Jahrelange Arbeit futsch

Dreister Diebstahl: Bienenzucht in Berlin-Tegel am Ende

Wer macht den so etwas? Ein dreister Bienendiebstahl in Tegel beendet Traditionszucht von besonders friedlichen Berliner Stadtbienen.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Bereits im Februar blühen die ersten Krokusse und bieten den frühen Bienen eine Nahrungsquelle.
Bereits im Februar blühen die ersten Krokusse und bieten den frühen Bienen eine Nahrungsquelle.Frank Rumpenhorst/dpa

Ganze vier Jahre haben Imker in Tegel an einer friedlichen Bienenlinie gezüchtet, nun ist sie weg: 31 Bienenvölker wurden in der Nacht zum Montag von dem Belegstand des Imkerverband Berlin e.V. gestohlen.

Züchter und Belegstandswart Danny Wanzke vom Imkerverein Reinickendorf-Mitte e.V. ist fassungslos: „Zwischen 1.30 und 6 Uhr früh müssen die Profidiebe zugeschlagen haben und sind dafür vermutlich mit mindestens einem großen Transporter in den Tegeler Forst gefahren, um den versteckt hinter dem Wildtiergehege liegenden Belegstand anzufahren. Ein Mitarbeiter der Berliner Forsten meldete das aufgehebelte Tor zu der Bienenzuchteinrichtung am frühen Morgen.“

Das Diebesgut war wertvoll: In allen Völkern waren Zuchtköniginnen, der Grundstock einer besonders gesunden und friedlichen Stadtbiene, deren Tochterköniginnen eigentlich an die Imker und Imkerinnen der Umgebung verschenkt werden sollten. So sollte die „Lufthoheit“ rund um den Belegstand gesichert werden, denn die Söhne solcher Spitzenköniginnen, die Drohnen, verpaaren sich in der Luft mit den extra dazu angelieferten Jungköniginnen und sorgen so für die Weitergabe der guten Zuchtergebnisse.

Diese Bienenkästen wurden im Tegeler Forst gestohlen.
Diese Bienenkästen wurden im Tegeler Forst gestohlen.Imkerverband Berlin e.V.

Auf diese Weise arbeitete der Züchter schon seit vier Jahren daran, insbesondere die für hohe Bienenverluste verantwortliche Varroa-Milbe in den Griff zu bekommen. Besonders bitter: Die Bienenkästen waren funkelnagelneu und wurden erst im letzten Jahr mithilfe von Fördermitteln des Landes beschafft und in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit gestrichen und eingerichtet.

Der finanzielle Schaden beläuft sich auf über 11.000 Euro, der ideelle ist ungleich höher, denn die jahrelange Zuchtarbeit ist unwiederbringlich.

Michael Steinbuch, langjähriger Kassenverwalter des Imkerverbands Berlin e.V., kann sich an keinen einzigen Diebstahl in dieser Dimension erinnern – in Berlin haben die meisten Imkereien im Schnitt nur fünf Völker. Vor dem Hintergrund der überdurchschnittlich hohen Bienenverluste in diesem Winter warnt Danny Wanzke davor, angebotene Bienenvölker in neuen Dadant-Ablegerkästen oder 12er-Dadant-Beuten zu erwerben – stattdessen sollten ihm solche Angebote gemeldet werden, bittet er.

In vielen Jahren wurden hier besonders friedliche Bienen gezüchtet.
In vielen Jahren wurden hier besonders friedliche Bienen gezüchtet.Imkerverband Berlin e.V.

Der Imkerverein Reinickendorf bittet um Spenden, um den Diebstahlschutz an Berlins einzigem Belegstand zukünftig zu verbessern. Ein Belegstand dient der gezielten Bienenzucht, um imkerlich gewünschte Eigenschaften der Biene wie Schwarmträgheit und Friedfertigkeit zu fördern. Auf dem Belegstand sind Bienenvölker mit solchen besonders guten Eigenschaften aufgestellt (sog. Vätervölker), deren Drohnen sich mit den Königinnen der von Züchtern gebrachten Mini-Bienenvölkchen (sog. Begattungseinheiten) verpaaren sollen.

Der Belegstand im Tegeler Forst besteht seit dem 23. Mai 1953 und wurde anfangs vom Imkerverein Wittenau-Reinickendorf und seit der Vereinsfusion 1981 vom Imkerverein Reinickendorf-Mitte e.V. verwaltet. ■