Wie geht es weiter in dem einsturzgefährdeten Haus in der Grunewaldstraße/Ecke Goltzstraße in Berlin-Schöneberg? Den Mietern, die alle rausmussten, droht die Obdachlosigkeit. Inzwischen geht die Suche nach den Ursachen weiter. Und es drängt sich ein schlimmer Verdacht auf: Ist die Berliner U-Bahn für die Risse im Haus womöglich mitverantwortlich?
In der vergangenen Woche fiel bei Renovierungsarbeiten auf, dass die Schäden am Haus in der Grunewaldstraße/Ecke Goltzstraße in Berlin-Schöneberg äußerst schwerwiegend sind. Die Mieterinnen und Mieter wurden eiskalt vor die Tür gesetzt. Der Hauseigentümer Heimstaden bat sie, vorübergehend bei Freunden oder Verwandten unterzukommen oder sich um ein Zimmer in einer Pension zu bemühen. Anfallende Kosten sollen übernommen werden – und zwar bis zu 120 Euro pro Nacht. Glücklich schätzen kann sich, wer etwas findet in dieser Stadt, in der Zehntausende vergeblich nach Wohnraum suchen.
Nun drängt sich ein schlimmer Verdacht auf, wie der Tagesspiegel berichtet. Eventuell sind noch weitere Gebäude in der Umgebung vom Einsturz bedroht. Und das hat seinen Grund. Laut Informationen der Zeitung wurden statische Probleme bereits vor über 50 Jahren im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau an dieser Stelle festgestellt: Am Nordost-Haus in der Grunewaldstraße/Ecke Eisenacher Straße seien Erker und Balkone entfernt worden. Und weitere Häuser wurden auf Schäden untersucht, wie der Sohn eines ehemaligen Verwalters dem Blatt berichtet.
Dass U-Bahnen Gebäude beschädigen können, ist bekannt
In dem Gebäude gegenüber dem jetzt geräumten an der Berliner Goltzstraße erzählten Altmieter wohl schon vor über zehn Jahren bei Wohnungsbesichtigungen, dass der Eigentümer nach dem U-Bahnbau Geld von der BVG erhalten habe, um die statischen Probleme zu beheben. Die erforderlichen Sicherungsarbeiten seien aber möglicherweise nie durchgeführt worden. Belege dafür gibt es bisher nicht.
Ein BVG-Sprecher teilte dem KURIER mit: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns an Spekulationen in dieser Frage nicht beteiligen.“
Dass U-Bahnen Gebäude beschädigen können, ist bekannt. Es ist durchaus möglich, dass der Bau und Betrieb von U-Bahnen in der Nähe von Gebäuden zu Rissen führen kann. Dies tritt insbesondere dann auf, wenn während des Bauprozesses Tunnel gegraben werden oder wenn U-Bahn-Züge in unmittelbarer Nähe der Gebäude verkehren. Erschütterungen, Vibrationen und Bodenbewegungen, die durch den U-Bahn-Verkehr verursacht werden, verursachen manchmal strukturelle Probleme, dazu gehören Risse in den Fassaden und im Mauerwerk.
Verheerender Einsturz durch U-Bahnbau mit Toten
Um solche Schäden zu minimieren, werden allerdings oft vorbeugende Maßnahmen ergriffen, zum Beispiel die Verstärkung der Gebäudestruktur oder die Installation von Schallschutzwänden entlang der U-Bahn-Strecke. Trotz solcher Vorkehrungen können in einigen Fällen Schäden auftreten, besonders wenn die Gebäude bereits alt oder strukturell schwach sind.
Ein verheerendes Unglück dieser Art ereignete sich in Köln. Am 3. März 2009 stürzte das dortige Stadtarchiv samt zweier Nachbargebäude aufgrund von Fehlern beim Bau eines U-Bahn-Tunnels ein. Dabei wurden zwei Menschen getötet und etwa 90 Prozent des Archivguts verschüttet, ein Großteil davon im Grundwasser. ■