Polizei-Bilanz

VIDEO: In Berlin: Ruhiger 1. Mai – aber in der Nacht brannten wieder Autos

Rund 6200 Polizisten waren im Einsatz: Doch befürchtete Zwischenfälle oder Gewaltausbrüche wie in den Vorjahren blieben aus. Dafür brannten mehrere Autos.

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In der Hanns-Eisler-Straße in Prenzlauer Berg gingen ein Mercedes und ein Kleinwagen in Flammen auf.
In der Hanns-Eisler-Straße in Prenzlauer Berg gingen ein Mercedes und ein Kleinwagen in Flammen auf.Morris Pudwell

Die Tendenz aus den vergangenen Jahren hat sich fortgesetzt. Der 1. Mai in Berlin verläuft immer friedlicher. Die 6200 Polizisten, die im Einsatz waren, hatten (zum Glück) nicht viel zu tun. Ruhig ist auch die Nacht zum 2. Mai verlaufen. Es habe keine Einsätze mehr mit Bezug zu Demonstrationen und möglichen Ausschreitungen gegeben, teilt die Polizei am Donnerstagmorgen mit. Aber: Nach dem Feuerangriff auf Amazon-Transporter in der Walpurgisnacht brannten auch diesmal wieder Autos in der Stadt.

Gegen 0.20 Uhr brannte am Kiehlufer in Neukölln ein Renault im vorderen Bereich. Die Berliner Feuerwehr löschte das brennende Fahrzeug, konnte ein Ausbrennen aber nicht mehr verhindern. Gegen 1.35 ging ein VW-Golf auf einem Parkplatz an der Altenhofer Straße im Lichtenberger Ortsteil Alt-Hohenschönhausen in Flammen auf. Eine dahinter parkende Mercedes-V-Klasse wurde durch die starke Hitze im Frontbereich beschädigt. Die Feuerwehr löschte auch hier die Pkw, von denen der VW-Golf jedoch komplett ausbrannte.

An der Hasenheide in Berlin-Neukölln gingen sechs Autos in Flammen auf

Gegen 2.40 Uhr standen auf einem Parkplatz an der Hanns-Eisler-Straße in Prenzlauer Berg ein Mercedes und ein Kleinwagen in Flammen. Der Mercedes brannte offenbar zuerst und setzte den Kleinwagen mit in Brand. Und gegen 3.15 Uhr brannten an der Hasenheide in Neukölln auf rund 50 Metern mindestens sechs parkende Pkw an unterschiedlichen Stellen. Die Brandbekämpfer zweier Löschfahrzeuge rückten aus, um die Autos, darunter auch hochwertige Fahrzeuge (nagelneuer Audi RS Q8) zu löschen. Die Hasenheide musste beidseitig aufgrund der Löschmaßnahmen gesperrt werden.

In allen Fällen ermittelt ein Brandkommissariat der Berliner Polizei, derzeit muss von Brandstiftung ausgegangen werden, ob ein Bezug zum 1. Mai besteht, ist ebenfalls Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Zwischen den einzelnen Taten werde jedoch aktuell kein direkter Zusammenhang vermutet, erklärt die Polizei. Zum Ausmaß der Schäden konnte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben machen.

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, und Polizeipräsidentin Barbara Slowik besuchten am 1. Mai eine Feuerwehrwache in der Wilmsstraße im Stadtteil Kreuzberg.
Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, und Polizeipräsidentin Barbara Slowik besuchten am 1. Mai eine Feuerwehrwache in der Wilmsstraße im Stadtteil Kreuzberg.Christoph Soeder/dpa

Auch ein paar Einsätze wegen Ruhestörung hatte die Berliner Polizei zu verzeichnen. In der Nacht seien viele Menschen in Cafés, Bars und Grünanlagen gewesen, grundsätzlich sei es jedoch eher ruhig geblieben.

Die Berliner Polizei hat den Verlauf der Demonstrationen am 1. Mai in der Bundeshauptstadt positiv bewertet. Bis auf wenige Ausnahmen sei es außerordentlich friedlich geblieben, sagt Polizeipräsidentin Barbara Slowik. „Es haben in 30 Versammlungen insgesamt 55.000 Menschen wirklich überwiegend friedlich und ohne Straftaten ihre Meinung auf die Straße gebracht – die einen sehr laut, sehr radikal und sehr aggressiv, andere dagegen eher mit Happening-Charakter.“

Bei den Demonstrationen rund um den 1. Mai in Berlin sind nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) fünf Polizisten verletzt worden, einer von ihnen durch einen Biss. Mehr als 30 Demonstranten seien etwa wegen körperlicher Angriffe, Böllerwürfen oder antisemitischer Parolen festgenommen worden, teilte die GdP am Donnerstag weiter mit.

