Brandenburg hat’s bezahlt

Fürstenwalde: Barockschloss für 9 Mio. saniert – und jetzt steht es leer

Einst von Friedrich I. erbaut, diente das heutige Denkmal jahrhundertelang, auch zu DDR-Zeiten, als Getreidespeicher.

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Das sanierte Jagdschloss von Fürstenwalde an der Spree. Das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Jagdschloss wurde 1699/1700 nach den Plänen des Baumeisters M. Grünberg errichtet.
Das sanierte Jagdschloss von Fürstenwalde an der Spree. Das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Jagdschloss wurde 1699/1700 nach den Plänen des Baumeisters M. Grünberg errichtet.Patrick Pleul/dpa

Es ist ein Schmuckstück in der Mitte von Fürstenwalde, das barocke Jagdschloss, das gerade für neun Millionen Euro saniert wurde. Einst von Friedrich I. erbaut, diente das heutige Denkmal jahrhundertelang als Getreidespeicher, stand dann, fast vergessen, lange leer und ist nun frisch saniert. Doch die Nutzung ist noch ungewiss.

Fürstenwaldes neues Schmuckstück steht mit frischer grauer Fassade und rotem Dach nebst auffälligem Traufgesims etwas verloren an einer innerstädtischen Kreuzung, begrenzt von dreistöckigen Nebengebäuden mit leeren Fensterhöhlen. Der Innenhof des barocken Jagdschlosses im Landkreis Oder-Spree, der an das Spreeufer grenzt, wird gerade mit schwerem Gerät begradigt.

„Preußenkönig Friedrich I., der das Gebäude 1699 hier bauen ließ, hatte hier zusätzlich einen barocken Lustgarten mit einem Karpfenteich anlegen lassen“, erklärt Guido Strohfeld, Leiter des Fürstenwalder Stadtmuseums.

Auch zu DDR-Zeiten wurde das Schloss als Getreidespeicher genutzt

Der Monarch sei mehrfach in seinem Fürstenwalder Schloss gewesen, sogar mit großem Gefolge, weiß der Historiker aus verschiedenen Quellen. „Im Jagdrevier Beerenbusch, dem Waldstück zwischen Fürstenwalde und Berkenbrück (Oder-Spree), frönte er seiner Leidenschaft und hatte offenbar ein enges Verhältnis zur Stadt“, sagt Strohfeld.

Doch der Preußenkönig starb 1713, sein Enkel Friedrich II. hatte nicht viel übrig für Pomp und weitere Schlösser. „Er ließ das Anwesen ab 1750 zum Getreidespeicher umbauen, als Ergänzung entstanden weitere Speichergebäude und ein Proviantamt.“

Immerhin bis 1992 wurde das einst prunkvolle Schloss und heutige Denkmal laut Strohfeld so genutzt. „Bei der Sanierung haben wir in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz dieser Historie Rechnung getragen“, berichtet Fürstenwaldes Stadtsprecherin Nadine Gebauer und deutet auf quer geteilte, statt der sonst im Original erhaltenen bodentiefen Fenster.

Ein paar Absperrungen stehen noch: In das barocke Jagdschloss von Fürstenwalde flossen neun Millionen Euro.
Ein paar Absperrungen stehen noch: In das barocke Jagdschloss von Fürstenwalde flossen neun Millionen Euro.Patrick Pleul/dpa

Dort seien für die Speicherzwecke damals eine Zwischendecke eingezogen und Innenwände herausgerissen worden. „Gerade diese Veränderungsgeschichte macht das Gebäude als Denkmal interessant. Trotzdem ist es noch immer ein Zeugnis frühneuzeitlicher Hochadelskultur“, sagt Christof Krauskopf, Sprecher des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Auch bei der Sanierung im Inneren des Jagdschlosses sei darauf geachtet worden, möglichst viele Original-Elemente zu erhalten und sichtbar zu machen, ergänzt Fürstenwaldes Stadtplaner Christfried Tschepe. Stuck an Decken ist zu entdecken, auch die Balken der wieder entfernten Zwischendecke zwischen den Fenstern sind sichtbar, ebenso alte Türrahmen aus Eichenholz, drei Kamine und der freitragende Dachstuhl mit imposanten Balken. Vom Original-Inventar aus Königs Zeiten ist hingegen nichts mehr vorhanden, bedauert Museumsleiter Strohfeld.

