„Noch eine Woche müssen wir um das Leben der Bäume bangen“, sagt Britta Krehl. Sie ist die Sprecherin der Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow. Hier im grünen Wohnviertel an der Ossietzkystraße wollen Senat und Gesobau zwei Häuser mit Flüchtlingsunterkünften in die Innenhöfe bauen. Mehr als 60 Bäume sollen dafür gefällt werden, zwei Spielplätze wegfallen. Vehement wehren sich die Pankower seit Jahren gegen das Vorhaben, suchen nach umweltverträglicheren Alternativen und Partnern.
Es ist nicht vergessen, dass die ursprünglich nicht genehmigungsfähige Nachverdichtung mit Wohnhäusern über die Krücke des Sonderbaurechts für Geflüchtete vom Senat durchgeboxt werden soll.
Nach langem Hin und Her liegt nun seit einigen Wochen der Ball für die Genehmigung der Abholzungen beim Umwelt- und Naturschutzamt Pankow. Das „Go“ sollte eigentlich längst erteilt sein. Doch beharrlich machen Umweltverbände gravierende Mängel im Artenschutz geltend. Ausgleichsmaßnahmen werden durch die Gesobau nicht korrekt durchgeführt, sagen sie und bereiten eine weitere Klage vor, sollte das Amt die Fällungen jetzt genehmigen.
Entscheidung nach den Wahlen?
In der Woche nach der Wahl, in der Bürger unbeliebte Maßnahmen nicht mehr an der Wahlurne quittieren können, könnte eine Entscheidung fallen, fürchten die Anwohner. Denn die Zeit wird knapp. Ist die Genehmigung nicht bis zum 1. März wirksam, greift ein weiteres Mal die naturschutzrechtliche Schonzeit, in der Baumfällungen nicht ohne Sondergenehmigung gestattet sind.
Zuletzt hatte Pankows zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki allerdings keinen Grund gesehen, eine solche Sondergenehmigung auszusprechen. Die Anwohner vor Ort hoffen auf eine weitere Schonfrist von sechs Monaten, in denen sie weiter für ihr Anliegen kämpfen wollen.

„Um die Höfe immer im Auge zu behalten, haben wir wieder eine ständige Mahnwache organisiert. Aus den Fenstern oder bei Rundgängen beobachten wir die Höfe und geben Acht, dass keine illegalen Baumrodungen durchgeführt werden“, sagt Britta Krehl. Zuletzt hatte die Gesobau in einer Hauruckaktion Baumfäller anrücken lassen, die schließlich unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten. Ein Wachschutz und hohe Zäune sicherten dann das umkämpfte Areal.
Neben dem ganz konkreten Schutz ihrer Nachbarschaft haben sich die Pankower außerdem zu einem weiteren Schritt entschlossen. „Mit der Gründung des Vereins Ossietzkys Nachbarschaft am 17.02.2025 wollen wir einen Schritt weiter gehen und noch einmal unsere Gesprächsbreitschaft signalisieren“, erklärt Britta Krehl.
Pankower kämpfen nun als Verein für den Erhalt der Bäume
Noch immer haben sie die Hoffnung auf einen Kompromiss im Kiez nicht aufgegeben. „Wir wollen allen Beteiligten die Hand reichen, damit ein sinnvoller Kompromiss für Wohnraumschaffung und Grün- und Spielplatzerhalt entstehen kann.“ Den Frühling und den hoffentlich zur Verfügung stehenden Sommer wolle man nutzen, um „aktiv Partner für eine ökologische und soziale, an den Belangen der neuen und alten Bewohnerinnen und Bewohner orientierte Entwicklung unseres Kiezes herbeizuführen“, wie es in der Vereinssatzung heißt.

Zweck des Vereins sei die klimagerechte sowie den nachbarschaftlich-sozialen Bedürfnissen entsprechende Gestaltung und Unterhaltung der grünen Höfe in der Wohnanlage zwischen Ossietzkystraße, Wolfshagener Straße, Kavalierstraße und Am Schloßpark in Berlin-Pankow. In Zusammenarbeit mit Berliner Umweltverbänden wollen die Pankower beispielhaft aufzeigen, wie „Ökosystemleistungen in urbanen Räumen zum Wohle aller erhalten, gefördert und genutzt werden können“. Wohnraum schaffen ohne Radikalumbau, das ist die Devise.