Im November forderte die Grünen-Verkehrspolitikerin Antje Kapek schon einmal Frauenabteile in der Berliner U-Bahn. Jetzt bekommt sie Rückenwind – von Zahlen, die die Senatsverkehrsverwaltung herausgegeben hat. Fünf von 23 schweren Sexualdelikte, die die Berliner Polizei rund um den Jahreswechsel erfasst hat, haben sich im öffentlichen Nahverkehr ereignet.
Die Grünen-Politikerin spricht sich jetzt erneut für separate Frauenabteile in U-Bahnen aus. „Die hohe Zahl an Körperverletzungen und Sexualdelikten ist mehr als erschreckend“, sagt Kapek im Tagesspiegel. „Senat, BVG und Polizei müssen Konzepte zum Schutz von Fahrgästen und Personal vorlegen.“
In den Öffis: 66 Rohheitsdelikte, 5 schwere Sexualdelikte
Die aktuellen Kriminalitätszahlen gehen aus einer Antwort der Berliner Verkehrsverwaltung auf eine kleine Anfrage hervor. Zwischen dem 28. Dezember und dem 1. Januar hat die Polizei 231 Straftaten in Bussen und Bahnen erfasst, darunter 81 Diebstähle und 40 Körperverletzungen. Insgesamt wurden 66 sogenannte Rohheitsdelikte festgestellt – dazu zählen Körperverletzungen, Nötigungen und Raub. Neben den fünf Fällen von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff, gab es zwei „sonstige“ Sexualstraftaten, schreibt der Tagesspiegel.
Der Ort der Straftaten, ob in Bus oder Bahn, in Bahnhöfen oder an Haltestelle, geht aus der Antwort der Senatsverkehrsverwaltung nicht hervor. Kapek fordert nicht nur Frauenabteile in den Berliner U-Bahnen, sondern auch eine bessere Beleuchtung von Haltestellen und Bahnsteigen, die für mehr Sicherheit sorgen würden.
U-Bahn-Waggons für weibliche Fahrgäste seien „eine sehr schöne Idee, die ich aus Tokio abgeguckt habe, wo man in den Abendstunden spezielle Frauenabteile eingerichtet hat“, sagt die Grünen-Politikerin. „Hier haben sie einen Schutzraum, der es ihnen ermöglicht, auch in der Rushhour, auch bei großem Gedränge ohne Antatschen oder Übergriffe mit der U-Bahn zu fahren.“
Insbesondere in den Abendstunden, wenn es besonders eng sei, sei es für Frauen oft besonders unangenehm, sagt Kapek. Auch zu Nachtzeiten nehme die Zahl der Übergriffe auf Frauen zu. Frauenabteile gibt es nicht nur in Tokio, sondern auch in Rio de Janeiro (Brasilien), in Busan (Südkorea) oder Bangkok (Thailand).

Der Verkehrsexperte der Berliner SPD, Tino Schopf, sagte schon im November, dass die Forderung der Grünen-Fraktion nicht umsetzbar sei. Für Extra-Frauenabteile „würde es ganz klar auch gesondertes Personal bedürfen, welches diese spezielle Regelung überwacht und umsetzt“. Und der AfD-Verkehrspolitiker hielt den Vorschlag für absurd. „Sicherheit schafft man nicht durch Separierung der Opferkategorien, sondern durch konsequentes Durchgreifen gegenüber Straftätern sowie schnellere Verurteilungen unter Ausnutzung des Strafmaßes.“ ■