Organisierte Banden ziehen durch Geschäfte und stehlen Kaffee, Schuhe, Parfüm und Elektronik! Die Zahl der Ladendiebstähle ist regelrecht explodiert. Allein in Berlin wurden 2023 fast 40.000 Fälle von Ladendiebstahl registriert, 5000 mehr als im Vorjahr! Der Einzelhandelsverband schätzt den Schaden in Berlin auf jährlich rund 200 Millionen Euro. Läden und Supermärkte sind machtlos.
„Tätergruppen fahren gezielt durch Innenstädte, stehlen hochwertige Ware – Parfüm, Schuhe, Elektronik – und verkaufen sie auf dem Graumarkt“, schildert Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), dem Portal t-online.de die Lage. Das Forschungsinstitut EHI stellte in einer Studie fest: „Ladendiebstähle werden immer häufiger organisiert begangen. Entweder als beauftragte Einzeltäter oder in Gruppen mit gezielter Aufgabenverteilung.“
Und die Fälle werden immer mehr, kosten Ladenketten Milliarden. „Der Schaden durch Ladendiebstahl lag 2024 bei drei Milliarden Euro – 20 Prozent mehr als 2022“, sagt HDE-Chef Genth. Außer organisierten Banden gebe es auch aggressive Einzeltäter, die Mitarbeiter angriffen, wenn sie erwischt werden.
Wer stiehlt und was?
Laut EHI nimmt zudem wegen der zuletzt schlechten wirtschaftlichen Lage die Zahl der Menschen zu, „die sich bestimmte Produkte nicht mehr leisten können oder wollen“. EHI-Experte und -Studienautor Frank Horst sagt Ende Juni bei Vorstellung des Berichts: „Immer häufiger klauen auch Senioren und Familien.“

Beliebte Diebesgüter sind Alkohol, Markenkleidung, Sneakers, Elektrogeräte sowie Tabak. In Drogerien werden meistens Parfüms, Kosmetik, Babynahrung oder Rasierklingen geklaut.
Ein Mitarbeiter einer dm-Filiale in Steglitz berichtet der Berliner Zeitung, dass Gläser aufgebrochen, Rasierklingensicherungen geknackt werden. Frauen würden von Männern in den Markt geschickt, damit sie die Ware unter ihren Röcken verstecken. Andere Diebe präparierten ihre Jacken. „Das sind kriminelle Banden, Clans“, sagt der Mann. Das gebe es längst nicht mehr nur in Wedding und Neukölln. Er schätzt, dass im Jahr Ware im Wert von 30.000 Euro geklaut werde. Die würde dann häufig auf Märkten in Polen weiterverkauft.
Ein Grund für den Anstieg ist der Personalmangel. Vor allem in kleineren Läden ist häufig nur eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im Einsatz, muss aber mehrere Aufgaben erfüllen und kann oft nicht schnell reagieren.
Ladenklau wird selten angezeigt
Bei der Strafverfolgung sieht Genth Defizite. „Händler erstatten Anzeige, und die Staatsanwaltschaften stellen anschließend aus Effizienzgründen ein. In der Konsequenz melden viele Händler frustriert viele Ladendiebstähle nicht mehr bei der Polizei“, sagt er. „Deshalb ist die Dunkelziffer extrem hoch: 98 Prozent der Diebstähle werden nicht angezeigt.“ Maßnahmen zum Diebstahlschutz sind für Geschäfte sehr teuer. Verbandschef Genth: „Das führt dazu, dass immer mehr Waren weggeschlossen werden. Ich fürchte Zustände wie in den USA, wo fast alles hinter Glas liegt.“ (mit dpa)