Seit dem Terror-Angriff der Hamas zeigt Berlin öffentlich Solidarität mit Israel. Bei dem Angriff wurden Hunderte von Menschen getötet, darunter auch eine Berlinerin. Aber nicht nur Zeichen der Trauer sind in der deutschen Hauptstadt zu sehen – auch Zeichen des Hasses keimen auf. Sprüche wie „Fuck Israel“, die auf Gehwegen und Häuserwänden im Schutz der Dunkelheit gesprüht werden. Immer wieder muss die Polizei eingreifen.
So auch am Dienstagabend in Neukölln, wie unser KURIER-Fotograf miterlebte. Während an der Karl-Marx-Straße der Turm des Neuköllner Rathauses Neukölln in weiß-blauem Licht als Zeichen der Solidarität mit Israel leuchtet, gehen Israel-Hasser nur wenige Straßen weiter mit Sprühdosen los. Sie wollen offen ihren Judenhass kundtun und hoffen auf Unterstützer und Befürworter.
Hass-Parolen sind auf Häuserwänden und auf Gehwegen zu lesen, die junge Männer gesprüht haben. „Fuck Israel“ steht unter anderem auch vor dem Eingang einer Jugendberatungsstelle des Bezirks Neukölln.
Hass gegen Israel in Neukölln: Anwohner hören Sprühgeräusche, alarmieren die Polizei

Gegen 20.45 Uhr werden an diesem Abend die Polizeibeamten des Abschnitts 55 zur Glasower Straße gerufen. Anwohner haben sie offenbar alarmiert, weil sie beobachtet haben, wie mindestens fünf Personen hektisch auf dem Gehweg auf und ab rannten, und man Sprühgeräusche hörte.
Als die Besatzung eines Einsatzwagens eintrifft, können die Polizisten mehrere Tatverdächtige vorerst stellen. Es kommt zu einer verbalen Auseinandersetzung. Denn die Tatverdächtigen verlangen ihre Freilassung. Die Situation scheint brenzlig zu werden. Daher werden noch weitere Polizisten angefordert – darunter eine Einsatzhundertschaft.
Am Ende läuft es so wie fast immer. Keiner hat etwas gesehen, keiner kann jemanden eindeutig identifizieren, berichtet der KURIER-Fotograf. Im Zuge der Vernehmungen vor Ort wird mindestens drei jungen Männern vorläufig die Freiheit entzogen. Sie werden kontrolliert und gelten als Tatverdächtige.

Da man aber zunächst keine Tatwerkzeuge, sprich Sprühdosen, finden kann, werden die Männer wieder freigelassen. Sie bekommen aber die Aufforderung, die Örtlichkeit weiträumig zu verlassen. Etwas später findet der KURIER-Fotograf in einem Hausflur, direkt an den Tatstellen, eine Sprühdose. Die Polizei findet einen Beutel mit weiteren Sprühdosen. Danach versuchen die Beamten, die Hetz-Parolen zu beseitigen.

Es sind nicht die einzigen Hass-Sprüche gegen Israel, die an diesem Abend in Neukölln gefunden werden. In der Bürgerstraße werden an der Fassade der Zürich-Grundschule ähnliche Schmierereien gemeldet. Auf dem Gehweg war ein Davidstern und das Wort „Fuck“ zu sehen. Die Polizisten machen sie mit Kreidespray unkenntlich.
Hakenkreuze und „Kill Juden“-Spruch an der East Side Gallery
Nicht nur in Neukölln keimt an diesem Abend der Hass. Die Polizei meldet am Mittwoch, dass Unbekannte Überreste der Berliner Mauer mit antisemitischen Parolen und Hakenkreuzen beschmiert haben. Der Schriftzug „Kill Juden“ und fünf Hakenkreuze wurden am Dienstagnachmittag an dem ehemaligen Mauerteil an der East Side Gallery entdeck. Beamte haben die Schmierereien zunächst überklebt. Der Staatsschutz im Landeskriminalamt ermittelt wegen Volksverhetzung, Sachbeschädigung und Verwendens von Symbolen verfassungswidriger Organisationen.
Eine Niederlage müssen die Veranstalter der sogenannten palästinensischen Unterstützer-Demo einstecken, die am Mittwoch in Neukölln geplant war. Die Polizei hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass die „Demo in Solidarität mit Palästina“ sowie Ersatzveranstaltungen von der Versammlungsbehörde untersagt würden.

Die Demonstrationen seien eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Man befürchte Straftaten wie bei ähnlichen früheren Demonstrationen, etwa am Wochenende. Am vergangenen Sonnabend hatte das propalästinensische Netzwerk Samidoun den Angriff auf Israel gefeiert, indem es Süßigkeiten auf der Sonnenallee in Neukölln verteilte.
Die Veranstalter der Demo warfen der Polizei Rassismus vor, kündigten weitere Aktionen an. Die Initiative Palästina Kampagne schrieb im Internet. „Wir sind verpflichtet euch mitteilen zu müssen morgen nicht zum Richardplatz zu kommen.“ Weiter hieß es: „Wir werden uns jedoch nicht zum Schweigen bringen lassen. Wir informieren über kommende Schritte, um Palästina in Berlin auf die Straße zu bringen.“