Berlin hat beim Thema Verkehrssicherheit erheblichen Nachholbedarf. Zu viele Unfälle passieren an Stellen, die seit Jahren als problematisch gelten. Die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer in Berlin, Kirstin Zeidler, fordert von der Politik entschlossene Schritte. Das sind ihre fünf Wünsche für mehr Sicherheit im Berliner Straßenverkehr!
55 Menschen starben 2024 im Berliner Straßenverkehr, fast die Hälfte waren Fußgänger (24 Tote). 2025 starben im Berliner Straßenverkehr bis kurz vor Ende des Jahres deutlich weniger Menschen: 37 Tote zählte die Polizei bis zum 18. Dezember. Darunter waren 17 Fußgänger. Auffällig dabei ist die hohe Zahl der tödlich verunglückten Rentner im Alter über 65 Jahren. 22 waren Senioren, das sind 60 Prozent.
Damit es noch mehr Sicherheit im Straßenverkehr gibt, muss Berlin an vielen Stellen anpacken. Mehr Kontrollen, mehr Tempolimits und freie Sicht an Kreuzungen sind für die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer (UDV) in Berlin, Kirstin Zeidler, dringend nötig. Ihre fünf Wünsche an die Politik für das neue Jahr:
1. Klare Trennung von Rad und Auto
Zentral ist aus Sicht der Unfallforschung die klare Trennung von Rad und Auto. Wo ausreichend Platz vorhanden ist, sollten zusätzliche Radwege entstehen. Reicht der Raum nicht aus, können Fahrradstraßen oder reine Autobereiche den Verkehr entzerren. Eine weitere Möglichkeit ist, dem Auto Platz zu nehmen, etwa durch den Abbau von Parkflächen oder ganzen Fahrspuren.

2. Kreuzungen als Unfall-Hotspots
Besonders gefährlich sind Einmündungen und Kreuzungen. Dort ereignen sich die meisten schweren Radunfälle. In Deutschland passieren zwei Drittel aller Radunfälle mit Verletzten und Getöteten an Kreuzungen und Einmündungen. Dazu zählen nicht nur große Knotenpunkte, sondern auch Einfahrten von Supermärkten, Tankstellen oder Grundstücken.
Abhilfe könnten getrennte Ampelschaltungen schaffen. Eigene Grünphasen für Fußgänger und Radfahrer sowie für den motorisierten Verkehr würden Konflikte reduzieren. Heute gibt es meist zeitversetzte Phasen, bei denen Radfahrer und Fußgänger etwas früher Grün bekommen. In Abbiegesituationen führt das immer wieder zu gefährlichen Begegnungen.
3. Mehr Schutz für Fußgänger
Auch für Fußgänger braucht es mehr Schutz. In Berlin wird besonders viel zu Fuß gegangen. Nach einer kürzlich veröffentlichten Erhebung zu „Mobilität in Deutschland“ liegt der Anteil bei 35 Prozent. Deshalb fordert die Unfallforschung mehr sichere Übergänge. Überquerungshilfen seien vor allem dort nötig, wo sich Haltestellen gegenüber von Supermärkten oder Einkaufszentren befinden.
Als besonders geeignet gelten Mittelinseln. Sie ermöglichen es älteren Menschen und Kindern, die Straße in zwei Etappen zu überqueren. Wo dafür kein Platz ist, können Zebrastreifen oder Fußgängerampeln helfen.

4. Berlin muss Tempo drosseln
Ein weiteres Problem ist das Tempo. Noch immer wird in der Stadt zu schnell gefahren. Die novellierte Straßenverkehrsordnung erlaubt heute leichter als früher niedrigere Geschwindigkeiten. Das gilt etwa an Zebrastreifen, neben Spielplätzen, auf stark genutzten Schulwegen oder als Verbindung zwischen Tempo 30 Abschnitten. Diese Möglichkeiten sollten konsequent genutzt werden.




