PR-Posse um Anzeige

Absurder Zoff um Hitler: Eurowings streicht Werbung für Bunker-Museum

Berliner Museumsbetreiber wollte Werbung bei der Fluglinie für Ausstellung über Nazi-Diktator machen. Das lief gut, bis jemand den Namen Hitler entdeckte.

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Enno Lenze vor dem Berlin-Story-Bunker: Eurowings will plötzlich seine Hitler-Ausstellung nicht mehr auf den Tickets bewerben.
Enno Lenze vor dem Berlin-Story-Bunker: Eurowings will plötzlich seine Hitler-Ausstellung nicht mehr auf den Tickets bewerben.zVg

Na nu, was ging denn da schief? Eigentlich wollte Museumsbetreiber Enno Lenze nur sein Bunker-Museum bewerben, doch dann forderte die Fluggesellschaft Eurowings plötzlich eine Änderung der Werbung. Das Problem: Auf den Tickets von Eurowings stand groß das Wort Hitler. Dabei hatte der Vermarkter der Fluggesellschaft Lenze selbst wegen der Ausstellungen kontaktiert und die Werbepartnerschaft angeboten.

Ihren Lauf nahm die Posse als sich Ende November ein Mitarbeiter der Firma Ink Global bei Lenze meldete. Das Unternehmen bot dem Betreiber des Berlin-Story-Bunkers an, Werbung für die „Touristen-Attraktion“ auf den Bordkarten der Lufthansa-Tochter zu vermarkten. Lenze erkundigte sich bei Eurowings, ob das Unternehmen tatsächlich für Eurowings tätig war. Die Fluggesellschaft bestätigte das. 

Museumsbetreiber hatte Deal mit Eurowings-Vermarkter zu Bunker-Ausstellungen

„Der Kontakt mit dem Unternehmen war schnell“, berichtet Lenze dem Berliner KURIER. Ein Deal wurde erreicht, die Werbeanzeige durch den Vermarkter bestätigt. Lenze überwies den dafür fälligen Betrag. Dafür sollte die Werbung für den Story-Bunker, die auch Informationen über die Ausstellungen beinhaltet, von Januar bis in den März auf die Bordkarten gedruckt werden. „Versprochen wurde uns, dass die Anzeige auf rund 100.000 Tickets von Flügen nach Berlin erscheinen sollte“, berichtet Lenze.

Das passierte dann auch so – bis sich am Montag plötzlich der Vermarktungspartner von Eurowings meldete. „Da stand grob drin, dass die Anzeige nicht mehr laufen könne und ich eine andere schicken solle“, berichtet Lenze. Das sei jedoch absurd, denn die beworbenen Ausstellungen seien eben die, die in seinem Museum gezeigt würden.

So sahen die Werbeanzeigen für die Ausstellungen im Museum aus.
So sahen die Werbeanzeigen für die Ausstellungen im Museum aus.zVg

Eurowings will Werbung für Hitler-Ausstellung wegen Hitler nicht auf Tickets

Lenze hakte nach und bekam nach zwei Tagen eine Antwort des Vermarkters, die ihn verblüffte. „Eurowings hat uns angefordert, das Wort ‚Hitler‘ für Ihre Kampagne von den Bordkarten zu entfernen“, heißt es da. Lenze fiel aus allen Wolken. „Die Ausstellung zeigt auf 3500 Quadratmetern, wie die Nazis ihr menschenverachtendes Terrorregime aufbauten, Millionen zu Opfern wurden und wie das Regime am Ende gestürzt werden konnte. Heute wichtiger denn je, über diese Dinge aufzuklären“, findet Lenze.

Auch deshalb will der Museumsbetreiber die Anzeige nicht ändern. „Die Ausstellung heißt nun mal ‚Hitler – wie konnte es geschehen‘“, so Lenze. „Der Vermarkter hatte mich kontaktiert, kannte also die Ausstellungen und die Werbeanzeige wurde zuvor abgenommen.“

Eurowings lenkt nach KURIER-Anfrage ein

Eurowings reagierte am Donnerstag auf die Anfrage des KURIER, teilte mit: „Nach diversen kritischen und irritierten Kunden-Rückmeldungen zu Inhalten auf einigen unserer Bordkarten haben wir die Werbeanzeige zunächst gestoppt und prüfen das weitere Vorgehen.“ Zudem habe es mittlerweile ein klärendes Gespräch zwischen der Fluggesellschaft und Lenze gegeben. Lenze dazu: „Wir kommen da nicht zusammen.“ Die geforderte Änderung der Anzeige komme für ihn nicht infrage. 

Derzeit pausiert die Anzeige. Auf den Bordkarten werden nun vorerst Eigenanzeigen von Eurowings abgebildet, wie auf aktuellen Tickets zu sehen ist, die dem KURIER vorliegen. Für Lenze ist das Thema ein Ärgernis. Immerhin: Eurowings stehe einer Teilrückerstattung der Werbezahlung nicht im Wege, berichtet Enno Lenze. Das wäre auch für ihn akzeptabel. Eine etwaige Entscheidung soll dieser Tage fallen. ■