Tausende Austritte

Evangelische Kirche: Immer mehr Berliner sagen nicht mehr Ja und Amen

In Berlin wurden den Angaben zufolge 12.593 Austritte, in Brandenburg 5526 und in der Region Görlitz 333 Austritte verzeichnet.

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Immer weniger Berliner und Brandenburger sind Mitglied in der evangelischen Kirche.
Immer weniger Berliner und Brandenburger sind Mitglied in der evangelischen Kirche.Funke Foto Services/imago

Für immer mehr Berliner ist die Kirche nicht mehr wichtig – oder sie wollen keine Kirchensteuer zahlen. Auch im vergangenen Jahr hat die evangelische Kirche in der Hauptstadtregion mehr als 18.000 Kirchenaustritte gezählt. 

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat im vergangenen Jahr erneut viele Mitglieder verloren. Die Zahl der Kirchenmitglieder sank um mehr als 29.300 auf 804.487 zum Jahresende 2023, wie die Landeskirche mitteilt. Die Verluste von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr seien vor allem auf die 18.452 Kirchenaustritte des vergangenen Jahres zurückzuführen.

Über 12.000 Berliner verlassen die evangelische Kirche

Auch bundesweit sanken die Mitgliederzahlen in den evangelischen Landeskirchen insgesamt erneut um mehr als eine halbe Million Mitglieder. Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover mitteilt, gehörten ihr zum Stichtag am 31. Dezember 2023 rund 18,6 Millionen Menschen an. Das entspricht einem Rückgang von rund 593.000 und 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit erreichte der Mitgliederverlust einen Rekordwert. Rund 21,9 Prozent der deutschen Bevölkerung sind demnach noch Mitglied einer der 20 evangelischen Landeskirchen (2022: 22,7 Prozent). Grund für den Mitgliederschwund sind vor allem Kirchenaustritte und Sterbefälle.

In Berlin wurden den Angaben zufolge 12.593 Austritte, in Brandenburg 5526 und in der Region Görlitz 333 Austritte verzeichnet. Die Gründe seien vielfältig, sagt Bischof Christian Stäblein: „Wir erleben eine Zeit, in der die Bindung an Institutionen in wachsendem Maße nachlässt.“ Zudem müsse sich die Kirche der Verantwortung stellen, „dass wir auch durch unser eigenes Versagen Menschen sehr enttäuscht und verloren haben“.

Stäblein betont, Aufgabe der Kirche müsse es verstärkt sein, „die Relevanz des Glaubens“ zu vermitteln, gesellschaftlich und individuell: „Darüber gilt es ins Gespräch zu kommen. Über Sinn und Hoffnung, Zuversicht und Angst, Vertrauen und Engagement. Über die gute Nachricht des Evangeliums.“ Zugleich dankte der Bischof allen, „die sich in der Kirche engagieren“.

Mehr Taufen, weniger Konfirmationen

Die Zahl der Taufen stieg 2023 in der EKBO im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent auf insgesamt 4968, davon 2748 in Berlin und 2060 in Brandenburg. Die Zahl der Konfirmationen verringerte sich im vergangenen Jahr dagegen um 8,3 Prozent auf 3945. In Berlin wurden 2108 Konfirmationen gezählt, in Brandenburg 1663.

Gut zwei Drittel der Kirchenaustritte aus der EKBO erfolgten in Berlin (12.593), knapp ein Drittel in Brandenburg (5526) und im ostsächsischen Teil der Landeskirche (333). Neuzugänge registrierte die EKBO im vergangenen Jahr 595 (2022: 654) – davon in Berlin 386 und in Brandenburg 202. ■