Nicht weit vom Moritzplatz entfernt soll die RAF-Terroristin Daniela Klette unter ihrem falschen Namen Claudia Ivone gewohnt haben. Das Haus in der Sebastianstraße ist unscheinbar, die Fassade grau. Nachbarn erzählen von einer freundlichen und zurückgezogenen Person. 2011 legte Klette sich einen Facebook-Account an, wo sie Naturbilder teilte, von Seen mit Schilf und Sonnenuntergängen, von in Blüte stehenden Büschen und Herbstblättern und von Strandspaziergängen. Was ist ansonsten über das Leben der RAF-Terroristin bekannt?
Momentan macht ein Bild die Runde, das Klette heute zeigt: Die ehemalige RAF-Terroristin ist gealtert, sie ist inzwischen 65 Jahre alt, hat einen grauen Haaransatz. Die sonst schwarzen Haare sind nach hinten gebunden. Sie scheint ein einfaches Leben geführt zu haben. Nachbarn erzählen in Medienberichten von Keksen, die sie am Weihnachtsabend verschenkte. Auch soll sie einen großen Hund gehabt haben, der mitkam, wenn sie Fahrrad fuhr.

Eine Nachbarin soll laut einem Bericht erzählt haben, dass Klette schon vor 18 Jahren in dem Haus wohnte. Eine andere Hausbewohnerin berichtete im Spiegel, dass sie häufig morgens auf dem Weg zur Schule gemeinsam mit Klette das Haus verließ und sie abends zurückkommen sah. Auch soll sie Mathe-Nachhilfe gegeben haben. Auch ein Blick in das Facebook-Profil Klettes verrät private Details: Bilder zeigen, dass sie sich anscheinend für Capoeira-Tanz interessierte und in einem brasilianischen Kulturverein in Berlin aktiv war.
Wie konnte die RAF-Terroristin Daniela Klette gefunden werden?
Im Podcast „Legion“ von RBB, Undone und NDR wurde schon vor ein paar Monaten, Ende 2023, über den Verdacht gesprochen, warum es bei einer Frau aus dem Kulturverein eventuell um Klette handeln könnte. In der Recherche des Podcasts gaben die Journalisten einem Computerprogramm die Fahndungsbilder von Daniela Klette. Diese Künstliche Intelligenz suchte im Internet nach Gesichtern und wurde fündig.
Auf Dutzenden Fotos war eine ältere Frau zu sehen, und die Spuren führten nach Berlin und zu einem Capoeira-Verein, wo Klette sich bereitwillig hat ablichten lassen. Im Podcast wird erzählt, wie Klette dort über Jahre aktiv gewesen sei, sie habe Unterricht genommen und sei sehr sympathisch gewesen, bis 2020 soll sie sich im Verein engagiert haben. Die Journalisten des Podcasts waren der Gesuchten offenbar schon ganz nahe gekommen.
Die RAF-Terroristin posierend auf Fotos
Nach Angaben der Generalbundesanwaltschaft glaubt man, Klette sei 1989 abgetaucht, um sich der RAF anzuschließen. Nach mehr als 30 Jahren geheimen Lebens in der familienfreundlichen Nachbarschaft von Kreuzberg ist die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette nun gefasst worden. Am Montagnachmittag klingelten Polizisten an Klettes Wohnungstür. Sie soll allein Zuhause gewesen sein, soll sich mit ihrem falschen Namen vorgestellt haben. Sie holte angeblich ihren italienischen Pass, um sich auszuweisen. Die Polizei nahm sie dennoch mit zur Wache, wo ihre Fingerabdrücke genommen wurden, was schließlich ihre wirkliche Identität enthüllte.
Am Dienstag flatterten vor dem Haus Absperrbänder im Wind, Busse der Polizei standen vor dem Eingang des Gebäudes. Techniker und Ermittler trugen Kisten aus dem Haus. Fraglich ist nun: Wo sind Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub, zwei andere Terroristen der RAF? Es wird nicht damit gerechnet, dass die verhaftete Klette bei der Ergreifung der beiden Männer helfen werde, heißt es in Berichten. Aktuell soll Klette in Untersuchungshaft in der JVA Vechta im Frauengefängnis sein. Auf der Seite des Bundeskriminalamtes sind die Fahndungen zu den ehemaligen RAF-Mitgliedern noch verfügbar. „Bislang ist unklar, wo sich die Beschuldigten aufhalten, ob in Deutschland oder im europäischen Ausland“, heißt es dort. „Die Ermittlungsbehörden wenden sich gezielt auch an die Familien der Beschuldigten, deren Freundeskreis und ehemalige RAF-Unterstützer.“ ■