Für viele trauernde Eltern war es ein Schock, als herzlose Metalldiebe im Juni 2023 zwei Christusfiguren vom Kinderfriedhof der Luisengemeinde in Berlin-Westend entwendeten. Vor wenigen Wochen wurden die Diebe, die es auf Bronzeskulpturen aus öffentlichen Parkanlagen und Berliner Friedhöfen abgesehen hatten, gefasst. Seit wenigen Tagen sind die gestohlenen Christusfiguren zurück auf dem Kinderfriedhof. „Ein kleiner Sieg für die Kunst. Ein großer für das Herz“, teilt die Polizei mit. Wie die Beamten der Bande auf die Spur kamen, wo die Täter geschnappt wurden.
Sowohl für die Mitarbeiter vom Luisenkirchhof als auch für die ermittelnden Polizisten sei die Übergabe der gestohlenen Bronzen ein emotionaler Moment gewesen, erklärt eine Polizeisprecherin. Vorsichtig wurden die beiden Christusfiguren aus dem Polizeitransporter geladen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Luisenkirchhofs konnten ihren Augen kaum trauen, als sie die beiden Figuren erblickten“, teilt die Polizei mit. Sogleich seien sie an ihren alten, angestammten Plätzen wieder aufgestellt worden.
In Bayern wurden fünf gestohlene Skulpturen beschlagnahmt
Zwei Ermittler aus dem Landeskriminalamt (Fachbereich Kunstdelikte) machten Jagd auf die Diebe. Anfang des Jahres stellte sich heraus, das die beiden Figuren „Französischer Jesus“ und „Thorvaldsen Jesus“ vom Kinderfriedhof zu einer größeren Diebstahlsserie gehören.
Eine Öffentlichkeitsfahndung brachte die Ermittler auf eine heiße Spur. Ende Februar gingen beim Landeskriminalamt die entscheidenden Hinweise ein – die die Ermittler nach Bayern führten, wo zunächst fünf Skulpturen aus Berliner Friedhofsdiebstählen sichergestellt werden konnten.

Im Mai wurde dann ein 55-jähriger Berliner wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Bandenhehlerei bzw. des Bandendiebstahls festgenommen. Der Mann steht in dringendem Tatverdacht, sich spätestens im Jahr 2018 mit weiteren Mitbeschuldigten zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben, um bis zu 150 Kilogramm schwere Bronzeplastiken, Reliefs, Zaunelemente und andere hochwertige Metallgegenstände zu entwenden und diese gewinnbringend zu verscherbeln.
Ein Berliner (55) war Kopf der Friedhofsbande
Der 55-jährige Berliner war der Kopf der Bande. Zuständig für Planung und Durchführung der Diebstähle, die Zwischenlagerung des Diebesgutes und den Weiterverkauf. Gegen zwei Verdächtige aus Krefeld (Nordrhein-Westfalen) und Neuenhaus (Niedersachsen) wurden ebenfalls Verfahren wegen des Verdachts der Hehlerei eingeleitet.
Der Bande um den 55-Jährigen konnten bislang 25 Verkäufe zugeordnet werden, darunter: die Gartenfigur „Leonore“ vom Friedhof Onkel-Tom-Straße, die Bronzefigur „Trauernde“ vom Friedhof Wannsee II, die Bronzefigur „ruhendes Mädchen“ vom Friedhof Reinickendorf, die Bronzefigur „Liegende“ aus dem Bürgerpark sowie mehrere Jesus-Skulpturen vom Friedhof Fürstenbrunner Weg.