200 Gebäude entworfen

Er prägte Berlins Stadtbild: Trauer um Architekt Hinrich Baller (†89)

Als einer der originellsten Architekten der Nachkriegszeit schuf Hinrich Baller Wohnhäuser, Sporthallen und viele öffentliche Gebäude in Berlin!

Author - Berliner KURIER
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Der Berliner Hinrich Baller (undatierte Aufnahme) gehörte zu den ungewöhnlichsten Architekten der Nachkriegszeit.
Der Berliner Hinrich Baller (undatierte Aufnahme) gehörte zu den ungewöhnlichsten Architekten der Nachkriegszeit.Helga Fassbinder/dpa

Er hatte geradezu irrwitzige Ideen bei der Planung seiner Häuser und gehörte zu den eigenwilligsten und ungewöhnlichsten Architekten der Nachkriegszeit. Vor allem in Berlin hat Hinrich Baller prägnante Wohnhäuser geschaffen, etwa in Kreuzberg oder am Winterfeldplatz in Schöneberg. Vor wenigen Tagen ist Hinrich Baller im Alter von 89 Jahren gestorben.

Baller schuf in Berlin rund 200 Gebäude

Er starb bereits am 23. Juli nach längerer Krankheit im Alter von 89 Jahren, wie seine Ex-Frau Inken Baller der Deutschen Presse-Agentur sagte. In Berlin, aber auch in Potsdam gibt es zahlreiche Gebäude nach seinen Entwürfen, etwa 200 Häuser tragen Ballers Handschrift.

Das Torhaus am Fraenkelufer/Ecke Admiralstraße in Kreuzberg sticht in der Häuserreihe heraus mit seinen nach oben gebobenen, spitzen Balkonen.
Das Torhaus am Fraenkelufer/Ecke Admiralstraße in Kreuzberg sticht in der Häuserreihe heraus mit seinen nach oben gebobenen, spitzen Balkonen.Annette Riedl/dpa

Dazu zählen Wohnhäuser genauso wie Einkaufszentren oder Sporthallen, das Botschaftsgebäude der Dominikanischen Republik in Wilmersdorf oder das Philosophische Institut der Freien Universität in Dahlem.

Baller wurde 1936 in Stargard im heutigen Polen geboren. Er studierte an der Technischen Universität in Berlin Architektur und war später selbst Architekturprofessor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.

Außergewöhnliche Formen, originelle Ideen: Die Gebäudefront an der Charlottenburger Schlossstraße ist typisch Baller!
Außergewöhnliche Formen, originelle Ideen: Die Gebäudefront an der Charlottenburger Schlossstraße ist typisch Baller!Arcaid Images/Imago

Schnörkelige Geländer als Markenzeichen

Bekannt wurde er für seine ungewöhnliche Formensprache und einen ganz eigenen Stil. Dafür steht etwa das Torhaus am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg mit seinen nach oben gebogenen spitzen Balkonen.

An der Landsberger Allee/Ecke Judith-Auer-Straße in Berlin-Lichtenberg entstand nach Ballers Plänen ein Wohn- und Geschäftshaus, das allein schon wegen seiner Türme, Erker und Glasfassaden auffällt. Zu den Wohnungen führen enge Wendeltreppen. Die Geländer sind schnörkelig (eines von Ballers Markenzeichen!) und die Dächer der einzelnen Gebäudeteile mal wellenförmig, mal gezackt. Das „Castello“, wie der Gebäudekomplex in Anlehnung an das italienische Wort für Schloss genannt wird, bietet mit seinen Wohnungen Platz für 193 Familien.

Viel Glas und Licht: Ein Wohnhaus von Hinrich Baller für 193 Familien an der Judith-Auer-Straße in Lichtenberg.
Viel Glas und Licht: Ein Wohnhaus von Hinrich Baller für 193 Familien an der Judith-Auer-Straße in Lichtenberg.Schöning/Imago

Baller galt als einer der eigenwilligsten Architekten der vergangenen Jahrzehnte, der als Künstler auch gern mal über das geltende Baurecht hinwegsah. Rechte Winkel waren ihm ein Graus, umso lieber waren ihm organische Formen und spielerische Elemente, die an den österreichischen Künstler und Architekten Friedensreich Hundertwasser erinnerten.

Hinrich Baller und seine Ehefrau und Inken arbeiteten bis 1989 als Duo. Für ihr gemeinsames Werk wurden die beiden 2023 mit dem renommierten Großen BDA-Preis ausgezeichnet. Beide hatten über viele Jahre ein gemeinsames Architekturbüro und arbeiteten in dieser Zeit eng zusammen. (mit dpa)