Erste Deutsche im All

Dinos und Star Wars: DAS ist die Berlinerin, die Elon Musk ins All schoss

Rabea Rogge (29) aus Berlin-Schöneberg schreibt als erste deutsche Frau Weltraum-Geschichte. Ihr Weg zu den Sternen war lang. Der KURIER erzählt, wie es dazu kam.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Rabea Rogge (vorn) steuert das Raumschiff Dragon. Die Berlinerin ist die erste Deutsche im All.
Rabea Rogge (vorn) steuert das Raumschiff Dragon. Die Berlinerin ist die erste Deutsche im All.SpaceX

Eine Berlinerin ist die erste deutsche Frau im All. Rabea Rogge (29) aus Schöneberg – der Eintrag in die Geschichtsbücher ist ihr sicher. Aber wer ist die Frau, die am 1. April um 3.46 Uhr unserer Zeit mit einer Rakete von Tesla-Autobauer Elon Musk (53) in den Weltraum geschossen wurde?

Seit Monaten hat sich Rabea Rogge auf diesen historischen Weltraumflug vorbereitet. Darunter waren Sachen wie eine Seekajakfahrt mit der Crew in Alaska. Nun umkreist sie in 450 Kilometer Höhe mit dem Raumschiff „Dragon“ die Erde – 93 Mal in vier bis fünf Tagen.

Rabea Rogge ist die Pilotin der privat finanzierten Mission „Frame2“, die die Erdpole aus dem All ganz genau unter die Lupe nehmen will. Dabei hat sie noch nicht einmal einen Pilotenschein.

Ihr Weg zu den Sternen war lang: Allerdings kann man nicht sagen, dass Rabea Rogge als kleines Mädchen unbedingt Astronautin werden wollte. „Ich war tatsächlich eher das Dinosaurier-Kind“, sagt sie in einem National-Graphic-Interview. „Aber die Liebe zu Wissenschaft und Technik hatte ich schon früh.“

Erste Deutsche im All: Mit Star Wars-Roboter R2D2 fing alles an

Und diese Liebe führte sie in ihrem Kinderzimmer indirekt zur Weltraum-Saga „Star Wars“. „Ich erinnere mich an meinen ersten Roboter, einen R2D2 von Star Wars, den man programmieren konnte“, sagte Rogge in dem Interview. „So kam es, dass ich eine Ausbildung in Richtung Technologie verfolgt habe.“

Die Rakete hebt im Kennedy Space Centers in Cape Canaveral ab. Der Start der  Berlinerin Rabea Rogge geht in die Geschichte ein.
Die Rakete hebt im Kennedy Space Centers in Cape Canaveral ab. Der Start der Berlinerin Rabea Rogge geht in die Geschichte ein.John Raoux/dpa

Sie studierte Elektrotechnik an der ETH Zürich, dort hat die Berlinerin sogar an einem Mini-Satelliten mitgebaut. Derzeit forscht Rogge an der norwegischen Uni in Trondheim, entwickelte Roboter-Boote, die ohne Menschen im arktischen Meer fahren sollen. Darüber will sie ihre Doktorarbeit schreiben – irgendwann nach ihrem Weltraumflug.

Erste Deutsche im All: Fünf Stunden nach Start Kontakt mit Berlin

Dass es zu dem Flug kam, war ein großer Zufall: Auf einem Expeditionstraining in Spitzbergen lernte sie Chun Wang kennen, einen in China geborenen Krypto-Milliardär mit einem Faible für die Raumfahrt. Er hat beim Raumfahrtunternehmen Space X von Elon Musk einen Privatflug in die Schwerelosigkeit gekauft – und Rogge gefragt, ob sie mitfliegen will.

Rabea Rogge bei einem früheren Expeditionstraining auf Spitzbergen.

Die Forscherin hat viel Erfahrung in extremen Umgebungen wie der Arktis.
Rabea Rogge bei einem früheren Expeditionstraining auf Spitzbergen.Die Forscherin hat viel Erfahrung in extremen Umgebungen wie der Arktis.privat/dpa

Ganz da oben bei den Sternen zeigt Rabea Rogge, dass sie eine Berlinerin ist. So hat sie eine historische Medaille aus der Sammlung des Deutschen Technikmuseums Berlin dabei, die den Flugpionier Otto Lilienthal ehrt. „Die Inschrift ,Non Omnis Moriar‘ – ,Nicht alles von mir wird vergehen‘ – steht auch für meinen Wunsch, die Visionen früherer Pioniere in eine neue Ära der Weltraumforschung zu tragen.“

Und in der Raumkapsel hat Rogge noch mehr Berlin dabei. „Eine Kopie der Freiheitsglocke mit, die im Rathaus Schöneberg hängt, um Berlin als meine Heimatstadt zu würdigen. Meine Eltern haben mir diese mitgegeben. Ich habe generell Gegenstände für Freunde, Familie und von meinem Satellitenteam mit – um den Leuten, die mir auf diesem Weg geholfen haben, etwas zurückzugeben“, sagt unsere Frau im All.

Diese Otto-Lilienthal-Medaille hat Rabea Rogge im All dabei.
Diese Otto-Lilienthal-Medaille hat Rabea Rogge im All dabei.Deutsches Museum für Technik Berlin

47 Jahre, nachdem der DDR-Bürger Sigmund Jähn als erster Deutscher in den Weltraum flog, ist Rogge nun die erste Deutsche, die den Kosmos erobert. Die Berlinerin hofft, dass viele Frauen ihr noch folgen werden.

Fünf Stunden nach dem Start hat Rabea Rogge Funkkontakt mit ihrer Heimat. „Can you hear me?“, fragt sie  vom Bord der „Dragon“-Kapsel. Über Lautsprecher ist ihre Stimme im Amateurfunk-Klub der Technischen Universität zu hören.

Viele Fragen gibt es. Doch leider reicht die Zeit nur für zwei Antworten.  Welche Aufgaben sie an Bord hätte, wollen die TU-Studenten wissen. „Die Raumkapsel steuern und die Forschung koordinieren“, sagt Rogge.

Danach beantwortet sie die Frage des Regierenden Bürgermeisters, der diese eingereicht hatte: „Wie kann man mehr Berlinerinnen und Berliner für die Raumfahrt begeistert?“, wollte  Kay Wegner (CDU) wissen. Rogges Antwort: „Sei nicht nur die Person, die nein zu den Träumen anderer Menschen sagt“. Es brauche in Berlin viele Menschen, die andere ermutigten, wenn sie eine neue Idee haben.