Neukölln

Hass auf Schulhof an Sonnenallee – Polizei vor Ernst-Abbe-Gymnasium

Ein Teil der arabischstämmigen Menschen in Berlin steht im Nahostkonflikt eher auf der Seite palästinensischer Organisationen. Das sorgt auch für Probleme an Berliner Schulen.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Auf dem Schulhof des Ernst-Abbe-Gymnasiums an der Neuköllner Sonnenallee kam es zu einer Schlägerei zwischen Lehrer und Schüler. Der Anlass: der Nahostkonflikt.
Auf dem Schulhof des Ernst-Abbe-Gymnasiums an der Neuköllner Sonnenallee kam es zu einer Schlägerei zwischen Lehrer und Schüler. Der Anlass: der Nahostkonflikt.Benjamin Pritzkuleit

Montag: Auf einem Schulhof am Neuköllner Ernst-Abbe-Gymnasium schwenkt ein Schüler die Palästinenser-Fahne und trägt ein Palästinenser-Tuch. Ein Lehrer will sie ihm abnehmen, es kommt zu einem Gerangel mit einem weiteren Schüler, infolgedessen der Schüler den Lehrer mit einem Kopfstoß verletzt. Der Lehrer haut zurück. Nach der Auseinandersetzung haben am Dienstag Polizisten vor dem Gymnasium Stellung bezogen. Die Schule hat ein Krisenteam eingesetzt und die Schulaufsicht hinzugezogen.

Längst ist auf Berliner Schulhöfen Alltag, dass arabischstämmige Jugendliche mit Meinungsäußerungen provozieren und in Konflikte mit Lehrern und Schülern geraten.

„Klar ist: Lehrkräfte dürfen gegenüber Schülerinnen und Schülern nicht übergriffig oder gar gewalttätig werden. Deshalb wird der Vorgang auch disziplinarrechtlich bewertet werden“, erklärte die Bildungsverwaltung gegenüber dem Tagesspiegel. Die beiden beteiligten Schüler sind bis zum Ende der Woche suspendiert.

Oberste Priorität habe für die Schulverwaltung die Sicherstellung des Schulfriedens. „Ein Gutheißen der terroristischen Attacken auf Israel werden wir auf unseren Schulhöfen nicht tolerieren“, hieß es weiter.

Dass auch Hetze gegen Juden und Israel durch arabischstämmige Jugendliche an Berliner Schulen vorkommt, schilderte am Sonntag auch eine Berliner Lehrerin während ihrer Rede auf einer Solidaritätskundgebung für Israel am Brandenburger Tor. Der Nahostkonflikt erschwert an manchen Schulen in Berlin-Neukölln nach Einschätzung des Bezirksbürgermeisters Martin Hikel schon seit längerem den Unterricht.

Nahostkonflikt an Berliner Schulen

Er beobachte, dass der Nahostkonflikt an einzelnen Schulen in seinem Bezirk ausgetragen wird, sagte Martin Hikel (SPD) dem RBB-Sender Radio eins. Dabei gehe es vor allem um Schüler und Schülerinnen, die in ihren Familien viel arabische Medien, etwa Fernsehsender und Internetportale, konsumieren würden.

Er sei daher in Kontakt mit den Schulen und dem Berliner Senat, sagte Hikel. „Weil natürlich kann es nicht sein, dass ein Konflikt, der Tausende von Kilometer von Berlin stattfindet, hier auch dafür sorgt, dass unter Umständen die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen nicht vernünftig unterrichten können.“

Die junge Lehrerin kritisierte gegenüber der Bild-Zeitung, dass viele Lehrer total überfordert mit solchen Situationen seien. Gegenüber dem Tagesspiegel berichten auch Lehrerinnen anderer Berliner Schulen von judenfeindlichen Ausrufen muslimischer Schüler. Darunter soll es laut der Zeitung heftigste Vernichtungsfantasien und Ausrufe gegeben haben, den angeblich von Juden dominierten Westen zu zerstören.

In einer Mail der  Berliner Bildungssenatorin an die Schulleiter vom Montag hatte es erste Handreichungen zum Umgang mit dem Thema in den Schulen gegeben, es sei zu befürchten, „dass manifest oder latent israelbezogener Antisemitismus bei einigen Schülerinnen und Schülern eine Rolle spielt“, warnte die Senatorin. „Es ist empfehlenswert, mit den Schülerinnen und Schülern das Gespräch über die Ereignisse zu suchen und ihnen bei der Einordnung zu helfen.“

Katharina Günther-Wünsch verwies dabei auf unterschiedliche Unterrichtsmaterialien, etwa zum Nahostkonflikt und zu israelbezogenem Antisemitismus. Am Rütli-Campus etwa wurde zum Thema ein preisgekrönter Comic entwickelt. Dieser war entstanden, nachdem Schüler im Sommer 2019 an einer Projektreise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete teilgenommen hatten.

Am Montag war es nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas zu dem Vorfall auf dem Schulhof in Neukölln gekommen: Als der 61-jährige Lehrer einem Schüler das Tragen der politischen Symbole verbieten wollte, griff ein 15-jähriger Schüler ein und versetzte dem Lehrer einen Kopfstoß. Der Lehrer wehrte sich den Angaben zufolge und schlug den Schüler, der dann wiederum nach dem Lehrer trat. Die Polizei wurde alarmiert und ermittelt wegen Körperverletzung. Der Schüler wurde suspendiert.