Prost, Mahlzeit! Immer mehr Deutsche trinken viel zu viel Alkohol, immer öfter diagnostizieren Ärzte den Zahlen der Krankenkasse Barmer zufolge eine Alkoholabhängigkeit. Vor allem im Osten Deutschlands, auch in Berlin und Brandenburg, wird zu viel Bier und Schnaps getrunken.
Rund 1,06 Millionen Männer und 467.000 Frauen haben einer Hochrechnung zufolge beim Arzt oder in der Klinik die Diagnose Alkoholsucht erhalten. Die Zahlen zeigen einen nahezu kontinuierlichen Anstieg über die vergangenen Jahren, wie aus einer Auswertung des Instituts für Gesundheitssystemforschung der Krankenkasse Barmer hervorgeht.
Im Norden wird mehr als im Süden gesoffen, im Osten mehr als im Westen
Vor sieben Jahren lagen die Zahlen noch bei rund einer Million Männern und 453.000 Frauen. Allerdings ist dabei nicht berücksichtigt, ob die Diagnose heutzutage von Ärzten eventuell eher gestellt wird als in früheren Jahren. Rückschlüsse auf die Zahl der Alkoholabhängigen insgesamt – also auch die ohne ärztliche Diagnose – lassen sich nur bedingt ziehen.

Die Zahlen der Barmer zeigen geografische Unterschiede. Im Norden wird mehr als im Süden gesoffen, im Osten mehr als im Westen. Unter den acht Bundesländern mit den meisten Alkoholsüchtigen tauchen nur zwei norddeutsche Stadtstaaten (Bremen und Hamburg) auf, die übrigen Spitzenplätze gehen an Bundesländer mit DDR-Vergangenheit.
Anteilsmäßig am meisten betroffen waren den Daten zufolge 2022 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern mit 2,35 Prozent der Bevölkerung, gefolgt von Bremen mit 2,28 Prozent, Berlin mit 2,14, Sachsen mit 2,13 und Hamburg mit 2,08 Prozent. In Thüringen waren es 1,96 und in Brandenburg und Sachsen-Anhalt jeweils 1,95 Prozent.
In anderen Teilen Deutschlands sieht es besser aus. In Schleswig-Holstein verließen demnach 1,91 Prozent mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit Praxis oder Klinik und in Niedersachsen 1,85 Prozent. Nach Süden hin nehmen die Anteile ab. Im Saarland waren es 1,71 Prozent, in Bayern 1,62 Prozent, in Nordrhein-Westfalen 1,56 Prozent, in Hessen 1,51 Prozent, in Baden-Württemberg 1,50 und in Rheinland-Pfalz 1,45 Prozent der Bevölkerung.
Im Jahr sterben rund 20.000 Menschen an den Folgen hohen Alkoholkonsums
Gezählt wurden die Barmer-Abrechnungsdaten der stationären und der ambulanten vertragsärztlichen Diagnosen. Verdachtsfälle sind nicht enthalten. Im Anschluss wurden die Daten der Kasse mit rund neun Millionen Versicherten auf den Bund hochgerechnet.
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) tranken zuletzt etwa 1,4 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren missbräuchlich viel Alkohol, etwa 1,6 Millionen gelten als alkoholabhängig. Jährlich waren zuletzt rund 20.000 Todesfälle bundesweit auf hohen Alkoholkonsum zurückzuführen.
Mit Alkoholsucht ambulant oder stationär behandelt werden nach den Barmer-Daten vor allem Menschen in der zweiten Lebenshälfte. So sei unter den 55- bis 64-Jährigen bei rund 303.000 Männern und rund 116.000 Frauen eine Alkoholsucht diagnostiziert worden. ■