In Russland hat die unterdrückte Opposition zu einem stillen Protest während der Wahl aufgerufen. Um 12 Uhr sollten die Menschen gebündelt in die Wahllokale gehen, um diese zu überlasten und damit die Abstimmung zu stören. Zu der Aktion hatte der Kremlgegner Alexej Nawalny kurz vor seinem Tod aufgerufen. Auch in Berlin, vor der russischen Botschaft, bildete sich eine Warteschlange – und protestiert gegen Kremlchef Putin. Unter ihnen hatte sich auch Julija Nawalnaja eingereiht – sie ist die Witwe von Alexej Nawalny.
Nawalnys Team veröffentlichte am Nachmittag auf Telegram Aufnahmen, die Nawalnaja vor der Botschaft in Berlin zeigte. Sie umarmte Menschen, ließ sich fotografieren. „Julija Nawalnaja bei der russischen Botschaft in Berlin ❤️“ schrieb das Team zum Post.
Julija Nawalnaja in einer Warteschlange vor der russischen Botschaft in Berlin
Medienberichten zufolge soll bei der Aktion vor der russischen Botschaft in Berlin Hunderte von Menschen teilgenommen haben. Sie sollen weiß-blau-weiße Fahnen geschwenkt haben – ein Symbol gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach Angaben der Polizei wurde die Anzahl der Teilnehmer auf rund 800 Menschen geschätzt.
— Кира Ярмыш (@Kira_Yarmysh) March 17, 2024
Auf einem Video, das Nawalnys Pressesprecherin Kira Yarmysh auf X teilte, sieht man, wie Menschen um Julija Nawalnaja applaudieren. Auch teilte die Pressesprecherin ihren Dank: „Vielen Dank an alle, die heute Mittag in die Wahllokale gekommen sind. Ihr seid die Besten ❤️“ schrieb sie.
Auch die russische Botschaft machte eine Stellungnahme auf X und schrieb: „Die Anzahl der Wählerinnen und Wähler, die an den Wahlen des Präsidenten der Russischen Föderation am Wahllokal in der russischen Botschaft in Berlin teilnehmen möchten, steigt. Wir freuen uns über alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die von ihrer Stimme Gebrauch machen wollen.“
🇷🇺 Количество желающих проголосовать на выборах Президента России на избирательном участке № 8315 в Посольстве России в Германии увеличивается.
— Botschaft der Russischen Föderation (@RusBotschaft) March 17, 2024
Рады видеть всех граждан России, готовых отдать свой голос!
Вместе мы сила – Голосуем за Россию!#Выборы2024
🇩🇪 Die Anzahl der… pic.twitter.com/tkh4zkYX8h
Julia Nawalnaja - am frühen Sonntagabend betritt sie das Botschaftsgelände. Unter den Linden haben sich nach Angaben der Polizei etwa 2000 Wählerinnen und Wähler sowie 500 bis 800 Demonstrantinnen und Demonstranten versammelt.
Zahlreiche Menschen schwenken Fahnen in Weiß-Blau-Weiß, was die neuen Farben eines freien Russlands sein sollen, wie Teilnehmerinnen und Teilnehmer sagen. In einer langen Schlange reihen sich Wählerinnen und Wähler ein, um am letzten Tag der dreitägigen russischen Präsidentschaftswahl einen Stimmzettel abzugeben. Die zwei Gruppen sind nur optisch klar voneinander zu trennen - viele in der Schlange scheinen den Demonstranten zuzustimmen.
Protest vor der russischen Botschaft
Auf dem Platz vor der Botschaft ist eine Figur des russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgebaut, die in einer Wanne in ukrainischen Nationalfarben sitzt und sich mit Blut wäscht. Jemand hat als Protestaktion Schredder für vermeintliche Wahlzettel aufgebaut - erläutert mit den Worten „Probieren Sie russische Demokratie aus“.
Der Abschluss der russischen Präsidentschaftswahl ist von Protesten von Oppositionsanhängern im In- und Ausland begleitet worden. Vor den russischen Botschaften in mehreren europäischen Hauptstädten bildeten sich lange Schlangen. Menschenrechtsaktivisten meldeten derweil mehr als 70 Festnahmen durch die russischen Behörden. In der russischen Hauptstadt Moskau und in St. Petersburg bildeten sich laut Journalisten der Nachrichtenagentur AFP lange Schlangen, in denen Wähler ihre Unterstützung für den Kreml-Kritiker bekundeten. Das Team von Nawalny veröffentlichte in Onlinenetzwerken Bilder von Wählern, die sich in Moskau und anderen Landesteilen vor den Wahllokalen drängten. ■