Die Polizei habe Anzeigen gestellt wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung sowie Volksverhetzung. Man wolle daher nicht von einem „friedlichen“ 1. Mai sprechen. Der Einsatz sei aber sehr gut gelaufen.

In vielen Teilen der Stadt herrschte am 1. Mai Partystimmung. Nicht nur die Oranienstraße in Kreuzberg war voll mit Menschen und wurde abgesperrt. Zwar war das übliche Straßenfest Myfest auch in diesem Jahr abgesagt worden, dennoch feierten in Kreuzberg tagsüber Zehntausende bei warmem Wetter und strahlendem Sonnenschein auf Straßen und Plätzen. Im Görlitzer Park und anderen Grünanlagen wie dem Schlesischen Busch in Alt-Treptow war es brechend voll. Die Polizei sprach von einer „friedlichen und ausgelassenen Stimmung“.

Am Donnerstag (10 Uhr) will sich das Berliner Abgeordnetenhaus mit den Ereignissen am 1. Mai beschäftigen. In der Aktuellen Stunde zu Beginn der Sitzung wollen die Abgeordneten und voraussichtlich auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD) eine Bilanz der zahlreichen Demonstrationen rund um den Feiertag ziehen. Auch die Polizei kündigte für Donnerstag eine ausführliche Bilanz an.

Vorübergehende Festnahmen: Bei antisemitischen Parolen schritt die Polizei ein

Am Mittwochabend waren Tausende Menschen bei der traditionellen „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ durch Kreuzberg und Neukölln gezogen. Zuvor befürchtete Zwischenfälle oder Gewaltausbrüche wie in den Vorjahren blieben aus. Nach Schätzung der Polizei nahmen knapp 12.000 Menschen an der Demo teil. Die Veranstalter, linke und linksautonome Gruppen, sprachen von 25.000 bis 30.000 Demonstranten.  Ihr Zug führte vom Südstern über die Hasenheide und den Hermannplatz zur Neuköllner Sonnenallee und von dort wieder zurück. Begleitet wurde die Demo von einem Großaufgebot Tausender Polizisten.

Ein paar Bengalos brannten: Die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ durch Neukölln blieb diesmal weitgehend friedlich. 
Ein paar Bengalos brannten: Die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ durch Neukölln blieb diesmal weitgehend friedlich. Andreas Friedrichs/imago

Bei der sogenannten Revolutionären 1.-Mai-Demo sei diesmal kein großer schwarzer Block zu erkennen gewesen, bilanzierte Polizeipräsidentin Slowik. Dafür seien vor dem Hintergrund der Konfliktlage im Nahen Osten viele propalästinensische Demonstranten auf der Straße gewesen. „Das dominante Thema war die Palästina-Frage“, sagte sie. Die Polizei sei in drei Fällen schnell eingeschritten, in denen antisemitischer Hass geäußert worden sei. Es habe einige wenige vorübergehende Festnahmen gegeben, hieß es in einem Post der Polizei auf der Online-Plattform X. Ein Polizist sei leicht verletzt worden.

6200 Polizisten waren rund um den 1. Mai in Berlin im Einsatz

Auf einigen Gebäudedächern an der Demo-Route zündeten Menschen Bengalo-Feuerwerk und Rauchtöpfe. Auch im Zug selbst brannten an manchen Stellen bengalische Feuer. An der Spitze der Demonstration liefen mehrere Menschen, die sich mit schwarzen oder roten Tüchern vermummt hatten. Teilnehmer riefen teils aggressive Anti-Polizei-Sprechchöre.

Im Vorfeld hatten Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Spranger betont, dass die Polizei bei Straftaten konsequent einschreiten werde. Dazu zählen auch verbotene Slogans bei propalästinensischen und gegen Israel gerichteten Sprechchören.

Zur Absicherung aller Demonstrationen am 1. Mai und Orten mit vielen Menschen wie Bahnhöfen setzte die Berliner Polizei nach Angaben von Innensenatorin Spranger rund 6200 Beamte ein, darunter 2400 Kräfte aus anderen Bundesländern und der Bundespolizei.