Berlin der Zukunft

Ist das sicher? Drohnen werden bald Laborproben durch Berlin fliegen!

Der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten! Kommendes Jahr werden Drohnen durch den Berliner Luftraum flitzen – und zwar in wichtiger Mission.

Author - Sharone Treskow
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An diesen Anblick werden die Berliner sich wohl bald gewöhnen müssen!
An diesen Anblick werden die Berliner sich wohl bald gewöhnen müssen!IMAGO / YAY Images

Was man bis vor ein paar Jahren nur aus Science-Fiction-Filmen kannte, ist inzwischen Realität: Drohnen, die Pakete ausliefern. In einigen Ländern werden die unbemannten Luftfahrzeuge bereits regelmäßig für Dienstleistungen eingesetzt: In den USA sind beispielsweise Medikamentenlieferungen via Drohne ganz normal, auch die eine oder andere Pizza kommt schon auf dem Luftweg. Schon bald werden wir auch in Berlin häufiger Drohnen am Himmel sehen ...

Charité lässt ab 2024 Laborproben via Drohne kommen

Dringende Laborproben wie beispielsweise Blut werden in Berlin künftig mit Drohnen transportiert.
Dringende Laborproben wie beispielsweise Blut werden in Berlin künftig mit Drohnen transportiert.Imago/Westend61

2024 sollen in Berlin Drohnen eingesetzt werden, um dringende, medizinische Proben ins Labor zu fliegen! Genauer gesagt wird das Drohnennetzwerk 13 Berliner Krankenhäuser mit dem Zentrallabor der Charité auf dem Campus Virchow-Klinikum in Wedding verbinden – um in Notfällen kostbare Zeit zu sparen. Das gaben der Drohnenhersteller Matternet und der Laborbetreiber Labor Berlin jetzt in einer Pressemitteilung bekannt. Das Unternehmen Labor Berlin versorgt nach eigenen Angaben rund 80 Prozent der Krankenhausbetten in Berlin. Aktuell würden über 15.000 Proben täglich seinem Netzwerk transportiert.

Die Drohnen sollen laut der Mitteilung vorwiegend in der Notfalldiagnostik eingesetzt werden. Man verspreche sich davon sowohl höhere Effizienz als auch geringere Emissionen. Denn aktuell werden Laborproben noch „oldschool“ mit dem Auto durch Berlin transportiert – doch die bleiben gerne mal im Hauptstadtverkehr stecken, das wird mit Drohnen natürlich nicht passieren. „Zeit rettet Leben“, lautet deshalb auch das Motto des Projekts. 

Für den eiligen Laborprobentransport soll der Drohnentyp Matternet M2 genutzt werden. Dieses Modell, das bereits in den USA und der Schweiz zum Einsatz kommt, kann laut Hersteller bis zu 2 Kilogramm Fracht transportieren und bis zu 20 Kilometer weit fliegen. Erstaunlich ist: Die Drohne fliegt mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h! So benötige sie – inklusive Be- und Entladung – circa 15 Minuten für die 11 Kilometer Flugstrecke vom Charité Campus Benjamin Franklin zum Labor. 

Die Drohnen fliegen vollautomatisch

In den USA werden die Drohnen des Typs Matternet M2 schon seit ein paar Jahren für Medikamentenlieferungen eingesetzt.
In den USA werden die Drohnen des Typs Matternet M2 schon seit ein paar Jahren für Medikamentenlieferungen eingesetzt.Imago/ Zuma Wire

„Nach Jahren der Vorbereitung und Pionierarbeit freuen wir uns, dass wir unsere Vision von einem voll funktionsfähigen Netzwerk von Drohnen, die Proben in unserem gesamten Krankenhausdienst zustellen, jetzt verwirklichen können“, freut sich Klaus Tenning von Labor Berlin. Tatsächlich laufen die Tests mit den Drohnen in Berlin bereits seit November 2020. Ursprünglich war der Start des Netzwerks für 2022 geplant. 2024 soll es jetzt tatsächlich so weit sein.

Wie so vieles in Deutschland hing der Projektstart sicherlich von einigen Genehmigungen und Gesetzen ab. Nicht ohne Grund fliegen bisher nur wenige Drohnen durch Deutschland, der Großteil davon gehört Privatleuten. Doch wie der Drohnenhersteller Matternet betont, habe man jetzt das offizielle „Go“ vom Luftfahrtbundesamt.

Nach Angaben der Projektbeteiligten sollen die Labordrohnen das erste BVLOS-Drohnensystem in Berlin werden. Die Abkürzung steht für „Beyond the Visual Line of Sight“, also außerhalb der Sichtlinie. Das bedeutet, dass ein Pilot keinen direkten Sichtkontakt zur Drohne braucht. Aber wie soll das überhaupt gehen? „Die Drohnen funktionieren vollautomatisch. Sobald der Pilot das Ziel auswählt und einen Startbefehl erteilt hat, folgt die Drohne automatisch dem programmierten Kurs und landet am entsprechenden Ziel“, erklärt Labor Berlin.

Sind die Drohnen wirklich sicher?

Für die allermeisten Menschen sind Drohnen noch absolutes Neuland. Dass nun wichtige Laborproben mit vollautomatischen „Luftrobotern“ transportiert werden sollen, wird sicher ein paar Berliner beunruhigen. Ist das überhaupt sicher, fragt man sich.

Was ist beispielsweise, wenn die Drohne eine Fehlfunktion hat oder gegen ein Hindernis fliegt und abstürzt? „Die Routen werden so gewählt, dass die Drohne so wenig wie möglich über Menschen und wichtige Infrastrukturen fliegen muss“, beteuert Labor Berlin. Die M2 verfüge außerdem über ein Fallschirmsystem, das eine sichere Landung im Falle einer Fehlfunktion ermöglicht – und über eine laute Sirene, die Menschen vor der herabstürzenden Drohne warnen soll.

Die Drohnen transportieren ja sehr sensible Daten. Könnten sie nicht theoretisch von betriebsfremden Personen für Diebstahl gehacked werden? „Die Kommunikationsverbindung mit der Drohne ist durch mehrere Verschlüsselungsformen geschützt, einschließlich branchenüblicher 256-Bit-SHA. Außerdem ist eine Zwei-Faktor-Authentifizierung für Befehle an das Fahrzeug erforderlich“, beteuern die Projektverantwortlichen.

Wie gut und sicher die Drohnen am Ende funktionieren werden, wird sich zeigen, wenn sie ab 2024 tatsächlich zum Einsatz kommen. Fest steht: Berlin macht damit einen großen Schritt in Richtung Zukunftstechnik! ■