Familienmensch, habe meine Mutter über alles geliebt.“
Die Anklage dagegen geht von „böswilliger Vernachlässigung“ seit November 2023 aus – sie hätten die Leiden der Mutter missachtet, gleichgültig und gefühllos.
Carmen T. durchlebte laut Anklage ein Martyrium. Das Zimmer vollgestellt, völlig verdreckt und mit Insekten befallenen. Im Bett „abgestorbene und lebendige Maden“, sie habe sich wund gelegen, auch einige Wunden seien bereits von Maden befallen gewesen.
Nur ein Kanister mit Wasser stand der kranken Frau zur Verfügung
„Allein konnte sie sich nicht mehr bewegen, sich nur noch durch Nicken und Kopfschütteln verständigen“, so die Staatsanwältin. „Für die Versorgung stellten sie ihr zum Trinken lediglich einen Kanister mit Wasser zur Verfügung.“ Einem Arzt sei Carmen T. seit Juni 2022 nicht mehr vorgestellt worden.
Am 16. Dezember rief das Ehepaar einen Rettungswagen. Blankes Entsetzen bei den Einsatzkräften und später bei den Klinik-Ärzten: Carmen T. war völlig verwahrlost und dehydriert (ausgetrocknet). Blutvergiftung, akutes Nierenversagen, multiple Thrombosen wurden festgestellt. Sie kam auf eine Intensivstation. Doch sie konnte nicht mehr gerettet werden. Am 26. Dezember starb sie.
Die Tochter gab nun vor Gericht zu: „Wir haben sehr viel falsch gemacht.“ Was in der Anklage stehe, treffe vermutlich zum Teil zu. Absicht allerdings bestritt das Paar: „Es geschah nicht böswillig.“
Druckgeschwüre vom Liegen will die Tochter nicht gesehen haben
Vivien T.: „Mutter war ein toller Mensch, ein Fels in der Brandung, aber sie war auch anstrengend, hatte ihren eigenen Kopf.“ So habe sie einen Pflegedienst nicht akzeptiert und auch keine Hilfe bei der Körperpflege angenommen – „sie ließ keinen ran“. Dass ihre Mutter Druckgeschwüre vom Liegen hatte, will die Tochter nicht gesehen haben: „Sie legte sich immer ein Tuch um“.





