Der klare KURIER-Kommentar

Genervt bis gelangweilt: Berlin und die Letzte Generation

Guerilla-Aktionen wie aus dem  Kindergarten: mit Farbattacken die Welt retten. Ideen für noch mehr Orange in der Stadt. 

Author - Stefanie Hildebrandt
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Die Klimakleber haben nun auch die Weltzeituhr besprüht.
Die Klimakleber haben nun auch die Weltzeituhr besprüht.Benjamin Pritzkuleit

Erst gab es Kartoffelbrei auf Gemälde, jetzt überzieht die Letzte Generation Stadt und Land mit Schlieren in Orange. Optische Wiedererkennbarkeit soll die Farbe herstellen. Ein Ton, der in seiner Grelligkeit von Warnwesten und Bojen wohl bekannt ist. „Achtung, Achtung, hier geht es um was!“, sollen die Aktionen suggerieren, irgendwie muss man ja auch im Gespräch bleiben.

Die Idee, mit Farbe herum zu sauen, ist dabei alles andere als neu und originell. Wir erinnern uns an grün gefärbtes Wasser in Brunnen, oder Farbeimer, die auf Fahrbahnen ausgekippt wurden.  Alte Hüte. 

Letzte Generation: Aktionen mit Abnutzungs-Erscheinungen

Neu ist, dass nun besonders Bauwerke mit dem Potential, eine krasse Bildwirkung zu entfalten, ausgewählt werden. Wäre ich Fernsehturm, Oberbaumbrücke oder Reichstag, ich wäre auf der Hut. 

Doch leider nutzt sich jedes zu oft und zu laut gerufene „Achtung“ schneller ab, als es einem Umweltschützer lieb sein kann.  Man sieht das an den täglichen Blockaden der Letzten Generation auf den Autobahnen. Die sind längst so etwas wie lästige Lokal-Folklore, die Unmut wachsen lässt, nicht Wälder.  

Die orange Maus aus der „Die Sendung mit der Maus“ trug den Farbton schon, bevor ihn die Letzte Generation kaperte. Sie steht vor dem Brandenburger Tor, da war es noch sauber. 
Die orange Maus aus der „Die Sendung mit der Maus“ trug den Farbton schon, bevor ihn die Letzte Generation kaperte. Sie steht vor dem Brandenburger Tor, da war es noch sauber. Jens Kalaene/dpa

Beschmierte Bauwerke, noch dazu solche, mit denen sich die Berliner identifizieren wie UNSERE Weltzeituhr, sorgen für Gegenwind, nicht für Zustimmung zu den immer wieder vorgetragenen Forderungen der Klimaaktivisten. Selbst die, die sich fragen, was eigentlich so schlimm an Tempo 100, einem 9-Euro-Ticket und einem Klima-Rat wäre, werden es langsam aber sicher leid und rollen nur noch genervt mit den Augen. Noch schlimmer ist's wenn man für seine Aktionen nur noch ein Achselzucken kassiert. 

Liebe Letzte Generation, vielleicht wusstet ihr das nicht: in Berlin hat die BSR das Orange für sich gepachtet. Das sind die, die den Müll  wegmachen und damit wirklich was für die Umwelt tun. Dass sich da ein Kreis schließt, weil eure Farbattacken für die Tonne sind - geschenkt. 

Wie wäre es also, statt zu zerstören, mal was Verrücktes zu versuchen? Mit Humor positive Beispiele belohnen: orange Blumen für jeden Radfahrer an der Ampel, orange Herzen an jedem Baum, Samenbomben von jedem Hochhaus und für jeden, der Orange trägt, ein Zwei-Stunden-Ticket für den ÖPNV von der Letzten Generation. Macht euch Freunde statt Feinde, Leute. Allein rettet keiner die Welt. ■