Rosen für Clara, Rosa und Bertha

Frauentag 2024: Blumen für Frauen-Statuen in Berlin

Floristinnen schmücken Frauen-Statuen in Berlin und ganz Deutschland. Dabei fällt auf: Es gibt gar nicht so viele Denkmäler für Frauen.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Floristinnen schmücken zum Frauentag Denkmäler von Frauen. Nicole Heide betreibt auf dem Kottbusser Damm ein Blumenfachgeschäft. 
Floristinnen schmücken zum Frauentag Denkmäler von Frauen. Nicole Heide betreibt auf dem Kottbusser Damm ein Blumenfachgeschäft. Markus Waechter

Wer am Freitag mit offenen Augen durch die Stadt geht, entdeckt vielleicht aufwendig geschmückte Frauen-Statuen. Zum Internationalen Frauentag schmücken Berliner Floristinnen Denkmäler von Frauen in der Stadt. Dabei fällt auf: Es gibt gar nicht so viele! Ein Grund mehr, an all die tollen Frauen um uns herum zu denken. 

Jeden Tag gehe ich an einer Bronze-Statue in Pankow vorbei. Sie zeigt eine kleine Frau mit Ziegelsteinen in den Händen, eine Aufbauhelferin, eine Trümmerfrau ohne Namen. Auf meinen Wegen durch die Stadt sehe ich nicht viele Denkmäler von Frauen, Männer hingegen hat man im Lauf der Geschichte oft auf den Sockel gehoben. Die besonders berühmten nicht selten so hoch, dass man aufschauen muss, wenn man ihnen in die Augen sehen will. Der kleinen Trümmerfrau begegne ich ebenbürtig.

200 weibliche Statuen in Deutschland

Viele andere weibliche Plastiken sind liegende Akte und damit mehr Männerfantasie als die Würdigung von Verdiensten der Frauen. Nur rund 200 weibliche Statuen in diesem eigentlichen Sinn gibt es in Deutschland – nicht gerade viel, allein Otto von Bismarck wurde etwa 700-mal ein Denkmal gesetzt. 

Umso schöner ist eine Idee aus Schweden, die seit dem letzten Jahr auch in Deutschland Nachahmer findet. Floristinnen schmücken Frauen-Denkmäler aufwendig mit Blumen.

Dass der Blumenversandhandel Fleurop zum Internationalen Frauentag mit der Aktion an die Verdienste und Lebensleistung ganz unterschiedlicher Frauen erinnern und sichtbare Zeichen für Frauenrechte, Geschlechtergleichstellung und die Stärkung der Frauenrolle setzten will, mag zunächst nichts weiter als eine gute Marketingaktion sein. 

Doch mit einem Frauenanteil von 93 Prozent unter den Selbstständigen ist das Floristik-Gewerbe fest in Frauenhand, teilt man zu der Aktion mit. Kein anderer Berufszweig in Deutschland verzeichne einen höheren Anteil selbstständiger Unternehmerinnen. Die Aktion sei ein sichtbares Bekenntnis dazu, „die Leistungen von Frauen in der Geschichte zu ehren und gleichzeitig das Bewusstsein für die bestehende Ungleichheit in der öffentlichen Anerkennung zu schärfen“, heißt es von dem Blumenversandhandel.  

Blumenladen in Kreuzberg

Eine von denen, die in Berlin zum Internationalen Frauentag ein Frauendenkmal schmücken, ist Nicole Heide. Als man sie fragte, ob sie mitmachen wolle, musste sie nicht lange nachdenken. Auf dem Kottbusser Damm hat Nicole Heide seit 1997 ein Blumenfachgeschäft.

Vor ihrem Laden stehen in diesem Märztagen die Frühblüher, am nahen U-Bahnhof Schönleinstraße die Drogen-Dealer.  Es habe sich viel verändert in ihrem Kiez, sagt die 62-Jährige, die komplette Bandbreite gesellschaftlicher Schichten - hier sei sie vertreten. Ganz unten und ganz oben, Porsche und Parkbank, alles dabei. Und mittendrin die Blumen - und immer wieder Frauen, die den Laden am Laufen halten.

Am Freitag wird Nicole Heide das Denkmal der Trümmerfrau in der Hasenheide mit Blumen schmücken. „Diesmal bekommt sie einen Schal“, sagt sie über, „ihre“ Statue. Schon im letzten Jahr hat die Floristin der Unbekannten einen Kragen aus Blumen gefertigt.

Geschmückte Frauenstatue in der Hasenheide zum Frauentag 2023. Dieses Jahr wird die Aktion zum zweiten Mal veranstaltet. 
Geschmückte Frauenstatue in der Hasenheide zum Frauentag 2023. Dieses Jahr wird die Aktion zum zweiten Mal veranstaltet. Fleurop

In anderen Städten werden es Floristinnen Nicole Heide gleichtun. In Hamburg wir das Heidi Kabel-Denkmal geschmückt, in Bremen Agnes Heineken, in Bonn Bertha von Suttner geehrt. In Berlin sind auf der Webseite der Aktion auch das Rosa Luxemburg- und das Käthe Kollwitz-Denkmal verzeichnet, auch sie werden am Freitag Blumenschmuck tragen. Zu verdanken haben Frauen überall auf der Welt den Internationalen Frauentag übrigens Clara Zetkin. 

Brauchen wir überhaupt noch einen Frauentag?

Die deutsche Sozialistin schlug auf der „Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz“ am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentags vor.  Mit der Kundgebung „Rosen für Clara“ am Internationalen Frauentag wird Clara Zetkin auch durch das Frauennetz Marzahn-Hellersdorf geehrt. Die Kundgebung findet am Donnerstag, 13 Uhr am Clara-Zetkin-Denkmal in Marzahn-Nord statt. 

Clara Zetkin Denkmal in Leipzig, geschmückt am Frauentag 2023. 
Clara Zetkin Denkmal in Leipzig, geschmückt am Frauentag 2023. Fleurop

Solange Frauen und Kinder wie zuletzt in Israel und in Gaza Opfer von sexualisierter Gewalt sind, Frauen stärker von Armut bedroht sind als Männer und weniger verdienen als diese, ist der Frauentag ein wichtiger Tag, um genau daran zu erinnern. Vielleicht macht die Aktion der Floristen ja Schule und die Frauen-Denkmäler in Ihrem Kiez bekommen demnächst auch einen Blumenschmuck? 

Über die Webseite zur Aktion ruft Fleurop zur Beteiligung auf: Hier können Frauen-Statuen gemeldet werden, die im kommenden Jahr ebenfalls Teil der Frauentags-Aktion sein sollen. Ebenso sind hier alle geschmückten Statuen anhand einer interaktiven Landkarte leicht zu finden. ■