Handfestes Horror-Kino aus Deutschland hat Seltenheitswert. Nach Welterfolgen zur Stummfilmzeit wie „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922), das immer noch ab und zu in Berliner Kinos wie dem Babylon gezeigt wird, kam in Sachen Grusel hierzulande kaum Bemerkenswertes heraus. Schon allein deshalb verdient „Berlin Nobody“ Aufmerksamkeit. Die amerikanisch-deutsche Koproduktion erzählt nämlich eine Schauergeschichte aus der deutschen Hauptstadt. Stilistisch überzeugt das. Viele Szenen sorgen für Gänsehaut.
Der Fernsehturm, die Berliner U-Bahn, das Ufer der Spree und jede Menge anderer Berlin-Orte sorgen für die eindeutige Verortung in der Hauptstadt und für jede Menge Schauer ganz nah.

Die Story ist überschaubar: Am Anfang steht ein offensichtlicher Gruppenselbstmord in Berlin. Schriftsteller und Sozialpsychologe Ben (Eric Bana) wird in die Aufklärung einbezogen. Zugleich versucht er, das konfliktgeladene Verhältnis zu seiner halbwüchsigen Tochter Mazzy (Sadie Sink, „Stranger Things“) auf die Reihe zu kriegen.
Dabei strauchelt er durch ein Gewirr aus Sektenunwesen, Lebensängsten und Ideologiemissbrauch. Zu allem Überfluss verliebt sich Mazzy auch noch in den zwielichtigen Martin (Jonas Dassler), der sie in die Partyszene im Berliner Untergrund einführt. Als sich zwischen beiden Welten Überschneidungspunkte ankündigen, gerät Mazzy in große Gefahr und für Ben beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um das Leben seiner Tochter zu retten.
Die britische Autorin und Regisseurin Jordan Scott, Tochter der Regie-Legende Ridley Scott, hat die Story des Romans „Tokyo“ ihres Landsmanns Nicholas Hogg von der japanischen in die deutsche Hauptstadt verlegt. Zwingend ist das nicht, verhilft Berlin aber zu schön-schaurigen Kino-Ehren. Neben dem Australier Eric Bana agieren zwei der profiliertesten Stars des deutschsprachigen Theaters: Sophie Rois („A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“) und Jonas Dassler („Der goldene Handschuh“). Beide agieren sehr intensiv, beiden möchte man nach dem Film nicht auf dem Nachhauseweg begegnen.
Der Film erhielt eine Produktionsförderung in Höhe von 300.000 Euro vom Medienboard Berlin-Brandenburg, die Dreharbeiten fanden 2022 in Berlin statt. Unter anderem wurde auch im Bereich der Genthiner Straße/Kurfürstenstraße/An der Apostelkirche gedreht. Ab dem 1. August kommt der Film in die Kinos. ■