Stellen Sie sich vor, der jährliche Gesundheits-Checkup beim Arzt würde ersetzt durch regelmäßiges Autofahren. Zukunftsmusik? Zumindest in Sachen Herz-Kreislauferkrankungen machen die Charité Berlin und die BMW Group jetzt den Test und haben einen 7er BMW zur rollenden Präventionspraxis ausgebaut.
In diesen Tagen startete in Berlin eine klinische Studie, in der im Auto eine standardisierte, fortlaufende und wiederholbare Erhebung medizinisch relevanter Daten unter Alltagsbedingungen stattfindet. 120 Patienten mit und ohne Vorerkrankungen und über 50 Jahre alt, sollen unter verschiedenen Fahrbedingungen teilnehmen.

Das Auto der Zukunft soll ein Gesundheitsbegleiter werden: Langfristiges Ziel sei es, Präventions- und Frühwarnsysteme zu entwickeln, die ein breites Spektrum von Gesundheitsaspekten abdecken, so die Kooperationspartner. Auch das Erkennen von epileptischen Anfällen, das Messen der Atemluft, und Iris-Scans, die Aufschluss über Krankheiten geben, sind in Zukunft denkbar.
Automotive Health - in Zukunft mehr Daten aus dem Alltag
Das Projekt „atme Zukunft“, sagte Charité-Vorstandsvorsitzender Prof. Heyo Kroemer. Eine wichtige Komponente in der gesundheitlichen Versorgung werde für Gesellschaften die Prävention sein. Der ideale Ort dafür, nötige Gesundheitsdaten zu erheben, sei das Auto.
Der Gesundheitscheck im Auto, ganz nebenbei beim Fahren, gelingt über Sensoren im Auto. Diese erkennen Auffälligkeiten, im besten Fall schon bevor man erkrankt, und können dann warnen, wenn eine Behandlung noch leicht möglich ist.

Und was misst Doktor Dienstwagen konkret? Eine Kamera im Innenspiegel misst den Blutdruck über die Gesichtsfarbe, ein EKG wird im Lenkrad aufgenommen und ein Pulsmesser im Gurt misst die Herztöne. Vitalparameter wie Hautleitfähigkeit, Herz- und Atemfrequenz über einen längeren Zeitraum, regelmäßig gemessen und kombiniert mit Fahrzeugdaten wie Wetter, Verkehrsdichte und Fahrverhalten aus schon vorhandenen Sensoren, ergeben ein umfassendes Bild, das helfen kann Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Herzerkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Das Auto macht den Fahrer zum gläsernen Patienten
Automotive Health ist nicht neu, jeder kennt die Kaffeetasse, die aufploppt, wenn das Auto Müdigkeit erkennt. Auch die Kooperation zwischen BMW und Charité will Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen, indem sie die „Performance des Fahrers“ checkt, wie Dr. Matthias Franz, der Projektleiter bei BMW, es nennt. Nur mit dessen Einwilligung aber sollen die Gesundheitsdaten auch verwendet werden, betont BMW-Innovationschef Dr. Rudolf Bencker.
Bis zur Serienreife ist es ohnehin noch ein Stück Arbeit, zunächst wolle man bis Ende des Jahres Ergebnisse abwarten, so Bencker. Wenn sich während der Studie herausstelle, dass ohnehin schon verbaute Sensorik auch zum Gesundheitscheck-Tool ausgebaut werden kann, dann könne es auch sehr schnell gehen.



