Erst am Sonnabend wurde in Berlin wieder ein junger Mann erstochen. Im U-Bahnhof Kottbusser Tor. Immer öfter wird in der Hauptstadt zum Messer gegriffen. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik fordert eine Verschärfung des Waffenrechts.
Im U-Bahnhof Kottbusser Tor war der tote Mann im Alter von 26 Jahren am Sonnabend gegen 13 Uhr in einem Zwischengeschoss gefunden worden. Er soll nach ersten Erkenntnissen der Polizei auf dem Bahnsteig der U8 aus einer Gruppe von Menschen heraus angegriffen und tödlich verletzt worden sein.
3482 Messerangriffe: Die Zahl der Straftaten mit einer Stichwaffe steigt Jahren rapide an
Es hätten sich mehrere Zeugen gemeldet, die nun befragt würden, so die Berliner Staatsanwaltschaft. Der Mann aus Tunesien sei bei der Auseinandersetzung mit der Gruppe erstochen worden, die Polizei habe einen Verdächtigen identifiziert. Das Kottbusser Tor ist seit Jahrzehnten ein bekannter Ort des Nachtlebens – aber auch berühmt-berüchtigt für Straßenkriminalität und Drogenhandel.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Zahl der Straftaten mit Messer steigt seit gut zehn Jahren, besonders seit 2020, in Berlin rapide an. Im Jahr 2012 wurden 2708 Straftaten, die mit einem Messer begangen wurden, registriert. Doch im vergangenen Jahr erfasste die Polizei in der Kriminalstatistik bereits 3482 Fälle zum Thema „Messerangriff“.
2575 Verdächtige wurden bei Straftaten mit Einsatz eines Messers in Berlin registriert. Davon hatten rund 1000 Menschen nur die deutsche Staatsangehörigkeit, rund 1370 Menschen hatten eine andere Nationalität, etwa 200 eine weitere und die deutsche Staatsangehörigkeit.

„In den letzten Jahren sehen wir auf jeden Fall einen Anstieg in Berlin, gerade auch bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden. Also die Messertäter werden jünger“, sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik gerade erst in einem Interview mit n-tv. „Ich schließe mich da der von Niedersachsen geforderten Verschärfung des Waffenrechts an.“
Niedersachsen fordert unter anderem, Springmesser generell zu verbieten, Messer mit einer feststehenden Klinge von mehr als sechs Zentimetern Länge sollen nicht mehr mitgeführt werden dürfen. In öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden sollten Waffen grundsätzlich verboten werden, sofern sie sich nicht in einem geschlossenen Behältnis befinden.
Migrationsforscher: Anstieg der Gewalttaten geht auf gestiegene Zuwanderung zurück
Die polizeiliche Kriminalstatistik in Berlin nimmt eine Unterscheidung zwischen deutschen und nicht-deutschen Tatverdächtigen vor. „In den vergangenen Jahren sehen wir bei der Gewaltkriminalität einen Anstieg insgesamt, wie auch bei den nicht-deutschen Straftätern in der Hauptstadt. Dabei sind Nichtdeutsche überrepräsentiert“, erklärt die Polizeipräsidentin. Sie findet klare Worte: „Zugespitzt formuliert: Nach unseren Zahlen ist die Gewalt in Berlin jung, männlich und hat einen nicht-deutschen Hintergrund. Das gilt auch für Messergewalt.“

In einem Interview mit der Berliner Zeitung erklärte der Migrationsforscher Stefan Luft von der Universität Bremen, dass der Anstieg von Gewalttaten auf die gestiegene Zuwanderung zurückgehe, sei „völlig klar“.