Bevor die Kommune eines der wenigen noch historischen Gebäude in der Stadt sanieren konnte, war es ein langer Weg. Da zwischenzeitlich bis 1945 die deutsche Wehrmacht das Schloss als Proviantlager nutzte, war das Bundesvermögensamt nach der Wende Rechtsnachfolger.

Nach der Wende begann der Verfall des alten Barockschlosses

Bis dahin sei das Anwesen aufgrund kontinuierlicher Nutzung und nur weniger Kriegsschäden gut erhalten gewesen, sagen die Experten. Doch dann passierte jahrelang nichts. Bei einer Versteigerung erwarb ein arabischer Mediziner das Fürstenwalder Jagdschloss. Aber auch danach blieb es jahrelang sich selbst überlassen.

„Bei einer Zwangsversteigerung 2013 sah die Stadt ihre Chance und wurde neuer Besitzer. Danach haben wir zunächst das Gebäude gesichert, Fenster und Dach dicht gemacht, um den weiteren Verfall zu stoppen“, sagt der Fürstenwalder Stadtentwickler. Bis die Sanierung beginnen konnte, vergingen nochmals fünf Jahre.

Mit Erfolg habe sich die Kommune zwar um Stadtumbau-Fördermittel bemüht, sagt die Stadtsprecherin. Doch erste Pläne einer künftigen Nutzung zerschlugen sich: Gemeinsam mit einem Projektentwickler sollte eine Tourismus-Akademie für die praktische Ausbildung für das Hotel- und Gaststättengewerbe entstehen.

Die Räume sind komplett leer. Die Pläne für die Nutzung stocken: „Aufgrund der allgemeinen Konjunkturschwäche ist da aktuell aber so ein bisschen die Dynamik raus“, gesteht Nadine Gebauer (Mitte), Pressesprecherin der Stadt Fürstenwalde.
Die Räume sind komplett leer. Die Pläne für die Nutzung stocken: „Aufgrund der allgemeinen Konjunkturschwäche ist da aktuell aber so ein bisschen die Dynamik raus“, gesteht Nadine Gebauer (Mitte), Pressesprecherin der Stadt Fürstenwalde.Patrick Pleul/dpa

„Doch diese Investoren sprangen ab. Da wir als Stadt das Schloss nicht weiterverkaufen wollten, sah das Land Brandenburg uns als verlässliche Partner und förderte uns trotzdem“, sagt Gebauer. Immerhin fast neun Millionen Euro – davon nur ein geringer städtischer Eigenanteil – flossen in die Sanierung. Aktuell laufen noch Restarbeiten.

Um das Schloss für Besucher zugänglich zu machen, fehlt laut Tschepe unter anderem eine Fluchttreppe – die beauftragte Firma habe Lieferschwierigkeiten. „Deswegen ist noch nicht genau klar, wann wir das Gebäude tatsächlich öffnen können.“

Der weitere Ausbau für die Nutzung des Jagdschlosses stockt

Die Stadt hat einen neuen Projektentwickler als Partner und Eigentümer der Nebengebäude, der auch im Schloss die Regie übernehmen soll, ergänzt Gebauer. Die Firma wolle dort Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste schaffen, die im Fürstenwalder Jagdschloss dann von ihr organisierte Veranstaltungen besuchen. Unter dem einstigen Lustgarten soll eine Tiefgarage gebaut werden.

„Aufgrund der allgemeinen Konjunkturschwäche ist da aktuell aber so ein bisschen die Dynamik raus“, gesteht Gebauer. Das Landesdenkmalamt ist froh, dass die Stadt das Schloss gesichert und saniert hat, obwohl es noch nicht genutzt wird.

So gibt es eine Zwischenlösung: Sobald die letzten Sanierungsarbeiten beendet sind, kann das historische Gebäude mit den großzügigen Räumen und den riesigen Flügeltüren auf rund 1000 Quadratmetern für Konzerte, Ausstellungen und Ähnliches von der Stadt angemietet werden. Bei verschiedenen Fürstenwalder Kulturvereinen und der Musikschule sei das Interesse groß, weiß Gebauer. „Allerdings müssen die Nutzer alles mitbringen – Technik, Catering und auch Besteck.“

Hinweis: Friedrich II. war nicht der Sohn von Friedrich I., sondern sein Enkelsohn. Wir haben den Artikel entsprechend geändert und danken für den Hinweis.