Wie peinlich!

Beatrice Egli stellt Karat vor, als würde keiner die DDR-Band kennen

Endlich durfte man Karat mit einem neuen Song wieder im TV sehen. Doch der Einspieler vor dem Auftritt war echt peinlich. Die ARD tat so, als würden die Zuschauer die Band nicht kennen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Karat bei ihrem Auftritt in der ARD-Sendung „Die Beatrice Egli Show“, die in Berlin-Adlershof aufgezeichnet wurde
Karat bei ihrem Auftritt in der ARD-Sendung „Die Beatrice Egli Show“, die in Berlin-Adlershof aufgezeichnet wurdeFuture-Image/imago

Eigentlich müsste man sich freuen. Endlich war Karat mit einem neuen Song in einer großen Samstagabend-Show des öffentlich-rechtlichen Senders ARD zu sehen. In der Sendung „Die Beatrice Egli Show“ (3,6 Millionen Zuschauer), in der die Musiker bei der Schlagersängerin aus der Schweiz am Sonnabend ihren Auftritt hatten. Doch wie peinlich war das denn? Kurz bevor Karat ihren neuen Song „Nicht egal“ präsentierten, wurde ein Einspielfilm gezeigt. Da wurde Karat vorgestellt, als würde niemand die DDR-Kultband kennen, die mit „Sieben Brücken“ einen großartigen Ost-West-Hit hatte.

Sasha, DJ Ötzi oder Heinz Rudolf Kunze – große Schlager-Stars waren in der Sendung von Beatrice Egli zu Gast. Im letzten Drittel ihrer Show war dann auch Karat an der Reihe. Eigentlich muss man niemandem mehr die Band vorstellen. Doch in der ARD-Show tat man es.

Der kurze Einspieler wurde so präsentiert, als wüsste keiner, dass es auch Rockmusik in der DDR gab. Das Filmchen aber hatte dies zum Inhalt. Ja, es gab auch Rockmusik im Osten, tönte es da. Da gab es Gruppen wie Puhdys, Silly, City und Elefant (da verschwieg man sogar Ute Freudenberg) – und Karat, die zu den besten des Landes gehörte, die einst mit dem Song „Der blaue Planet“ im Kalten Krieg den Nerv der Zeit fand. Ach, so: „Über sieben Brücken“, der Mega-Hit der Band, wurde auch noch beiläufig erwähnt.

Echt peinlich. Bei den anderen Künstlern in der Sendung, die im Westen des Landes ihren Ursprung hatten, wurde nicht so eine merkwürdige Aufklärungsarbeit betrieben. Aber bei Karat, als würde man sie im dritten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung Deutschlands noch immer nicht kennen. Dabei erschienen die Alben auch im Westen, die Musiker hatten auch dort Auftritte, sogar in „Wetten, dass ..?“.

Karat mit dem neuen Schlagzeuger Heiko Jung (l.) und dem neuen Bassisten Daniel Bätge (r.): In der TV-Show wurde ihr neuer Song „Nicht egal“ stürmisch gefeiert.
Karat mit dem neuen Schlagzeuger Heiko Jung (l.) und dem neuen Bassisten Daniel Bätge (r.): In der TV-Show wurde ihr neuer Song „Nicht egal“ stürmisch gefeiert.Future-Image/imago

Trotz peinlichem TV-Einspieler: Der neue Karat-Song ist der Hammer

Dafür war der Karat-Auftritt ein Hammer. Endlich präsentierten die Jungs mit „Nicht egal“ einen Song, der wieder ganz nach Karat klingt. Die Fans hörten aber noch mehr heraus. Der Text des Liedes war irgendwie auch eine Erklärung dafür, warum nun zwei altgediente Kollegen nicht mehr in der Band zu sehen sind.

Beatrice Egli im Gespräch mit Karat-Sänger Claudius Dreilich
Beatrice Egli im Gespräch mit Karat-Sänger Claudius DreilichFuture-Image/imago

In der Neujahrsnacht 2023 hatte Karat erklärt, dass künftig der Schlagzeuger Michael Schwandt und der Bassist Christian Liebig nicht mehr in der Band spielen. Im Frühjahr wurden die Neuen vorgestellt: Daniel Bätge am Bass und Heiko Jung am Schlagzeug. In dem neuen Karat-Song scheint die Band auch darauf anzuspielen. Oder wie sollte man die Textpassagen, dass man zwar Erfolg im Leben hatte, aber nun auch neue Wege gehen müsse, sonst verstehen?

Im anschließendem Gespräch tat Beatrice Egli so, als würde der Personalwechsel erst jetzt geschehen sein. Möglicherweise, um die Brücke in dem Interview zu schlagen, dass Karat zu ihrem 50. Geburtstag im Jahr 2025 ein neues Album in Vorbereitung haben, wie Sänger Claudius Dreilich mitteilte.

Es war schön, Karat endlich wieder im TV mit einem neuen Lied zu sehen. Doch den peinlichen Einspieler hätte sich die in Ostrock kaum bewanderten ARD-Verantwortlichen der „Beatrice Egli Show“ echt sparen können.