Jan ist taff. Seine Ausbildung als IT-Systemelektroniker wird er bald erfolgreich abschließen – sie fällt ihm leicht. Und doch war er lange unsicher. Was dann? Wie in den Beruf richtig einsteigen, in welche Richtung sich orientieren, welche Ziele verfolgen? Ihm habe die Struktur gefehlt, der rote Faden, sagt der 27-Jährige. „Man wird ja immer gefragt, wo siehst du dich in fünf Jahren. Ich habe mich noch nicht mal in drei Monaten gesehen.“
Da kam das Mentoring-Programm „Hürdenspringer“ der Stiftung Unionhilfswerk ins Spiel. Ehrenamtliche unterstützen hier Schüler und Auszubildende dabei, ihren Weg ins Berufsleben zu finden. Als das Programm an Jans Berufsschule vorgestellt wurde, nahm er das Angebot sofort an. So lernte er Benedikt Wölk kennen, der nun sein ehrenamtlicher Mentor ist.

Benedikt wählte wegen eigener Erfahrung genau dieses Ehrenamt
Benedikts Engagement bei „Hürdenspringer“ – seit drei Jahren ist er dabei – hat mit seiner eigenen Geschichte zu tun. Der 34-Jährige wuchs in einem Dorf in Nordrhein-Westfalen auf. Schon früh zeigte sich seine Begabung für Computer und IT. „Ich habe mit neun Jahren angefangen zu programmieren, mit elf hatte ich meine erste Webseite verkauft“, erzählt er. An der Schule wurde sein Talent nicht gefördert, zunächst nicht einmal erkannt. Seine Familie allerdings bestärkte ihn. „Glücklicherweise sind meine Eltern nicht der Empfehlung der Klassenlehrerin gefolgt und haben mich vom Gymnasium genommen.“ Benedikt machte seinen Abschluss und studierte bereits mit 16 Jahren neben der Schule an der Uni.
Individuelle Begabungen würden in Deutschland – auch in den Schulen – zu wenig gefördert, bemängelt Benedikt, der heute freiberuflicher IT-Architekt ist. „Ein Projekt wie Hürdenspringer fängt das auf.“ Deshalb wählte Benedikt das Mentoring-Ehrenamt. Nun hilft er anderen jungen Menschen, ihre Ziele zu finden – und schenkt ihnen seine Zeit und sein Wissen.
Jedes Mentoring-Tandem hat seine eigenen Ziele
Jan ist Benedikts dritter Mentee. Einmal pro Woche treffen sich die beiden zum Mentoring in den Räumen von „Hürdenspringer“ in Neukölln – Jan kommt aus Reinickendorf, Benedikt aus Weißensee. Sie reden über Jans Abschlussarbeit, technische Entwicklungen, Trends und Projekte in der Branche. „Was wir besprechen, kommt von Jan“, sagt Benedikt. „Mein Part ist es, auf seine Fragen und das, was ihn bewegt, so einzugehen, dass es ihn weiterbringt.“ Jan kann sich bei Benedikt Rat holen, profitiert von dessen Erfahrungen, lässt sich inspirieren.

Bei den Tandems von Mentor und Mentee bei „Hürdenspringer“ geht es darum, junge Menschen in ihrer Ausbildung zu unterstützen. Schüler, Azubis, Geflüchtete. Jedes Tandem hat eigene Ziele und einen individuellen Rhythmus. „Bei Azubis kann es darum gehen, sie zu motivieren, ihre Ausbildung nicht abzubrechen“, sagt Ruth Oppl, Projektkoordinatorin im „Hürdenspringer“-Team. „Manche kommen in ihrem Betrieb oder mit ihren Chefs nicht klar und brauchen Rat, wie sie sich verhalten sollen.“ Auch Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz (KI), die in immer mehr Berufsfeldern relevant wird, spielen im Mentoring eine große Rolle.
Bei der Telekom gehts weiter
Für Jan, der mit seinen 27 Jahren ja ein schon etwas älterer Azubi ist, ist es perfekt, mit Benedikt einen Mentor zu haben, mit dem er sich fachlich auf Augenhöhe austauschen kann. „Der Fokus ist bei jedem Mentee unterschiedlich. Sie geben die Richtung vor, wir geben Hilfestellung“, sagt Benedikt. Der IT-Architekt wird Azubi Jan noch bis zum Ende seiner Ausbildung bei der Telekom begleiten. Und danach? Gut möglich, dass sie in Kontakt bleiben.



