Kolumne „Wir ♥ Tiere“

Hilfe, meine bekloppte Meise ist weg!

Von einem ungewöhnlichen Vogel-Erlebnis berichtete jüngst unser Autor. Nun gibt es Teil zwei.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Meine bekloppte Meise durchs Fenster aufgenommen: Nach einer Woche Klopferei ist sie nun weg.  
Meine bekloppte Meise durchs Fenster aufgenommen: Nach einer Woche Klopferei ist sie nun weg. Norbert Koch-Klaucke

Liebe Leser, bitte wundern Sie sich nicht, dass ich an dieser Stelle erneut dazwischengrätsche und den eigentlichen Autoren dieser Kolumne nicht zu Wort kommen lasse. Aber es geht nun einmal wieder um meinen bekloppten Vogel, von dem ich hier jüngst berichtet habe. Schließlich bedarf es meinerseits Aufklärung, was aus der Meise geworden ist. Zweitens möchte ich mich bei Ihnen, liebe Leser, dafür bedanken, dass Sie mir so zahlreich zu dem sonderbaren Vogel geschrieben und viele Tipps gegeben haben.

Aber darauf komme ich später zurück. Zunächst möchte ich Ihnen mitteilen: Kurz nach dem Erscheinen der ersten Geschichte hat doch mein süßer bekloppter Vogel tatsächlich das Weite gesucht.

Zur Erinnerung für derjenigen, die hier neu dazugestoßen sind: Am 20. März hatte ich erzählt, wie eine Schwanzmeise wie verrückt die Scheiben meiner Fenster bearbeitet hatte. Das ging in der Frühe los, sodass ich keinen Wecker mehr brauchte, um wach zu werden. Und erst mit der beginnenden Abenddämmerung endeten die fast pausenlosen Klopfattacken dieser Meise.

Sie klopfte nicht nur am Küchenfenster, sondern auch am Schlaf- und Wohnzimmerfenster. Am letzteren dachte ich schon, dass sie von draußen die Zimmerpalme im Innern sah und dort ihr Nest bauen wollte.

Und tschüss – plötzlich ist die Schwanzmeise auf Nimmerwiedersehen fortgeflogen.
Und tschüss – plötzlich ist die Schwanzmeise auf Nimmerwiedersehen fortgeflogen.Blickwinkel/imago

Bekloppte Meise: Viele KURIER-Leser schrieben dazu

Viele KURIER-Leser haben mir daraufhin geschrieben. Unter anderem Ursula von Raben, die mir von einem ähnlichen Klopf-Erlebnis berichtete, das sie mit einer Kohlmeise im Süden Deutschlands sogar ein ganzes Sommerhalbjahr erlebte – am Küchenfenster. Dieser Vogel muss also ganz „verrückt“ gewesen sein, wenn er diese Attacken so lange durchhielt.

Auf Facebook riet mir Leser Michael Schmidt janz nach Berliner Art: „Nicht so geizig sein und dem Kleinen mal wat zu fressen hinstellen und nicht mit irgendwelchen hirnlosen Attacken den Vogel verjagen wollen.“ Gemeint war, dass ich mit dem Herumfuchteln meiner Arme versucht hatte, die Meise zu vertreiben. Hatte natürlich nicht geklappt.

Diesem lieb gemeinten Hinweis folgten auf Facebook nun noch mehr Ratschläge von anderen Lesern. Sie rieten mir, dass ich es einmal mit Sonnenblumenkernen als Vogelfutter versuchen sollte. Doch als ich gerade Kerne gekauft hatte und sie auf das Fensterbrett streute – da war meine bekloppte Meise plötzlich nicht mehr da. Dafür schnappten sich Amseln die Kerne.

Sogar ein Vogelhäuschen sollte ich für meine Schwanzmeise anschaffen, rieten mir die Leser. Doch nun ist sie nicht mehr da.
Sogar ein Vogelhäuschen sollte ich für meine Schwanzmeise anschaffen, rieten mir die Leser. Doch nun ist sie nicht mehr da.Blickwinkel/imago

Ich brauche nun auch keine Aufkleber von großen Vögeln mehr an die Fensterscheiben anzubringen, um so den bekloppten Piepmatz abzuschrecken. So etwas in der Art hatte mir Renate Haffner aus Norddeutschland in ihrer Mail geraten. Nicht etwa, um die Meise zu ärgern, sondern um sie zu „retten“.

Denn Frau Haffner schrieb mir, dass das Klopfverhalten meiner Schwanzmeise bedeutet, „dass der Vogel auf Partnersuche ist bzw. einen Konkurrenten vertreiben will“. Und dieser „Konkurrent“, den mein Piepmatz in der Fensterscheibe sah, war natürlich er. Und damit die Meise sich nicht weiter selbst bekämpft, bat mich die Leserin daher inständig, etwas an das Fenster zu kleben, „damit der Vogel nicht sein Spiegelbild sehen kann. Es könnte sonst passieren, dass der Vogel an Erschöpfung stirbt“. Den Rat hatte sie von einem Ornithologen.

Doch nun ist leider meine süße Klopfmeise fort. Sie verschwand genauso plötzlich, wie sie erschienen war. Möglich, dass die Katzen, die in der Gegend auftauchten, den putzigen Vogel verjagt haben. Oder die Amseln und Stare, die bei uns jetzt ihre Nester bauen.

Ehrlich, ich bin traurig und vermisse meinen bekloppten Piepmatz. Nicht nur, weil er mich nicht mehr um halb sechs weckt und ich nun wieder den Wecker benutzen muss. Nein, meine bekloppte Meise, wo immer du bist, du fehlst mir wirklich sehr!

Norbert Koch-Klaucke schreibt normalerweise freitags im KURIER über Geschichten aus dem Osten. Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com