Nun sind sie zu Potte gekommen: Bei der ersten Tarifrunde nach der Schlichtung haben sich BVG und Verdi auf einen neuen Tarifabschluss geeinigt. Jetzt muss nur noch die Belegschaft zustimmen.
Am heutigen Donnerstag hatten sich die BVG-Arbeitgeberseite und Verdi zur ersten Verhandlungsrunde nach der Schlichtung getroffen. Das Unternehmen hat dem Tarifpartner das finale Angebot vorgelegt. Es basiert auf den Empfehlungen der gemeinsamen Schlichtungskommission. „Beide Verhandlungsteams haben sich auf dieser Basis auf eine Tarifeinigung verständigt, die nun durch die jeweiligen Gremien bestätigt werden muss“, teilte die BVG gerade mit.
„Ich bin froh, dass wir nach hartem Ringen einen für alle Seiten guten und nachhaltigen Kompromiss erzielt und die Tarifrunde letztlich zu einem Abschluss gebracht haben“, sagte BVG-Verhandlungsführerin Jenny Zeller-Grothe. „Bis zu 20 Prozent mehr Gehalt ist ein wichtiges und wertschätzendes Signal an unsere Mitarbeitenden, die Berlin rund um die Uhr mobil halten.“
Weiter erklärte Zeller-Grothe: „Wir haben den bestehenden Nachholbedarf gedeckt und führen mit diesem Abschluss die Spitzengruppe im bundesweiten Vergleich der ÖPNV-Unternehmen an. Für uns ist der Abschluss ein finanzieller Kraftakt, den wir nun gemeinsam und verantwortungsvoll managen werden, damit unsere Fahrgäste sich auf ein stabiles Angebot verlassen können.“
Im Schnitt erhalten die BVG-Mitarbeitenden 15,4 Prozent mehr Lohn. Der Abschluss bringt für Fahrer der BVG insgesamt ein Lohnplus von 20,1 Prozent. Im Einzelnen gibt es 1500 Euro Einmalzahlung, dann am Ende noch 430 Euro darauf aufs Monatsgehalt. Etwa die Hälfte von ihnen (also die Fahrer von Bus, Straßen- und U-Bahn) bekommen Schicht- und Fahrdienstzuschläge. Für alle Beschäftigten gibt es und 100 Euro mehr Weihnachtsgeld.
Einigung bei BVG: Jetzt muss nur noch die Belegschaft zustimmen
Für beide Seiten ist es ein Kompromiss. Es sind nicht die 750 Euro mehr pro Monat, die Verdi forderte. Aber auch das Plus von 430 Euro sind nicht schlecht. Auch die BVG muss kräftig schlucken. Für sie bedeutet der Schlichter-Vorschlag Mehrkosten von 140 Millionen Euro pro Jahr.
Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt muss nun die BVG-Mitarbeiter überzeugen, dass auch sie der Einigung zustimmen werden. „Wir hätten dem Vorschlag nicht zugestimmt, wenn wir nicht der Meinung gewesen wären, dass das ein guter Kompromiss ist“, hatte Arndt nach der Schlichtung gesagt.
Er bezeichnete das Angebot als ein „Ergebnis unserer Stärke und unserer Entschlossenheit, die wir in den letzten Monaten gezeigt haben“. Verdi liege damit deutlich über den anderen Tarifabschlüssen in diesem Jahr.
Die Verdi-Tarifkommission will die Empfehlung auch an die BVG-Mitarbeiter weitergeben. Nach der heutigen Verhandlungsrunde kommt es wieder zur Mitgliederbefragung in den Verkehrsbetrieben. Mindestens ein Viertel von ihnen muss dem Vorschlag zustimmen.
Wenn nicht? Dann drohen wieder Streiks. Es kann sogar zu einer erneuten Urabstimmung für einen Dauerstreik bei der BVG kommen. Denn Mitarbeiter bei den Verkehrsbetrieben sind mit dem Verhandlungsergebnis von 430 Euro statt 750 Euro mehr nicht so glücklich. So mancher Bus-, Straßen- oder U-Bahnfahrer bezeichnet daher den Schlichter-Kompromiss als „schlechten Witz“. ■