Ein verstörendes Video sorgte im Internet für Unruhe. Es zeigte einen maskierten Mann, der mit Pfeil und Bogen vor dem Tierpark Berlin steht und drohte, auf Eisbärin Hertha (5) Jagd machen zu wollen. Nun stellt sich heraus: Die real erscheinende Bedrohung des Tierpark-Lieblings war nur ein Fake. TV-Moderator und jetzt auch selbsternannter Klimaaktivist Michel Abdollahi (NDR-Show „Käpt’ns Dinner“) steckt dahinter, will mit dem drastischen Auftritt für den Artenschutz der vom Aussterben bedrohten Eisbären werben.
Dass das Video ausgerechnet zum Welteisbärentag (27. Februar) auftauchte, war kein Zufall. Mehrere Medien berichteten. Auch der Berliner Polizei wurde das Video zugespielt. Zuerst wollte man ermitteln, Beamte waren offenbar sogar im Tierpark. Doch dann wurde das Verfahren eingestellt. Abdollahi meldete sich, klärte auf, dass das alles nur eine Kampagne war.
„Hertha war zu keinem Zeitpunkt bedroht. Aber bis zu 25.000 wildlebende Eisbären sind es“, sagte er auf einer Tierpark-Pressekonferenz am Mittwoch. Hintergrund sei seine YouTube-Doku „Time to say goodbye“, mit deren Hilfe er Spenden sammeln wolle, etwa auch für Eisbären-Artenschutzprojekte des Tierparks.

TV-Mann Michel Abdollahi: Um alle Eisbären zu retten, schockt er mit der Jagd auf Tierpark-Eisbär Hertha

Für die Doku habe er sich für eine Eisbärenjagd mit Pfeil und Bogen in Kanada angemeldet, eine Lizenz dafür erworben, die um die 100.000 Dollar gekostet haben soll. Die Bilder der Doku, wie dort Eisbären einfach so erlegt werden, sind schockierend. Aber auch die Aktion des TV-Mannes.
Er versucht zu erklären: „Bei den Dreharbeiten wurde mir klar, dass nicht nur die Jäger die Tiere bedrohen. Ich merkte, wie das Eis unter meinen Füßen brach, zu einer Jahreszeit, wo das nicht passieren durfte.“ Das Eis ist die Lebensgrundlage der Eisbären, das durch den Klimawandel zerstört wird. „Da war mir klar, dass auch unsere Lebensweise die Tiere tötet“, sagt Abdollahi, der sich nun als Klimaaktivist sieht. „Die Eisbären kann man noch retten“, sagt er. Manchmal helfen ganz kleine Dinge – etwa Stromsparen.
Mit der Fake-Video-Aktion will der TV-Mann die Massen erreichen. „Ich habe kein Schuldbewusstsein, wenn es um den Klimawandel geht. Die Menschen reagieren, wenn ein ihn bekannter Eisbär wie Hertha bedroht wird, aber nicht, wenn es um seine bedrohten anonymen Artgenossen geht.“
Daher bedarf es „unorthodoxer Mittel“, die der Tierpark und ihr Direktor Andraes Knieriem nach langer Prüfung unterstützen, erklärte Tierpark-Sprecherin Philine Hachmeister. Gerade weil eine große Bandbreite der Gesellschaft den Tierpark besucht, die man über den Artenschutz auch vor Ort informiert – unter anderem mit einer Kurzfassung von Abdollahis Doku. Von seiner Hertha-Bedrohungs-Aktion war nicht nur der Tierpark informiert. Sie wurde auch von der Werbeagentur Jung von Matt („Geiz ist geil“) unterstützt, so der TV-Mann.