Wegen Sanierung

Ex-DDR-Kino: Honeckers Premierenpalast International macht dicht

80 Prozent der technischen Einrichtungen im Kino International sollen erneuert werden, jedes Kabel und jeder Heizkörper wird ausgetauscht.

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Das Kino International an der Karl-Marx-Allee in Berlin schließt für mindestens zwei Jahre.
Das Kino International an der Karl-Marx-Allee in Berlin schließt für mindestens zwei Jahre.Jens Kalaene/dpa

Es war das interessanteste Premierenkino der DDR. Nicht nur, weil Erich Honecker hier gesehen wurde, sondern auch baulich. „Bauhaus meets DEFA!“, heißt es über das Kino International in Berlin auf der Seite berlin.de, dem offiziellen Hauptstadtportal. Schade, dass das beliebte Arthouse-Kino mit Honecker-Lounge und Panoramabar-Café jetzt schließt. Zum Glück nur für zwei Jahre. Mindestens. In Berlin weiß man das ja nie so genau.

Das Kino International wird ab Dienstag wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Vonseiten der Yorck-Kinos heißt es dazu, dass 80 Prozent der technischen Einrichtungen erneuert werden sollen, wobei alle Kabel und Heizkörper im Gebäude ausgetauscht werden. Am Montagabend war der letzte Vorstellungstag vor der Sanierung geplant, mit den Filmen „Sterben“, „Dirty Dancing“ und „The Women“ auf dem Programm.

Der Kinosaal im Kino International in Berlin. Erbaut in der DDR im Jahr 1963 von den Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust, wird das Kino für etwa zwei Jahre schließen. 
Der Kinosaal im Kino International in Berlin. Erbaut in der DDR im Jahr 1963 von den Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust, wird das Kino für etwa zwei Jahre schließen. Emmanuele Contini/imago

Das Kino International war einst das führende Premierenkino der DDR und ist als Veranstaltungsort der Berlinale sowie für seine bemerkenswerte Architektur bei Filmliebhabern und Touristen bekannt. Im November feierte das 1963 erbaute Haus sein 60-jähriges Jubiläum.

Kino International zur DDR-Wende

Das denkmalgeschützte Bauwerk der Nachkriegsmoderne kann auf eine Reihe ungewöhnlicher Anekdoten aus der Geschichte der DDR zurückblicken – einschließlich ihres Endes. Während am 9. November 1989 die Zuschauer „Coming Out“ von Regisseur Heiner Carow, eine schwule Liebesgeschichte und der erste Film mit homosexueller Thematik in der DDR, sahen, fiel die Berliner Mauer. Ein doppelt denkwürdiger Abend für das Kino. In vielen Filmsälen der westlichen Stadt lief an dem Abend „Der mit dem Wolf tanzt“ von und mit US-Star Kevin Costner. Pech für die Berliner, die sich diesen Film anschauten. Wegen der Überlänge kamen sie erst deutlich später in den Genuss des Mauerfalltrubels.

Das obere Foyer im Kino International in Berlin
Das obere Foyer im Kino International in BerlinEmmanuele Contini/imago

Neben hauptsächlich von der DDR-Filmgesellschaft DEFA produzierten Werken zeigte das Kino auch ausgewählte westliche Produktionen, wie beispielsweise 1987 den Tanzfilm „Dirty Dancing“. Filmpremieren fanden regelmäßig in Anwesenheit der DDR-Staatsführung statt, die dort sogar über einen eigenen Repräsentationsraum für Gäste verfügte. Im Jahr 1992 übernahm die Yorck-Gruppe das Kino.

Auch der Deutsche Bundestag feierte hier schon Premieren, in Sondervorführungen. Zum Beispiel von Wolfgang Beckers Erfolgskomödie „Good Bye, Lenin!“ im Jahr 2003. ■